Geocaching zu zweieinhalb

Nasskalter Sonntag. Der Hund muss raus. Nicht gerade inspirierend. Gut, dass ich ein neues Hobby (oder zumindest könnte es eines werden) gefunden habe: Geocaching. Schnitzeljagd 2.0 sozusagen. Mit Grips und iPhone nach versteckten „Schätzen“ suchen. Das macht Spaß. Besonders wenn die Liebste sich auch ein bisschen erwärmen kann und wir zu zweieinhalb losziehen. Erst ausführlich Gassi mit dem wilden Spanier (der mittlerweile ganz brav ohne Leine mit uns läuft), dann Schatzsuche mitten in der City von BSS. Außer den Koordinaten hatten wir einen Hinweis: drei mal drei. Die Liebste (und Klügere) konnte ihn umsetzen und machte mich auf eine Baumreihe von drei mal drei jungen Erlen aufmerksam. Der alte Pfadfinder in mir entdeckte dann den gut als Lüftungsschlitz getarnten „Cache“, die Schatzkiste. Was wohl andere Kurstadtbesucher gedacht haben mögen, als sie den alten Knacker ein Plastikdöschen ausbuddeln sahen? Wie er was auf einen darin befindlichen Zettel kritzelte und das Ding dann wieder in dem Lüftungsschlitz verbarg. Drogendealer oder Spion oder gar beides! Anschließend lud mich die liebste Klügste noch in ein Kurcafé ein:

Gut versteckt rechts neben dem Eingang der Spassart-Therme (oder von innen, von der Wandelhalle aus) findet man dieses winzige, schnuckelige Café. Schon der Anblick ist eine Augenweide. Neben leckeren Kuchen, Tee-und Kaffeespezialitäten gibt es tausend kleine Modeaccessoires und nette Mitbringsel zu besichtigen und zu kaufen. Man sitzt innen wunderbar bequem in Ledersesseln und außen auf nicht minder bequemen Korbstühlen an kleinen Tischchen. Der Service ist flott und freundlich, die Preise gar nicht kurstadtneppisch. Unser Highlight heute waren die Karamelwaffeln mit Eis und Roter Grütze. Schon so lecker anzuschauen, dass man sich gar nicht mehr zu probieren wagt, was schade wäre. Denn die knusprige, frische Waffel mit den vielen kleinen Obststückchen drauf, die große Eiskugel und die verführerische Grütze sind ein süßer Traum. Dazu hatte ich eine Pepperoni-Chili-Chocolade. Herrlich schokoladig mit knackiger Schärfe im Abgang. Nach dem kalten Aprilspaziergang genau das Richtige.
(Mein Beitrag zu Tee und Kaffee Bistro – Ich bin kritzlibaer – auf Qype)


