Fressorgie 2.0

der Drittgeborene lud den inneren Kreis zu einem bescheidenen Geburtstagsmahl ein. „Nur ein paar Tacos“ hatte er sich gewünscht. Für sechs Personen eigentlich eine lösbare Aufgabe. Wenn man denn hätte abschätzen können, was jeder der verfressenen Raaben so alles vertilgen würde. Sieht man den Einkaufszettel durch, scheint noch alles im Normbereich. Beginnt man jedoch die Zutaten einzukaufen, kommen erste Zweifel. 150 g Rinderhack für jeden erscheinen plötzlich viel zu wenig. 50 g Cheddar ein Witz. So landen dann fast 2 Kilo Fleisch im Wagen, vom großen Käseleib nimmt man die Hälfte (die größere, versteht sich!), Unmengen Tomaten (wie sinnvoll im November!), Salat, Mais, Jalapenos, rote Zwiebeln, Gurken in rauen Mengen. Maisfladen? Sechs Stück pro Nase! Eine halbe Tonne saure Sahne und Joghurt für die Sour Cream. Nur bei den Avocados für die Guacamole war Sparen angesagt: Nur zwei waren halbwegs reif genug. Dazu noch eingelegte Pepperoni, Oliven und zwei Sorten Chilisauce. Und als Dessert noch das beliebte Mandarinensorbet mit Campari. Bier, Wein, Soft- und Harddrinks hektoliterweise. Chips hatten die Kids auch noch mitgebracht (gegen die nachmitternächtliche Unterzuckerung). Es würde knapp werden… Und es kam, wie es kommen musste: Obwohl alle reinhauten, als gäbe es nie wieder etwas zu essen, blieb gut die Hälfte der Taco-Füllung übrig. Die Maisfladen waren so gut wie weg.

Der Morgen (besser: der Mittag) fand dann eine ausgehungerte Meute vor. Frühstück à la Raaben war angesagt: Brötchen, Rhöner Ziegensalami und Ahle Worscht, Metzgerschinken, Alpenspeck, Spianata Romana, Fleischsalat, frisches Mett mit Zwiebeln, gekochte Eier, Lachs, Knoblauchgarnelen, gefüllte Pepperoni, Bärlauch-Frischkäse, Ziegen-Camembert, Birnenmus mit Safran und Pepperoni, Ingwer-Marmelade, Weintrauben. Ein bescheidenes Morgenmahl. Dauer: 2 Stunden. Danach Mittagsschläfchen und Vorfreude auf Cappucchino mit Rüblikuchen. Und das Abendbrot nicht vergessen. Ach, das Leben kann unmäßig schön sein!

Epilog: Kaffee und Kuchen fielen dann doch wegen eines heftigen Scrabble-Nachmittags aus. Und die Taco-Reste mutierten später zu mexikanisch angehauchtem Ragù alla bolognese und Salat. Der Rüblikuchen, frisch aus dem Kühlschrank, gab das perfekte Dessert. Schade, dass das Zweitkind nebst Liebstem fehlte. Dann wäre der Clan komplett gewesen. Wunderschön war’s allemal. Blöd, dass die Fortsetzung, die Geburtstagsorgie fürs Erstgeborene, wegen Terminproblemen aller Beteiligten vermutlich ins neue Jahr verschoben werden muss. Aber es gibt ja noch Jesu Geburtstag …

Karin Masja Phil Alec Kathi Poco

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