Restaurant Kaufmann’s in Gelnhausen

Escht hessisch‘ Sternekisch – un wenn’s nach mir ging: 10 Sternscher!

Wir waren aufgrund der Berichte in qype hier und können alles nur bestätigen. Die Webseite kann leider so gar nicht rüberbringen, was dieses Gasthaus wirklich bietet. Und das ist es im wahrsten Sinne des Wortes: ein gastfreundliches Haus.

Das geht schon beim Betreten der urigen Gaststube los, denn man wird herzlich mit Handschlag begrüßt, als wäre man ein lange vermisster Stammgast. Und dann das Ambiente – die Gudd Stubb, wie der Hesse sagt. Da hängt Warhols Marylin Monroe (jaaa, gut, nicht echt!) neben einem Rehbockgeweih, eine mit qietschbuntem Kunstleder bezogene Polsterbank wie aus einer 50er Jahre Eisdiele neben einer stilgerecht passenden Stehlampe. In der Ecke eine uralte Pfaff-Nähmaschine, alte Urkunden, mit Zeugs vollgestopfte Regale, bequeme Stühle, rustikale Tische, witzige, stimmige Beleuchtung – kurzum, der Gast wird auch optisch nicht gelangweilt.

Wir waren Freitag abends da, mit Reservierung gerade noch 6 Plätze erhascht. Trotz Fullhouse eine angenehme Atmosphäre. Die Leute sind fröhlich ohne zu lärmen, einfach entspannt. Ein gut Teil dazu trägt die Service Mann- und Frauschaft bei. Alle supernett und zuvorkommend (und, nebenbei, auch optisch eine Freude, das Auge isst ja mit). Wieder bestätigt sich das Gefühl, mehr als willkommen zu sein. Auf dem Tisch ein handbemalter Teller mit unserem Namen und einem Willkommensgruß. Ruckzuck wird die Getränkebestellung aufgenommen und im Nu kommen perfekt gezapfte Biere wie durch ein Wunder.

Die übersichtliche Karte zeugt davon, nur das anbieten zu wollen, was richtig gut ist. Alles ist mit hessischen Zutaten gekocht und entsprechend hessisch wird es auch beschrieben. Ich mag es sehr, wenn man als unerfahrener Gast die Gelegenheit bekommt, sich mit gemischten Platten einen Überblick über die Künste des Koches zu verschaffen. Also nahmen wir „Von allem ein Bisschen“ als Vorspeise. Für je zwei Leute eine riesige Platte mit Carpaccio vom Presskopf mit Apfelwein-Vinaigrette, Handkäse mit Musik, Wurstsalat und gemischter Salat, dazu frisches Brot (damit es nicht so schnell kalt wird in Butterbrottüten, die man auch herrlich knallen lassen kann. In diesen Zeiten ein nicht immer fröhlich aufgenommener Scherz, ich weiß. Aber ich war an diesem Tag sechzig geworden, fühle mich aber noch wie sechs. Und ich entschuldige mich auch dafür).

VonallemDas Konzept der Platte war stimmig und die Zutaten lecker, trotzdem hatte ich etwas zu bemängeln: Im Gegensatz zu Rindercarpaccio sollte man die Presskopfscheiben dicker aufschneiden, damit sie besser mit der Apfelweinvinaigrette harmonieren. Mir kam der Presskopfgeschmack etwas zu kurz, was schade war, denn die Wurst war sehr gut. Das winzige Stückchen perfekt gereifter Handkäse war für zwei Leute ein bisschen mickrig, der Wurstsalat dagegen ziemlich reichlich.

IMG_2487Dann gab es den Hessenteller. Und das war der Knaller: Ein würziges Vogelsberger Kartoffelwürstchen auf Sauerkraut, ein Tröpfchen warmer Kochkäse, ein Schweineschnitzel mit Preiselbeeren und sagenhaft würzig-schlotzigen Bratkartoffeln und der Star vom Kaufmanns: ein Handkäseknödel mit Grüner Soße. Der Knödel war der Hit, da muss man erst mal drauf kommen, in einem zarten Kartoffelknödel ein Stück Handkäse verlaufen zu lassen, einfach himmlisch! Und dann diese cremige Soße! Trotzdem gibt’s auch hier e bissi was zu meckern: Das Schnitzelsche war überflüssig. Erstens mag ich kein Schweineschnitzel (langweilig) und zweitens ist das nix typisch hessisches. Da hätte ich mir was anderes gewünscht. Egal, der Teller war klasse und wir proppenvoll. Zwei von uns hatten übrigens das Knofi-Rumpsteak. Und sie waren ebenso begeistert: würzig und superzart auf den Punkt gebraten.

IMG_2501Alles gut und Schluss? Natürlich noch nicht. Nach einem knackigen Apfelbrand wollten wir noch ein Dessert probieren. Was nicht auf der Karte stand, uns aber empfohlen wurde, war ein Eis von grüner Soße! Wahnsinn, ein Eis aus meiner und Goethes Leib- und Magensoße! Das mussten wir probieren. Das war ja so was von lecker! Wie ein Tusch zum Schluss eines tollen Abends. Dass man uns beim Hinausgehen noch eine persönliche Führung durch den Biergarten und die Wurstlounge spendiert hat, passte ins Gesamtbild. Unnötig zu erwähnen, dass wir auch mit Handschlag verabschiedet wurden. So geht Gastlichkeit! Da kann sich so mancher jammernder Gastronom eine Scheibe abschneiden.

Mein Beitrag zu Restaurant Kaufmann’s – Ich bin kritzlibaer – auf Qype

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