Frankfurter Botschaft

Die Liebste hatte bei Groupon zugeschlagen und ein 5-Gänge-Menü in der Frankfurter Botschaft für zwei Personen ergattert. Für heute Abend, Dienstag, hatten wir reserviert und machten uns auf in die kleine Großstadt Frankfurt. Es begann weniger prickelnd mit der Suche nach einem Parkplatz. Der aufgeschickte Westhafen mit seinen Glaspalästen und Appartement-Häusern im Wasser beeindruckt mit toller Architektur, enttäuscht den parkwilligen Automobilisten aber auf’s Tiefste. Mir ist schleierhaft, warum man städteplanerisch zwar die Menschen wieder in die City locken will, aber den Autofahrer konsequent vor der Tür lässt. Kein Parkhaus weit und breit und nur Anwohner-Plätze ringsum. Ein verzweifelter Anruf in der Botschaft wurde mit dem Tipp belohnt, im nahen IBIS-Hotel zu parken. Kurz davor fanden wir dann doch noch eine Lücke.
Die Lage der Frankfurter Botschaft ist schon toll. Vor dem neuen Westhafen-Wahrzeichen, dem “Gerippten” Sony-Hochhaus, nah am Main gelegen, hat man von hier einen wunderschönen Blick auf den Fluss. Was besonders am Abend sehr stimmungsvoll sein kann. Die Einrichtung ist stylish – und daher unbequem. Mit winzigen 50 × 50 cm messenden Tischlein werden möglichst viele Umsatz-Plätze geschaffen. Für schlanke Schickimickistangen aus den umliegenden Agenturen sicher ausreichend. Für unsere Schlemmerleiber leider beklemmend eng. Gerade mal 40 cm zum Nachbartischlein lassen mehr oder weniger nette Gespräche der Nachbarn zum Teil der eigenen Konversation werden. Der vorhandene Platz ist schick gedeckt mit Schottgläsern, Stoffserviette und komplettem Besteck. Kommt nun noch ein Teller dazu, fehlt der Platz für die eigenen Hände. Mit Brotkörbchen, Butterschälchen und Brottellerchen, einer Flasche Wasser und einem Teelicht kommt Beklemmung auf. Jetzt bloß keine Speise mehr, sonst müssten wir von den Knien essen!
Der Service ist sehr freundlich, zuvorkommend und frech: Auf meinen Wunsch nach dem reservierten Tisch kommt prompt die Gegenfrage: “Auch mit Stühlen?” Ich mag das. Es lockert die leicht steife, elitäre Athmosphäre und macht Laune. Kaum sitzen wir, läuft ein präzises Service-Uhrwerk ab. Getränke kommen umgehend, kurz danach Brot und (sehr dezent) gesalzene Butter. Ich werde allerdings nie verstehen, warum die Bütterchen immer tiefgefroren an den Tisch kommen müssen. Auch hier atomisiere ich das frische und sehr leckere Vollkornbrot mit den eisharten Butterkugeln.
Wir wählen unter zwei Hauptspeisen logischerweise jeder eine andere und freuen uns somit auf ein Aus-5-mach-6-Gänge-Menü. Es beginnt mit Büffelmozzarella und Olivetti-Tomate an Basilikum-Zitronen-Sorbet dazu Kamilleblüten-Karamell und Senf-Vinaigrette. Der Büffel war mir etwas zu fest, ich mag ihn cremiger, und den Tomaten fehlte das Aroma (warum kaufen die nicht bei ALDI die holländischen Cocktailtomaten, die sind richtig gut!?), aber das Sorbet war der Hammer! Genauso wie das Karamell und die Vinaigrette. Ein durchaus gelungener Einstieg also. Recht zügig danach ging es weiter mit einer Velouté von der Canellini-Bohnen mit Zitronen-Petersilienschaum in einer witzigen Suppenschale, die zwar das Auslecken verhindert aber das Auskratzen bis auf den letzten Tropfen hervorragend ermöglichte. Das Schäumchen ein Träumchen. Kurzes Päuschen und dann ein Rosenblütensorbet mit Chili und Kardamom. Eine überraschende arabische Note nach dem mediterranen Einstieg. Ich bin nicht so der Fan von rosenblütenschwangeren arabischen Desserts, aber hier passte es wunderbar, vorallem mit dem anregenden Chili. Der trockene Riesling von Markus Schneider dazu ein tolles Gespann. Kaum waren diese Aromen verklungen kamen die Hauptspeisen: geräucherte Barbarie Entenbrust mit Apfel-Calvados-Jus, Dörraprikosen, Kartoffelquader und gebratenem Radicchio, sowie Thunfisch in Piment d’Espelette mit Spinatpolenta und confierten Silberzwiebeln. Die Ente wunderbar rauchig und zart, das Jus samtig-fruchtig. Der Fisch auf den Punkt, fest im Biss; die Polenta überraschend (so kannte ich Spinat noch nicht) und die Zwiebelchen reinste Geschmacksperlen. Gottseidank war noch genug Brot übrig um damit die riesigen langen Teller blitzeblank zu putzen. Dazu gab es eine erstaunlichen Rosé, auch von Markus Schneider, dunkel wie ein echter Roter, aber trotz Vollmundigkeit federleicht und herrlich fruchtig. Ich mag die langen Kunstpausen zwischen den Gängen nicht. Angenehm, dass es hier in der Botschaft nur so flutscht, ohne den Eindruck zu erwecken, man wolle uns schnell wieder los werden. Das Dessert kam also verzögerungsfrei: Nuss Nougat-Crème Brulée mit Bergpfeffer und Clementinen-Granité. Eine Brulée auf “Schokopudding” hatte ich auch noch nicht, wunderbar! Dazu das frische Granité, eine Erd- und eine Kapstachelbeere, verbunden mit einem Schokostick passten herrlich dazu.
Alles in allem ein zauberhaftes Menü. Die Portionen übrigens recht großzügig für diese Klasse. Der Preis, regulär 115 Euro ohne Wein wäre mehr als angemessen gewesen. Dazu der aufmerksame, freundliche Service. Was will man mehr! Im Sommer locken auch bequemer aussehendes Gestühl und ein Strand. Jetzt frag ich mich nur noch, warum das Ganze Frankfurter Botschaft heißt. Ein so benanntes Lokal würde ich eher in Berlin oder München verorten. Dazu mit Frankfurter Küche. Aber hier, vor Ort, mediterran, mitten in Frankfurt? Was ist die Botschaft? Egal – wir kommen wieder.

