Schlaraffenland, Filiale Frankfurt am Main

So fängt ein Wahlsonntag gut an: Die Liebste hatte den engsten Familien-Clan zu einem Nachgeburtstags-Brunch ins Frankfurter Sümela II geladen. Etwas früh für die Raaben-Sippe, die ja kaum sonntags aus den Federn kommt. Aber die Qype-Bewertungen dieses neuen Lokals der türkischen Sümela-Gastronomie-Dynastie wässerten schon mal den Mund und so waren wir voller Vorfreude aufgebrochen, standen um Halb Elf vor der Tür. Und wurden wahrlich nicht enttäuscht.

Das Sümela II liegt verkehrstechnisch günstig nahe der Börse im Zentrum Frankfurts, direkt gegenüber einem Parkhaus. Schon mal gut, dass man sich da nicht so mit der Hinlauferei verausgabt, wenn gleich dies auch wertvolle Kalorien frei gemacht hätte. Der Eintritt ins Lokal ist wie ein Übergang in ein anderes Land. Sehr edel und geschmackvoll orientalisch eingerichtet. Nicht der weit verbreitete Türkenkitsch. Der Empfang ist äußerst herzlich, der Service sehr freundlich ohne aufdringlich zu sein. Jeder Wunsch wird uns von den Lippen abgelesen und sofort erfüllt. Eine Klavierspielerein begleitet uns dezent mit angenehmer, orientalisch angehauchter Barmusik. Wir sitzen auf bequem gepolstertem Gestühl mit hoher Lehne. Das Lokal ist nicht sehr groß, sieht eng aus und doch geht es nicht eng zu. Wohlfühlen vom ersten Moment an. Die Liebste strahlt. Alles ist ganz nach ihrem Geschmack.

Dann das Buffet: Etwas unglücklich in U-Form vor der Theke platziert (nur was für schlanke Schlemmer). Man weiß gar nicht, wo zuerst anfangen. Schier unermessliche Vielfalt an Speisen. Alles, was die türkische Küche ausmacht, wird hier in einer hervorragender Qualität angeboten. Nichts ist überwürzt oder schwimmt in Öl. Knackig das Gemüse. Kalte Vorspeisen in allen möglichen Variationen, Salate ohne Ende, warme Speisen, die auf der Zunge zergehen, vegetarisch oder mit Lamm, Hack, Kalb, Huhn. Und dann die Süßspeisen. Mag ich sonst eigentlich nicht so sehr, da mir meist zu süß. Hier aber richtig angenehm, zusammen mit einem türkischen Mokka genossen. Zwischendurch einen Raki, stilgerecht mit Wasser und Eis extra gereicht. Das Schlaraffenland muss türkisch sein und hat hier eine Filiale eröffnet. Wir kämpfen tapfer, aber aussichtslos. Etliches blieb unversucht. Um 14 Uhr ging gar nichts mehr rein.

Das Ganze zu einem erstaunlich moderaten Preis. Getränke außer Tee gehen extra, was OK ist, wenn man diese Vielfalt und Qualität, die nette Athmosphäre und den unschlagbaren Service bedenkt. Früher sind wir bei Kindergeburtstagen gerne zum McDonalds gegangen. Da hatten die Kleinen ihren Spaß und die Kosten waren übersichtlich. Kein Dreck zuhause, kein Kochen, kein Geschirrspülen. Herrlich entspanntes Feiern. Und heute? Jetzt gehen wir wohl öfter ins Sümela II (und bestimmt auch mal ins Sümela I, das aber keinen Brunch bietet). Da haben die Großen ihren Spaß und wir keinen Stress!

Barbietorte und andere Backwerke

Wenn die Kids kommen, ist bei uns immer was los. Vor allem, was die Fütterung angeht, ist ausgeklügelte Logistik gefragt. Die Jungen sind anscheinend nach wie vor im Wachstum begriffen und brauchen entsprechend viel Nahrungszufuhr. Diesmal standen zuoberst auf dem Wunschzettel Muscheln. Dazu passt am besten Baguette. Ein Rezept für original französische Flutes gab es bei Madame Aurelie. Wie es gemacht wird, zeigt sie in ihrem liebevollen Blog französischkochen.de so eindrucksvoll, dass ich es unbedingt ausprobieren wollte. Es hat riesigen Spaß gemacht und das Ergebnis war perfekt. Adé Brotbackautomat! Jetzt ist ehrliches Handwerk angesagt!

