In der Schneekugel

Die Liebste kam gestern darauf, als wir, ganz eng auf der Couch zusammengekuschelt, den verfressenen Piepmätzen zuschauten, die in Schaaren unsere Vögelwirtschaft heimsuchen: Wir sitzen in einer Glaskugel und irgend jemand schüttelt sie unaufhörlich. Seit Tagen schneit es mit kurzen Unterbrechungen ohne Unterlass. An einen solchen Schneefall kann ich mich noch gut erinnern. Es muss Anfang der Sechziger des letzten Jahrhunderts gewesen sein. Damals hatte ich noch einen soliden deutschen Schlitten, schwer und stabil, zweisitzig und wendig (wenn man ihn richtig mit Speckschwarte einrieb). Wir beide hatten viel Spaß miteinander. Heute ist mein Schlitten aus Italien und der Spaß hält sich in Grenzen. Immerhin hilft er mir, meine Speckschwarten zu minimieren: Geschlagene 30 Minuten habe ich heute morgen geschippt und gekratzt, bis die Bellissima einigermaßen frei war. Der Japaner der liebsten Verlobtesten war zuvor schon mit viel Gefluche aus den Hinterlassenschaften der Schneeräumer ausgebuddelt worden.

Nicht das Wetter hat sich geändert: Wir kommen damit anscheinend nicht mehr klar. Und auch dem kleinen Spanier fällt es zunehmend schwerer. Die Schneehöhe hat seine Schulterhöhe erreicht und so springt er wie ein Känguru aus einem Schneeloch ins nächste. Das ermüdet zum einen und zum anderen fällt die Deponierung seiner Verdauungsprodukte schwer: Gut erzogen, wie er ist, mag er sich ja nur auf saftigen Grase lösen. Nun aber bleibt, was diskret fallen soll, im Tiefschnee stecken. So hoffen wir nun alle drei auf einen vorzeitigen Frühlingseinbruch. Unseren tiefsten, inneren Gefühlen nach kann es gar nicht mehr lange dauern …

schneefall

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