Apfelsturm

Jeden Morgen, wenn ich mit dem Spanier die Wiesen unsicher mache, erlebe ich das Wunder der Apfelweinwerdung, Stufe 1, die Erschaffung des Rohstoffes. Kann mich kaum erinnern jemals eine solche Fülle dieses Aphrodisiakums erblickt zu haben. Die Bäume sind regelrecht überladen und scheinen kurz vor dem Explodieren zu stehen. Ich stelle mir vor, ein Wind käme auf und bliese mir eine Apfelwoge um die Ohren. Ich koste regelmäßig. Aber außer bester (fast schon zu guter) Verdauung und einem recht trockenen Mund ergeben diese Proben noch gar nichts. Sie verführen mich nicht. Vielleicht, weil meine Liebste zum Zeitpunkt der Experimente meist 30 Kilometer weiter östlich weilt. Wäre sie direkt neben mir, ich könnte für nichts garantieren.

Ritter der Tafelrunde

Warum arten unsere Verwandschaftsbesuche eigentlich immer in wahre Tafelschlachten aus? Irgend etwas ritterliches muss in uns stecken, dass wir uns meist um eine reich gedeckte Tafel scharen und reinhauen, als würde unsere Burg demnächst sieben entbehrungsreiche Jahre belagert werden. So war es auch vergangenes Wochenende in Harburg bei Schwiegermama.

Sie schwärmt genau wie wir von fetten Koteletts und so wollten wir ihr endlich mal diese fantastischen Stücke vom Schwäbisch-Halleschen Landschwein mitbringen. Wie oft hatten wir ihr den Mund gewässert mit unseren detailreichen Beschreibungen des breitesten Fettrandes, den sie sich nur vorstellen kann. Aber ausgerechnet die bestellten Koteletts waren diesmal nur sehr dürftig mit diesem Rand der Begierde bestückt. Sommersäue sind nicht so fett wie die im Winter, wo sie den Speck gut gebrauchen können.

Trotzdem waren die Koteletts eine Offenbarung: Groß wie Wagenräder, zart wie Marzipan und saftig wie Pfirsiche. Allein die Größe scheint den Eingeborenen im Ried fantastisch vorzukommen: Ein Freund von Amira, der zu Gast war, bemerkte trocken, so etwas kenne er nur von den Simpsons. Amira dagegen konnte sich gar nicht mehr wegen der glasierten Möhrchen einkriegen, die sie mit Stielansatz verputzte. Nur mein Kartoffel-Erbsenpürree mit Speckzwiebeln kam bei den spätzlegewöhnten Schwaben weniger gut an. Als Abschluss dann eine fluffige bayerische Creme mit fruchtiger Sauce von Amira gezaubert.

Abends Brückenfest in Harburg vor der tollen barocken Kulisse der Altstadt. Leider im Regen. Aber was solls: Innerlich wie äußerlich stark eingenässt und in Begleitung von jungem Gemüse lässt sichs besonders gut feiern.

Am Sonntag dann das typische Hausrezept der Familie: Soßknöpfle. Spätzle in Bratensoße mit Schweinebraten, Kartoffel-Gurkensalat und Bratensoße (diese reichlich, damit der staubtrockene Braten besser rutscht). Ein Gericht, mit dem ich so meine Probleme habe. Denn üblicherweise werden alle Komponenten auf dem Teller so zusammengemanscht, dass man meinen könnte, es sei schon einmal verdaut worden. Diesmal gab es zum Braten jedoch noch geschmorten Schweinebauch, eine köstliche Alternative, die mir das Essen rettete, zumal ich alles preussisch korrekt getrennt auf dem Teller platzierte.