Original Baguette vorher und nacher

Samstag gab es dann argentinische Wildhasenschenkel, saftig mit Kräuterbutter gefüllt und mit Lardo umwickelt. Zum Niederknien! Sonntag hatte sich die Liebste die sagenhafte Käsesahnetorte vom Töchterchen gewünscht. Da diese aber noch an der vergangenen Nacht laborierte, übernahm ich die ehrenvolle Aufgabe. Allerdings hatte die Angebetete den verrückten Wunsch geäußert, die Füllung möge bitteschön quietschblau sein. Käsesahne in blau! Aber verliebte Wolpertingerprinzen tun noch viel verrücktere Dinge für ihre Fröschin. Und deshalb musste die Torte auch außen passend verziert werden. Heraus kam eine Torte, wie sie Barbie geliebt hätte. Und auch der Liebsten entlockte sie kleine, spitze Freudenschreie. Sie soll sehr gut geschmeckt haben. Ich habe Augen und Nase geschlossen und tapfer ein Stück hinuntergewürgt und verweigere deshalb auch jegliche Aussage dazu.

Original Barbietorte

Den Abschluss der wochenendlichen Orgie bildete ein Käsefondue und dreierlei Schokomus von den Raabenkindern. Wie immer haben wir uns geschworen, nie wieder so viel zu essen. Und freuen uns gleichzeitig auf den demnächst anstehenden Geburtstag der Liebsten. Bis dahin ist der Schwur hoffentlich völlig vergessen. Obwohl: Es ist Fastenzeit! Na, schaun mer mal …

Vampire

Januarsonne! Eine Hassliebe! Mittags steht sie so tief, dass sie unverschämt mit voller Wucht in unsere Höhle dringt. Gnadenlos sticht sie in unser Hirnkastel und verursacht an dem, was da noch drin ist Schmerzen. Wie Vampire verdunkeln wir die Ruhestätte und verkriechen uns in unsere Särge. Dabei hätten wir die Sonne dringend nötig. Unsere Seelen gieren danach, nach all den düsteren Winterstürmen. Ich zähle deshalb die Tage, an denen die Sonne wieder aufwärts steigt und endlich wieder in einem verträglicheren Winkel auf unsere Häupter scheint. Bis dahin verstecken wir uns. Gut bevorratet mit Aspirin. Eingekuschelt ins Bettchen. Decke drüber. Auch schön. Vor allem mit einer solchen Froschkönigin…

Verfressene Weihnachten, Teil 2

Wenn zwei Liebende mit erwachsenen Kindern zusammenfinden, akzeptieren deren Familien im besten Falle die Beziehung. Bei uns erleben wir eine Steigerung. Es ist schon wunderbar zu erleben, wie lieb sich unsere Kinder haben. Wie langjährige Geschwister gickeln sie rum. Sicherlich ist es auch die Ausnahme, wenn meine beiden darauf bestanden, Weihnachten zu Froschköniginnens Sippe mitkommen zu dürfen. Trotz widrigster Logistik (2 Autos im Schneechaos quer durch Deutschland) hatten wir also zu zweiten Mal ein inniges Familienfest. Schön entspannt mit mitternächtlichem Glühweingenuss am zweiten Feiertag und einer perfekten Gans mit perfekten Semmelknödeln, Blaukraut und Ziegenkäsemousse am „dritten“. Dazu viel Spaß mit dem kleinen Spanier, der die vielfältige Aufmerksamkeit und Liebe genauso genoss wie die Kinder.

Jetzt entspannen wir weiter und genießen eiskalte Spaziergängen mit dem Wenigen und kuschelige Zweisamkeit mit Plätzchenresten. Die Kulinarik wird auch dabei nicht zu kurz kommen. Schließlich müssen wir uns für ein zurückhaltendes neue Jahr, was das betrifft, wappnen.

Verfressene Weihnachten

Wie immer: Ein Fest der Sinne. Anders kenne ich es nicht (gottseidank – so vielen Anderen geht es nicht so). Dieses Jahr fördern die Kontraste die starken Eindrücke: Draussen bitter kalt, aber wunderschön, so lange man nicht fahren muss. Drinnen warm und kuschelig. Alle Lieben versammelt um brechend volle Tische. Immer wieder muss ich daran denken, wie dankbar und demütig ich sein muss, das so erleben zu dürfen.

