Fantastischer Abend mit herrlichen Damen

5  Jahre wollen gefeiert werden! Da trifft es sich gut, dass Gerda und Jutta und die Froschkönigin und ihr Wolpertingerprinz gerade 5-jähriges feiern. Gerdas kleine Weltbühne, das kleine große Kabaret-Theater feiert fünf Jahre in ihrem neuen Domizil (und darüber hinaus Gerdas 36 Bühnenjahre). Da passt es gut, unser 5-jähriges dort gleich mitzufeiern. In Mühlheim am Main, eingeklemmt zwischen Hanau und Offenbach, steht ein hässliches Bürgerhaus. Meistens leer. Gerda hat dieses Beton-Monstrum vor dem Abriss gerettet, als sie sich mit ihrem skurrilen Minitheater dort eingenistet hat und schon von weiten optisch klar macht, was nun Sache ist: ganz großes Kabaret vom Feinsten.

Das Erlebnis „Gerdas“ ist schon etwas ganz besonderes. In jeder Hinsicht. Schon beim Kartenkauf fällt einem ein gewisser Kasernenhofton auf, der unmissverständlich klar macht: Wer zu spät kommt, den bestraft Gerda. Man kommt nicht mehr rein. Kommt man nun also (alle eventuellen Staus berücksichtigend) überrechtzeitig an, wird man in einem Theatercafé zwischengelagert. Von dort gibt es bis zum Showbeginn kein Entrinnen mehr. Wir werden gebeten, sitzen zu bleiben, bis man uns an unseren Platz im Theater führt. Ein obligates Kaltgetränk ab 5 Euro pro Person versüßt die Wartezeit, die auch insofern nicht weiter unerträglich ist, da das Café eher einem Kabaret-Museum gleicht und über und über mit witzigen Kleinigkeiten vollgestopft ist. Travestie-Kitsch triumphiert auf jedem Quadratmillimeter. Im winzigen 80-Leute  Saal geht es entsprechend weiter: Blauer Samt mit Milliarden kleiner Lämpchen, Putten, Stuck, Swarowski-Kristalle überall. Herrlich fantastisch. Wir werden an unseren Platz rechts in der vorletzten Reihe geführt, einer samtgepolsterten Bank für 5 schlanke Menschen. Die anderen drei Co-Publikanten können einem Leid tun; wie machen es uns bequem und ordern bei Stephan, dem knackig-schwulen Kellner (nur gucken, nicht anfassen) den zweiten obligaten Drink, womit sich der Eintritt automatisch um mindestens satte 10 Euro pro Nase erhöht hat. Gerda hat nicht nur Geschmack, sie weiß auch ihr Geschäft zu führen.

Auf die Sekunde pünktlich wird es dunkel und ein Gewitter von Laserblitzen eröffnet ein Feuerwerk bester Laune. Jutta P. singt live den Cabaret-Klassiker von Lisa Minelli und schon sind wir drin in der chaotisch-schwül-kitschig-derb-lebensfrohen Welt der herrlichen Damen. Es folgt eine charmante Begrüßung voller Frivolitäten bis an den Rand des Vulgären und darüber hinaus. Das überwiegend weibliche Publikum kreischt vor Wonne. Dann kommt Naomi, die exotische Schönheit, die uns nach Bangkok entführt. Fantastische Kostüme wetteifern mit sagenhafter Bühnendeko und magischen Lichteffekten. Stars und Sternchen aus Musicals begeistern uns live und im Playback und Gerda Ballon als Maria Hellwig demonstriert ihr elastisches Mundwerk beim Almglocken-Jodler, herrlich doofgeil begleitet von Stephan als verliebter Almbursche. Nach einer dreiviertel Stunde eine kurze Pause und noch einmal so viel volles Programm (diesmal mit Gerdas göttlich-zotiger Conference). Leider ohne Zugabe, obwohl das Publikum aus dem Häuschen ist. Schnell von oben nach unten abkassieren und die Gäste charmant rausschmeißen muss wohl sein: Das nächste Programm wartet schon. Ein bisschen hat uns dieser strikte Ablauf-Automatismus mit Kasernenhof-Reglement gestört. Aber wenn vier Herren in einem so kleinen Theater so großes Kabaret machen wollen, geht das wohl nicht anders. Der Abend war toll und wir kommen wieder. Spätestens in 5 Jahren.

Aber erst einmal freuen wir uns auf Hans Klok am 13 Dezember. Meine Liebste hat mich zu einem magischen Abend eingeladen. Verzaubert hat sie mich ja schon vor fünf Jahren.

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