DFssgF oder die Anziehung der Gegensätze

   Als begeisterter Food Blog Leser las ich hier erstmals von einem skurillen Blog Event, dem DFssgF. ”Deutsche Foodblogger schicken sich gegenseitig Fresspakete“. Herrlich! In meinem Bauch entstanden sofort Bilder von überquellenden, mannshohen Kisten, voller Spezereien aus aller Herren Länder (schliesslich bezieht sich das D im Eventnamen nur auf das geografisch-postalische Verbreitungsgebiet und nicht auf eine unmoralisch ethnische Begrenzung). Ich sah argentinische T-Bones, japanische Kobe-Steaks, afrikanische Wasserbüffellenden, australische Känguru-Koteletts, iberische Schweinenacken, französische Barbarieenten und Münchener Weisswürste auf meine Froschkönigin und mich zuschweben. Oder wenigstens eine Tonne Labskaus.

Die Teilnahme war auch Nonfoodbloggern gestattet und so trug ich mich mit tropfendem Gaumen ein. Gleichzeitig stellte ich unser hessisches Fresspaket zusammen: Aale Würste, stracke Rote, Schwardemagen, Frankfurter Würste, Solber. Alles, was das Frankfurter Herz (und den Cholesterinspiegel) höher schlagen lässt.

Fast schon war die Vorfreude gestillt, da traf die Mail mit meiner Auslosung ein. Und traf mich mitten in meine Raubtierseele: Eine Vegetarierin!. Alkohol und Kokos dürfen auch nicht sein. Gut: der hessische Kokosanbau steckt erst in den Anfängen und lässt zu wünschen übrig, aber der Äppelwei! Nach dem ersten Schreck und erfolgreichen Wiederbelebungsversuchen meiner Froschkönigin begann sofort der Stratege im Hessen in mir durchzubrechen. Gemeinsam mit der liebsten Frau der Welt (die trotz ihrer schwäbischen-bayerischen Wurzeln dem Vegetariertum nicht ganz abgeneigt ist) beratschlagten wir die Vorgehensweise und bastelten an der Einkaufsliste. Da ich mit Ausnahme des Fleischanteils in meiner Nahrung gewissermaßen ja auch vegetarisch esse, fiel es mir letztendlich gar nicht so schwer, mich kreativ einzubringen. Und siehe: Es macht sogar Spaß!

So, jetzt geh ich einkaufen … (soll keine Drohung sein).


Unter Thüringer Würsten, Blutwurstrittern und starken Augusten

Die Fahrt nach Dresden war nass, aber mit der Liebsten an der Seite unterhaltsam. Die italienischen Pferdchen konnten nicht galoppieren, wie sie wollten. So kam die obligate Rast an der Mutter der Wurstbuden, dem Parkplatz hinter Magdala auf der A 4 Richtung Berlin, wie gerufen. Wer hier nicht hält und die Thüringer Würste oder eine Soljanka probiert, weiß nicht, was er verpasst hat. Diesmal war nur eine Wurst dran, aber die Rückfahrtpause hier schon eingeplant. Und weiter gings im Regen ostwärts.

Die Nation ist ja geteilt, was Blutwurst angeht: 90 % finden’s igitt und der Rest weiß einfach, was gut ist. Und schließt sich der Gefolgschaft der Ritter der Blutwurst an, die von dem französischen Städtchen Montagne au Perche aus die Meister der Blutwurstkreation alljährlich zur blutigen Tafelrunde bittet und die Besten unter ihnen mit Medaillen ehrt.

Nachdem wir letztes Jahr vom Berliner Ritter Benser ziemlich enttäuscht waren, nahmen wir den Tipp war, beim Besuch unseres lieben Sachsenzwerges Biggi auch die Fleischerei Rudolf Reim, Carthäuserstr. 16, in 08451 Crimmitschau heim zu suchen und deren prämiertes Blut zu probieren. Ja! Das ist es! Eine köstlich gewürzte, herrlich harte Blutwurst im Ring (witzigerweise auf dem Kassenzettel als Touristenblutwurst aufgeführt – sind da Wessis drin, die sich zu weit in den Osten gewagt haben? – das würde den hervorragenden Geschmack erklären!) und eine nicht minder würzige Gutsfleischblutwurst in der Blase. Biggi bekam sofort den Lieferauftrag für das restliche Jahr.

Den Liebenden ist nichts zu schwer. So nahmen wir in strömendem Regen den feuchten Weg auf weiter gen Dresden, um dort die Hinterlassenschaften August des Starken, König der Sachsen, zu bewundern. Netterweise hatte Biggi den sächsischen Regengott milde gequasselt: Mit Eintreffen im Zentrum Dresdens hörte der Niesel auf. Die Kälte zwang uns aber sofort in einen Rundfahrtbus, um so die Stadt zu erkunden. Ein ausgiebiger Stopp bei Pfund’s Molkerei mit stärkender Buttermilch machte uns fit für einen anschliessenden Rundgang im Zentrum. Leider ohne grünes Gewölbe (nur mit Voranmeldung vier Wochen im Voraus zu besichtigen) und ohne Semperoper, deren letzter Besuchstermin schon verstrichen war. Viel zu müde um noch mehr zu erfassen, verliessen wir die starken August-Relikte wieder in Richtung BSS. Nicht ohne den Running-Gag bei Besuchen im Osten zu zelebrieren: Thüringer Würste!

Zwei Blutwurst-Knappen vor der Semperoper und im Zwinger