Italienischer Abend ohne Tiger

Versprochen hatte ich es schon oft. Gestern sollte es sein: ein lauschiger, zweisamer Abend im Tigerpalast zu Frankfurt. Ich hatte Glück (wie seit vier Jahren täglich) und bekam noch Karten für die 19 Uhr Vorstellung. Trotz Buchmesse. Diese jedoch sollte sich dann doch noch störtend bemerkbar machen. Eine Stunde Anfahrt waren geplant, kommod für eine Fahrt in die abendliche City hinein. Aber dann war die Hanauer plötzlich dicht, die Zeit rann uns unter dem Lenkrad davon. Waghalsig gedreht und einen neuen Anlauf über den Riederwald genommen: Aber so schlau waren andere auch. Nichts ging mehr! Es war mittlerweile fünf vor sieben und wir waren die letzte Viertelstunde atemberaubende 500 Meter weit voran gekommen. „Die neue Ankunftszeit ist 19:15 Uhr. Sie befinden sich immer noch auf der schnellsten Strecke.“ flötete die Dame vom Navi. Ich hätte sie töten können.

Dann setzt der Verstand nach kurzer Auszeit wieder ein und erklärt mir, dass wir bestenfalls zur Pause im Tigerpalast einlaufen würden. Die Hälfte der Show reicht uns aber nicht und wir würden uns ewig an diesen verkorksten Abend erinnern. Adäquater Ersatz musste her. Jetzt könnte nur noch ein romantisches Dinner bei meinem Lieblingsitaliener helfen. Schnell ein Tisch reserviert, mit qietschenden Reifen gewendet und gaaaanz weit außen rum um Krankfurt gefahren, Richtung Mörfelden-Walldorf.

Schon beim Betreten der „La Fattoria“ war klar: Der Abend ist gerettet. Die urig-gediegen-gemütliche Athmosphäre und die äußerst nette Crew empfingen die Verkehrsopfer mit gedämpftem, warmen Licht aus zahllosen Kerzenleuchtern und dem verführerischen Duft der cucina italiana. Die Auswahl fiel gewohnt schwer bei der frugalen Karte und den animierenden Tagesspezialitäten, verwirrend vorgetragen vom sichtlich vom eigenen Angebot ergriffenen Maestro. Irgendwann war das Menu dann klar:

Cocco Rigatoni mit einer pikanten italienischen Fleischwurst – Geflügelleber auf Honigfeigen und grünem Spargel – glasierte Entenbrust mit Orangenkonfit – Geschmorte Ochsenbäckchen in Schokoladensauce und Polenta – Gorgonzola mit weißer Schokolade, kandierten Oliven und Akazienhonig – warmes Schokoladentörtchen mit Vanilleeis. Fahrtechnisch leider ohne große Weinbegleitung, dafür aber mit den berauschenden, tiefen Augen der geliebten Froschkönigin.

fattoria

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