Trotz vollen Bauches (und leider mit ihm) dann auf die Harburg, eine der besterhaltensten Burgen Deutschlands und endlich mal eine Führung mitgemacht. Die Führerin war absolute Spitze und hat uns das Leben in einer Burg so anschaulich vermittelt, dass ich anschließend froh war, unsere Tafelrunden doch besser in neuzeitlichem Luxus genießen zu dürfen. An der Seite des bezauberndsten Burgfräuleins, einer geborenen von und zu Froschkönigin.

 

Scharfe Schote

Geschafft! Nach gut zwei Jahren haben meine Bemühungen um meine kleinen Lieblinge Früchte getragen. Vier Samen der Habanero Chili-Art Capsicum chinense naga jolokia waren 2009 liebevoll in die Erde gelegt worden. Zu Anfang Tag und Nacht gehegt und gepflegt und immer wieder beobachtet. Große Freude als sich erste Triebe zeigten. Und große Enttäuschung als die ersten braunen Blätter gesichtet wurden. Gut feucht gehalten will sie werden und schön warm. Einfach gesagt. Feucht heißt oft: Pflanze abgesoffen. Und warm: Volle Sonne hat sie verbrannt. Verzweifelt wurden neue Giessstrategien und Standorte ausprobiert. Teils mit anfänglichem Erfolg, teils mit noch schlimmeren Verkümmerungen. Aber ich hatte den Eindruck, die Pflänzchen wollen nicht aufgeben. Also fühlte ich mich verpflichtet, sie nicht voreilig dem Abfalleimer zu überlassen.

Ein Jahr später standen leidlich große Pflanzen auf der Fensterbank. Blühten sogar. Dann gings wieder bergab. Anfang 2011 topfte ich um, was immerhin Besserung brachte. Aber zu früh gefreut. Im Mai fielen die Blätter. Und als sie fast alle nackt waren, entschloss ich mich zur Radikalkur und schmiss sie alle raus! Auf den Balkon. Allerdings nicht auf den Südbalkon, sondern in den unwirtlicheren Norden auf die andere Seite der Hütte. Seht zu, wo ihr bleibt, rief ich ihnen zu. Und siehe da: drei nahmen sich meine Worte zu Herzen und blühten förm- und wörtlich auf. Nur eine wollte nicht mitspielen und verabschiedete sich ganz.

Und nun sind die ersten Früchte da! Und ganz viele Fruchtstände tragen schon neue. Jetzt freu ich mich auf die erste Anwendung. Die Sorte Naga Jolokia bringt es auf sagenhafte 1.001.304 Scoville-Einheiten! Über eine Million! Die schärfste Schote der Welt. In Honig eingelegt sollen sie für europäische Weichei-Gaumen genießbar sein. Mal sehen. Ich bin ja kein Anfänger. Und überhaupt: Meine Froschkönigin ist wesentlich schärfer!

Osterschlemmerei

Überschattet von einem tragischen Todesfall haben wir diese sonnigen Osterfeiertage verhalten genossen. Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Wenn auch der Leib gerade noch so zusammenhält, hatte die Seele zumindest Linderung dringend nötig.

Zusammen mit dem Brüderchen habe ich diesmal ein griechisches Osterlamm zelebriert. Zwei Tage hat es in Buttermilch gebadet, gespickt mit Oregano, Thymian und Knoblauch, gesäuert mit Zitronenscheiben. Die einzig wahre Methode ist das Niedrigtemperaturgaren: Scharf anbraten und anschließend bei 80 Grad ganz langsam fünf bis sechs Stunden schmoren lassen. Das Ergebnis ist ein wunderbar saftiger Braten, den man auf der Zunge zerdrücken kann. Durchdrungen von mediterranen Aromen. Begleitet haben diese griechische Spezialität ein grobes Bulgur mit geschmelzten Tomaten und Petersilie. Und ein herrlich frischer Salat mit Chicorèe und Fenchel. Dazu ein Kaiserstühler Burgunder. Vorneweg eine witzige Vorspeise, die so richtig den Gaumen kitzelt: Cannelloni aus mariniertem Rettich, gefüllt mit Tatar von geräucherten Forellen auf einem Salat mit einer Campari-Himbeeressig-Birnensaft-Vinaigrette, getoppt mit Forellenkaviar. Da schießt einem das Wasser in den Gaumen und verlangt nach mehr. Nach viel mehr! Drum schloss dieses fantastische Menü ein fruchtiges Dessert ab: Basilikum-Orangen-Pannacotta mit Erdbeer-Balsamico-Mus und frischen Erdbeeren.