Neben der Freude um das glückliche Zusammensein bleiben die kulinarischen und visuellen Eindrücke. Weihnachten war schon immer geprägt von Schlemmerei, dicht an der Grenze zu purer Völlerei. Aber diesmal haben wir eine gutes Maß gefunden. Eingestimmt Heiligabend mit Jakobsmuschelravioli und in Parmaschinken gebratenen Jakobsmuscheln an Safransauce war der richtige Appetit vorhanden auf kreative Plätzchen und ein tolles Weihnachtsmenü am ersten Feiertag im Frankenberger Raabennest: Apfel-Zwiebel-Sorbet auf mariniertem Lolle Rosso, in Whisky gebeizter Frischlingsrücken mit Pfefferkruste (mit Niedertemperatur stundenlang geschmort), dazu Rotkraiut mit Pflaumenmus und Schwarzen Johannisbeeren, abgeschlossen mit Ziegenfrischkäsemousse mit Erdbeer-Coulis. So ein Menü schmeckt lange nach. Muss es auch, denn bald ist wieder Askese angesagt.

Fressorgie 2.0

der Drittgeborene lud den inneren Kreis zu einem bescheidenen Geburtstagsmahl ein. „Nur ein paar Tacos“ hatte er sich gewünscht. Für sechs Personen eigentlich eine lösbare Aufgabe. Wenn man denn hätte abschätzen können, was jeder der verfressenen Raaben so alles vertilgen würde. Sieht man den Einkaufszettel durch, scheint noch alles im Normbereich. Beginnt man jedoch die Zutaten einzukaufen, kommen erste Zweifel. 150 g Rinderhack für jeden erscheinen plötzlich viel zu wenig. 50 g Cheddar ein Witz. So landen dann fast 2 Kilo Fleisch im Wagen, vom großen Käseleib nimmt man die Hälfte (die größere, versteht sich!), Unmengen Tomaten (wie sinnvoll im November!), Salat, Mais, Jalapenos, rote Zwiebeln, Gurken in rauen Mengen. Maisfladen? Sechs Stück pro Nase! Eine halbe Tonne saure Sahne und Joghurt für die Sour Cream. Nur bei den Avocados für die Guacamole war Sparen angesagt: Nur zwei waren halbwegs reif genug. Dazu noch eingelegte Pepperoni, Oliven und zwei Sorten Chilisauce. Und als Dessert noch das beliebte Mandarinensorbet mit Campari. Bier, Wein, Soft- und Harddrinks hektoliterweise. Chips hatten die Kids auch noch mitgebracht (gegen die nachmitternächtliche Unterzuckerung). Es würde knapp werden… Und es kam, wie es kommen musste: Obwohl alle reinhauten, als gäbe es nie wieder etwas zu essen, blieb gut die Hälfte der Taco-Füllung übrig. Die Maisfladen waren so gut wie weg.

Der Morgen (besser: der Mittag) fand dann eine ausgehungerte Meute vor. Frühstück à la Raaben war angesagt: Brötchen, Rhöner Ziegensalami und Ahle Worscht, Metzgerschinken, Alpenspeck, Spianata Romana, Fleischsalat, frisches Mett mit Zwiebeln, gekochte Eier, Lachs, Knoblauchgarnelen, gefüllte Pepperoni, Bärlauch-Frischkäse, Ziegen-Camembert, Birnenmus mit Safran und Pepperoni, Ingwer-Marmelade, Weintrauben. Ein bescheidenes Morgenmahl. Dauer: 2 Stunden. Danach Mittagsschläfchen und Vorfreude auf Cappucchino mit Rüblikuchen. Und das Abendbrot nicht vergessen. Ach, das Leben kann unmäßig schön sein!

