Zauberhafter Abend

Lange war nicht klar, ob wir die Bahn würden bemühen müssen, uns nach Fulda direkt vor die Esperanto-Halle zu bringen. Schließlich waren erneute Schneefälle und Glatteis angesagt. Aber der Tag hatte wunderschön begonnen. Gleißende Sonne, klirrend kalte Luft, trockene Straßen. Beste Voraussetzungen der teuren Bahn zu entgehen. Nur geparkt haben wir auf einem ihrer Parkplätze, kostenlos natürlich ;-).

Hans Klok, der holländische Magier, war mit seiner Weihnachtsshow in Fulda. Meine Liebste hatte mir den Abend zu unserem Fünfjährigen geschenkt. Obwohl wir fast eine Stunde zu früh kamen, war das Foyer schon proppevoll. Die meisten hatten wohl Schneechaos eingeplant. Also flanierten wir durch die Massen. Wir beiden sind ja nun mal zwei richtige Augensterne, die Liebste mit ihrem feuerroten Köpfchen, den strahlenden Augen und den witzigen Schneemann-Ohrhängern und ihr bebarteter Bodyguard. Wir werden ungeniert betrachtet. Nichts ist schöner als zurück zu gaffen. Und über Leute zu lästern. So fängt der Abend gut an.

Die besten Plätze waren schon vergeben, trotzdem war die Bühne nicht allzu weit entfernt für Hans Kloks furiose Magic-Show. Der Meister begrüßt das Publikum, das er in zwei Kategorien aufteilt: diejenigen, die fasziniert die Show betrachten wollen (offenbar die Minderheit, dem Klatschen nach zu urteilen) und dem Rest, der nur wissen will, wie er das macht. Frenetischer Beifall scheint ihm Recht zu geben. „The fastest Magician ever“ nennt er sich und er macht diesem Namen alle Ehre: Die Effekte und Tricks kommen fast im Sekundentakt, unterstützt durch wirbelnde Tänzerinnen. Die Tricks sind zwar fast immer die gleichen: Er lässt seine sexy Assistentinnen schweben, irgendwie verschwinden, zersägt oder durchsticht sie und wechselt mit ihnen seinen Platz. Das alles hat man schon hundert Mal gesehen. Aber nirgendwo so spektakulär wie bei Hans Klok. Dazwischen poetische Reminiszenzen an längst verstorbene Groß-Magier wie den großen Houdini z.B.. Und einen sehr komischen Pausenclown-Magier. Zweieinhalb unterhaltsame Stunden grandioser Magie.

Nun sollte planmäßig ein indisches Mahl den Abend beschließen. Es war aber schon viertel vor elf und vermutlich hatte das von der Liebsten ausgesuchte Lokal schon geschlossen. Bevor wir uns einem Fastfood ergeben hätten, wollten wir aber unser Glück versuchen und fuhren zum Phulkari in der Kurfürstenstraße 2. Noch war es erleuchtet, aber kein Gast mehr zu sehen. Auch an der Theke kein Mensch. Dafür Tellergeklapper aus der Küche. Wir machten uns bemerkbar und fragten den erscheinenden Chef, ob denn schon geschlossen sei. Ja, sagte der, eigentlich machten sie um 23 Uhr zu aber wir könnten gerne noch was bekommen. Die Küche war so offensichtlich mit Aufräumen beschäftigt, dass wir zunächst dankend ablehnten und uns zu Gehen wanden. Aber Gurinder Singh ließ jetzt nicht locker: Wir würden überhaupt keine Umstände machen. Auf unsere Frage, was denn noch zu Essen zu bekommen sei, strahlte er uns an: Was immer wir haben wollten, er würde es uns machen. Wir nahmen Platz, noch etwas unsicher, denn mit einer so freundlichen Reaktion hatten wir nicht gerechnet. In einem deutschen Lokal wären wir wahrscheinlich mit einem unwirschen Blick auf die Uhr schon längst hinaus befördert worden. Herr Singh zündete uns eine Kerze an und entschuldigte sich noch, dass er im restlichen Lokal schon mal das Licht ausmachen würde. Das solle auf gar keinen Fall eine Aufforderung sein, uns zu beeilen.

Was wir natürlich trotzdem taten. Schnell war aus der reichhaltigen Karte was Leckeres gewählt und es dauerte nicht lange, bis ein frischer Salat vor uns stand. Mit einem köstlichen Joghurt-Dressing, das uns geschmacklich schon mal auf Indien einstimmte. Dazu ein würziges indisches Bier. Dann kam eine riesige Platte mit duftendem Basmati, zartem Nan-Brot und zwei Schalen mit unseren Gerichten, einem Schweinefleisch-Vindaloo mit Ingwer und Safran und einem Lamm-Chili. Herr Sing hatte uns vorsichtshalber vorher gefragt, ob es denn auch richtig scharf sein dürfe. Bei mir durfte es das natürlich. Und es war einfach köstlich! So saßen wir beiden Verliebten bei einem außergewöhnlich guten, exklusiven, späten Candellight-Dinner, ließen die Show Revue passieren, die Curries uns die Zungen verwöhnen, den Bauch wärmen und die Magie war in uns. Der Koch bekam ein extra Trinkgeld, was ihn sichtlich freute, und der Patron noch einmal unseren Dank für diesen freundlichen Empfang und die tolle Bewirtung. Danke Hans, danke Gurinder, danke meine Liebste für diesen zauberhaften Abend!

© www.hansklok.com

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