Endstation Pasta

„Der Mensch fliegt auf den Mond, aber einen gescheiten Dosenöffner hat er noch nicht erfunden.“

Arthur werkelt in seiner Küche rum und philosophiert über das Leben und die Küche. „Endstation Pasta“ heißt das Stück für eine Person. Und die spielt Markus Karger vom Theater ohne doppelten Boden (TheodoBo). Die Rolle ist ihm auf seinen gewaltigen Leib geschrieben: Arthur ist ein introvertierter, gescheiterter Haarwasserverkäufer. Er wartet auf seine Freundin und kocht ihr Spaghetti Bolognese. Zunächst doziert er über die korrekte Zubereitung und bereitet das Gericht tatsächlich vor den Zuschauern zu. Er weiß viel über die richtigen Zutaten zu berichten. Was er halt so von seiner Mutter und den Fernsehköchen gelernt hat. Dabei kommt er ins Schwärmen: Er erzählt von seiner Karriere im Haarwassergeschäft, triftet aber bald ab in Träumereien von Verkaufserfolgen und Heldentaten, in denen er der Damenwelt imponiert. Er verwandelt sich in einen eloquenten Franzosen, charmiert mit einer jungen Frau und rettet schließlich eine Angebetete aus einem abstürzenden Flugzeug über dem Dschungel, reitet mit ihr auf Kamelen durch Timbuktu und verjagt dort erfolgreich mit giftigen Pfeilen bewaffnete Einwohner in ihr Tipi. Der schüchterne Koch Arthur verwandelt sich in einem fort zu allen möglichen Figuren. Äußerst agil tobt er über die Bühne und tänzelt zu eigenen Gesängen wie eine Elfe. Der Höhepunkt ist für mich die Auferstehung von Marlon Brando als „Der Pate“, der den verwirrten Haarwasserverkäufer zu Drogengeschäften verführt und ihn mit seiner 14-jährigen Tochter verkuppeln will.

Markus Karger ist Arthur © TheodoBo

Das Stück von Jean-Michel Räber unter der Regie von Monika Fingerhut ist eine bunte Revue durch Kochtopf, Film und Leben. Und Markus Karger scheint der Einzige zu sein, der das spielen kann. Toll auch die Kulturwerkstatt Wölfersheim, in deren wunderbarem, kleinen Theater das aufgeführt wurde. Masja hatte meiner Liebsten (und somit mir, danke Töchterlein!) den Abend (inkl. italienischem Essen) zum Geburtstag geschenkt und voll in’s Schwarze getroffen. Die Liebste bekannte freimütig, noch nie im Leben Fan von irgendwas gewesen zu sein. Bis auf den heutigen Abend. Nun ist sie Markus Karger verfallen. Und ich bin wahrscheinlich nur noch 2. Besetzung. Ich werde ihr einen Starschnitt von Markus ins Schlafzimmer hängen.

Markus Karger kocht und schwadroniert

Schlaraffenland, Filiale Frankfurt am Main

So fängt ein Wahlsonntag gut an: Die Liebste hatte den engsten Familien-Clan zu einem Nachgeburtstags-Brunch ins Frankfurter Sümela II geladen. Etwas früh für die Raaben-Sippe, die ja kaum sonntags aus den Federn kommt. Aber die Qype-Bewertungen dieses neuen Lokals der türkischen Sümela-Gastronomie-Dynastie wässerten schon mal den Mund und so waren wir voller Vorfreude aufgebrochen, standen um Halb Elf vor der Tür. Und wurden wahrlich nicht enttäuscht.

Das Sümela II liegt verkehrstechnisch günstig nahe der Börse im Zentrum Frankfurts, direkt gegenüber einem Parkhaus. Schon mal gut, dass man sich da nicht so mit der Hinlauferei verausgabt, wenn gleich dies auch wertvolle Kalorien frei gemacht hätte. Der Eintritt ins Lokal ist wie ein Übergang in ein anderes Land. Sehr edel und geschmackvoll orientalisch eingerichtet. Nicht der weit verbreitete Türkenkitsch. Der Empfang ist äußerst herzlich, der Service sehr freundlich ohne aufdringlich zu sein. Jeder Wunsch wird uns von den Lippen abgelesen und sofort erfüllt. Eine Klavierspielerein begleitet uns dezent mit angenehmer, orientalisch angehauchter Barmusik. Wir sitzen auf bequem gepolstertem Gestühl mit hoher Lehne. Das Lokal ist nicht sehr groß, sieht eng aus und doch geht es nicht eng zu. Wohlfühlen vom ersten Moment an. Die Liebste strahlt. Alles ist ganz nach ihrem Geschmack.