Epilog: Kaffee und Kuchen fielen dann doch wegen eines heftigen Scrabble-Nachmittags aus. Und die Taco-Reste mutierten später zu mexikanisch angehauchtem Ragù alla bolognese und Salat. Der Rüblikuchen, frisch aus dem Kühlschrank, gab das perfekte Dessert. Schade, dass das Zweitkind nebst Liebstem fehlte. Dann wäre der Clan komplett gewesen. Wunderschön war’s allemal. Blöd, dass die Fortsetzung, die Geburtstagsorgie fürs Erstgeborene, wegen Terminproblemen aller Beteiligten vermutlich ins neue Jahr verschoben werden muss. Aber es gibt ja noch Jesu Geburtstag …

Karin Masja Phil Alec Kathi Poco

Fressorgie

Das zweitgeborene Küken rief zur Geburtstagsfeier ins Schwäbische Exil bei der Oma. Und die üblichen Verdächtigen kamen in Scharen. Diesmal auch die beiden anderen Nachwuchsvögel. Und ein ganz neues Küken, das dem Zweitküken nicht von den Federn wich. Das Motto lautete „Raclette“. Was bei der schwäbisch-hessischen Melange allerdings nicht mehr viel mit dem Schweizer Original gemein hat. Außer vielleicht dem Spaß an der Freud. Zu den üblichen Käsesorten gesellen sich nämlich hier noch etliche andere Leckereien. Und obendrauf – wörtlich genommen – kommt noch diverses Fleisch. Sogar Meeresgetier wurde gesichtet. Bei dieser Vielfalt der Genüsse muss der Tisch Meisterleistungen der Logistig folgen: zweistöckig angeordnet war fast alles unterzubringen. Nur das Brot fand keinen Platz mehr. Dem Schicksal des Brotes folgten dann sukzessive die Teilnehmer der Orgie, die gegen Ende zunehmend unter Platz!-Not litten. Und wie immer schworen sie sich, nie, aber auch wirklich nie mehr so viel zu essen. Na dann … die nächsten Feiern stehen bald an.

Erkenntnisse

„Man kann auch ohne Hund leben – aber wozu?” hat ein Promi mal gesagt. Unser kleiner Zweitsohn bestärkt uns diese Erkenntnis jeden Tag. Er ist einfach knuddelig. Ich persönlich würde allerdings den Satz etwas anders formulieren wollen: „Man kann notfalls auch ohne Hund leben, auf gar keinen Fall aber ohne Froschkönigin …“

Überfall der Heuschrecken

Das Klischee vom darbenden, asketischen Studenten wurde am Freitag mal wieder von den Kids ad adsurdum geführt. Zu viert fielen sie bei uns ein wie weiland die Heuschrecken in’s gelobte Land. Wir hatten zum Grillabend geladen und vereinbart, dass nichts, außer Flüssigem und guter Laune, mitzubringen sei. Angesichts des bekannt guten Hungers des Nachwuchses hatten wir entsprechend eingekauft. Aber schon die erste, die dem Treppenhaus entstieg, trug einen großen Einkaufskorb vor sich her. Sie hatten am Vorabend auch gegrillt und brachten nun die ansehnlichen Reste mit. Dazu ein paar Kleinigkeiten für ein nachzuholendes Mittagsmahl. Kaum waren alle in der Hütte, wurden Brötchen geschmiert, mit allerlei Leckereien belegt und hungrig vertilgt. Mein Einwand, wir würden doch gleich grillen wurden mit einem genervten „Ach, Pappi! Wir haben doch so einen Hunger!“ abgetan. Ich hatte den ganzen Tag gefastet, um trotz Abnehmkur gut mithalten zu können und war nun entsprechend hungrig. Lange musste ich aber nicht warten: Exakt eine Stunde später kamen die ersten Unmutsäußerungen, warum denn der Grill noch nicht brennen würde.

Von da ab ging es bis kurz vor Mitternacht: Eine Leckerei nach der anderen kam auf den Tisch. Sardinen, Eitrige, Merguez, Grillfackeln, Schweinebauch, Hähnchenschenkel und Spare Ribs maßen sich mit deftigem Nudelsalat nach der Liebsten Rezept, Kartoffel- und Gurkensalat mit Feta von Phil und einem genialen, pikanten Wassermelonensalat. Ich staune immer wieder, was in die Bäuche unserer Kleinen rein passt. Natürlich kam auch der kleine Spanier nicht zu kurz, obwohl das aus seiner Sicht natürlich ganz anders aussah. Gefehlt hat nur noch das Pforzheimer Kind und seine neue Eroberung. Dann allerdings wären wir komplett kahl gefressen worden. So blieb ein bescheidener Rest übrig. Von dem wir Samstag, Sonntag und vermutlich Montag zehren werden.