Too wet to Rock’n Roll

hätte man das Jethro Tull Konzert in Bad Brückenau – in Anlehnung an Ian Andersons „Too old to rock’n roll – too young to die“ auch überschreiben können. Woodstock Feeling kam unter der Fangemeinde der zumeist ergrauten, alten Säcke mit dicken Bäuchen auf, als zur zweiten Halbzeit der Regen wieder kam, der schon die ganze Fahrt zum Konzert angedauert und die Stühle klatschnass gemacht hatte. Nachdem wir die Sitze getrocknet und eine einigermaßen bequeme Sitzhaltung gefunden hatten (unzumutbares, weil viel zu schmales und eng aufgestelltes Gestühl für unser Einen), kam Hoffnung auf, dass es trocken bleiben würde.
Ian Anderson stellte seinen Opening Act, die süße Saori Jo, persönlich vor und die junge Dame rockte sogleich solo am Piano los, als sei Kate Bush in einen Jungbrunnen gefallen und wäre dann mit Tori Amos und Katie Melua verschmolzen. Der Abend schien richtig gut zu werden, als sie uns in einem Lied aufforderte, noch eine Nacht zu bleiben, damit sie am Leben bleiben könne. Wir alle wären dazu bereit gewesen (wenn unsere Liebsten neben uns nicht so komisch geguckt hätten). Mehr von Saori Jo gibt’s hier (auch dieses „Stay” zu hören): http://www.myspace.com/saorijo
Viel zu kurz war ihr Auftritt, für einen Song verstärkt vom Meister und einem Teil seiner Band persönlich. Kurzer Umbau und Ian rockte los. Zunächst verhalten mit Stücken von vor fast 40 Jahren, dann immer druckvoller. Alecs Kommentar: „Mann – gehen die ab!“. Das aller höchste Lob für einen Rock’n-Roll-Rentner von einem 20 jährigen Force-Attack-Jünger.
Dann kam der Regen doch noch. Wir kramten unsere Abdeckplanen hervor und verkrochen uns darunter, ein Guckloch freihaltend. Das Gesäß schon lange nicht mehr spürend, die Wirbelsäule anatomisch unmöglich verkrümmt, die Füße nass – aber ansonsten völlig glücklich – bejubelten wir einen Jethro Tull Abend voller ausgelassener Spielfreude mit einem hervorragend ausgesuchten Mix der alten Hits. Leider war nach anderthalb Stunden, inkl. der obligatorischen Locomotive-Breath-Zugabe, definitiv Schluss.
Hatte sich Ian noch kurz vorher über den alternden Mick Jagger lustig gemacht, vermute ich nun doch stark die gleichen Alterssymptome am Herrn der Querflöte, seinem (schon immer) debil aussehenden Schlagzeuger Doane Perry und dem weißhaarig-hageren Gitarren-Zweitgott (neben Clapton) Martin Barrè. Sollen sich mal ein Beispiel an anderen Rockopas nehmen, die treiben es für 60 Euronen wesentlich länger!

Hier das verliebte Rock’n Roll Pärchen unter der Plane und der Blick durch selbige auf die Rockopas:

Karibische Freuden

hatten wir gestern auf dem Afrika-Karibik-Festival in Aschebersch gesucht. Aber nicht so recht gefunden. Das Wetter war zwar fast karibisch (immerhin hat es nicht geregnet), aber die Stimmung hatten wir uns ausgelassener vorgestellt. Irgendwie stand alles unter einer gewissen Geschäftstüchtigkeit der Veranstalter. Beginnend mit der restriktiven Handhabung des Verbotes, eigene Getränke und Speisen mitzubringen und dem Zirkus mit den Getränkebons, die vorab gekauft werden durften (der Pfand für die Flaschen allerdings war bar zu bezahlen, sodass wir mit Bons, Geld und Pfandmarken hantieren mussten).

Dann der große Basar, dessen Vielfalt sich jedoch schnell als gigantischer Afrikakitsch herausstellte, der offensichtlich auch noch von ein und dem selben Großhändler stammte. Nur vier/fünf Stände hatten schönen, authentischen Kram. Lecker auch der Stand mit diversen scharfen Sößchen (die ich dann vergaß, zu kaufen, als wir gingen).

Ganz nett die Fressbuden mit leckeren Gerichten. Wir hatten gegrillten Fisch, diverse Eintöpfe mit Couscous und ein geniales Rindfleisch mit saurem Spinat. Die Burenwürste, die ich so gerne probiert hätte (wie schmeckt junger Bure?) waren leider schon ausverkauft. Witzig: zu trinken gab es natürlich nur Afri-Cola, keine andere Cola-Marke. Ich hatte afrikanischen Äppelwoi aus Aschebersch)

20 Euro Eintritt sind heftig, wenn man erst um 16 Uhr kommt und schon um 21 Uhr geht (selber schuld!) und so nur zwei Gruppen erlebt. Eine davon (Wally Warning) brachte Karibikfeeling, die andere (Jamaram) war zwar fetzig aber eben doch mit sehr europäischem Reggae/Ska/Soul-Gemisch. Trotzdem: das bisschen Bewegung in Beinen und Hüften beim Reggae-Schwung hat uns beiden schon Spaß gemacht. Und mir heute morgen das Aufstehen erschwert.

Fazit: Na ja! Mal muss es mal erlebt haben. Aber das reicht dann auch. Nächstes Jahr gehts nach Würzburg, in der Hoffnung, dass es da besser ist. Oder besser: gleich nach Afrika oder in die Karibik.

Schee eng wars!

… gerade richtig in diesem Postwinter. Die Wärme tat gut. Weniger mein Winter-Futter (diverse Klopse, munitionsähnlich in der Konsistenz). Total in die Hose gegangen (und bei manchem vielleicht sogar dort gelandet. Lediglich Froschkönigins mediterrane Klopse und der quietschcurrygelbe Nudelsalat waren genießbar. Und die zahlreichen Caipis. Denn der Wein war genauso grauenhaft. Es kann also nur besser werden in den nächsten 55 Jahren.

Boykott

Es mag aus betriebswirtschaftlicher Sicht richtig sein und rechtens sowieso. NOKIA zelebriert hier aber genau den gleichen Geiz, der ja mittlerweile überall im Volk so unglaublich geil ankommt. Wir alle sind ja hinter den günstigsten Handys her, wie Nachbars Lumpi hinter der Katze. So schaffen wir erst unsere Arbeitsplatz-Schlächter selber. Wir brauchen aber kein „Deutsche, kauft deutsch!“, sondern einfach nur die Bereitschaft für gute Ware auch gutes Geld zu bezahlen.

Wenn Geiz und Geilheit das Hirn vernebeln, nutzt aller Protest nichts. Trotzdem ist es mir ein Bedürfnis, meine Wut über dieses Heuschreckenverhalten, mein Gefühl für die Nokia-Mitarbeiter und die der Zulieferer, auszudrücken. Nicht mit einem Boykottaufruf. Das mag jeder für sich selbst entscheiden (ich selber hatte nie ein Nokia). Aber mit einem grafischen Statement, meiner Möglichkeit, mich künstlerisch damit auseinander zu setzen, möchte ich Zeichen setzen (Klick zum vergrößern):

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