Dann das Buffet: Etwas unglücklich in U-Form vor der Theke platziert (nur was für schlanke Schlemmer). Man weiß gar nicht, wo zuerst anfangen. Schier unermessliche Vielfalt an Speisen. Alles, was die türkische Küche ausmacht, wird hier in einer hervorragender Qualität angeboten. Nichts ist überwürzt oder schwimmt in Öl. Knackig das Gemüse. Kalte Vorspeisen in allen möglichen Variationen, Salate ohne Ende, warme Speisen, die auf der Zunge zergehen, vegetarisch oder mit Lamm, Hack, Kalb, Huhn. Und dann die Süßspeisen. Mag ich sonst eigentlich nicht so sehr, da mir meist zu süß. Hier aber richtig angenehm, zusammen mit einem türkischen Mokka genossen. Zwischendurch einen Raki, stilgerecht mit Wasser und Eis extra gereicht. Das Schlaraffenland muss türkisch sein und hat hier eine Filiale eröffnet. Wir kämpfen tapfer, aber aussichtslos. Etliches blieb unversucht. Um 14 Uhr ging gar nichts mehr rein.

Das Ganze zu einem erstaunlich moderaten Preis. Getränke außer Tee gehen extra, was OK ist, wenn man diese Vielfalt und Qualität, die nette Athmosphäre und den unschlagbaren Service bedenkt. Früher sind wir bei Kindergeburtstagen gerne zum McDonalds gegangen. Da hatten die Kleinen ihren Spaß und die Kosten waren übersichtlich. Kein Dreck zuhause, kein Kochen, kein Geschirrspülen. Herrlich entspanntes Feiern. Und heute? Jetzt gehen wir wohl öfter ins Sümela II (und bestimmt auch mal ins Sümela I, das aber keinen Brunch bietet). Da haben die Großen ihren Spaß und wir keinen Stress!

Barbietorte und andere Backwerke

Wenn die Kids kommen, ist bei uns immer was los. Vor allem, was die Fütterung angeht, ist ausgeklügelte Logistik gefragt. Die Jungen sind anscheinend nach wie vor im Wachstum begriffen und brauchen entsprechend viel Nahrungszufuhr. Diesmal standen zuoberst auf dem Wunschzettel Muscheln. Dazu passt am besten Baguette. Ein Rezept für original französische Flutes gab es bei Madame Aurelie. Wie es gemacht wird, zeigt sie in ihrem liebevollen Blog französischkochen.de so eindrucksvoll, dass ich es unbedingt ausprobieren wollte. Es hat riesigen Spaß gemacht und das Ergebnis war perfekt. Adé Brotbackautomat! Jetzt ist ehrliches Handwerk angesagt!

Original Baguette vorher und nacher

Samstag gab es dann argentinische Wildhasenschenkel, saftig mit Kräuterbutter gefüllt und mit Lardo umwickelt. Zum Niederknien! Sonntag hatte sich die Liebste die sagenhafte Käsesahnetorte vom Töchterchen gewünscht. Da diese aber noch an der vergangenen Nacht laborierte, übernahm ich die ehrenvolle Aufgabe. Allerdings hatte die Angebetete den verrückten Wunsch geäußert, die Füllung möge bitteschön quietschblau sein. Käsesahne in blau! Aber verliebte Wolpertingerprinzen tun noch viel verrücktere Dinge für ihre Fröschin. Und deshalb musste die Torte auch außen passend verziert werden. Heraus kam eine Torte, wie sie Barbie geliebt hätte. Und auch der Liebsten entlockte sie kleine, spitze Freudenschreie. Sie soll sehr gut geschmeckt haben. Ich habe Augen und Nase geschlossen und tapfer ein Stück hinuntergewürgt und verweigere deshalb auch jegliche Aussage dazu.

Original Barbietorte

Den Abschluss der wochenendlichen Orgie bildete ein Käsefondue und dreierlei Schokomus von den Raabenkindern. Wie immer haben wir uns geschworen, nie wieder so viel zu essen. Und freuen uns gleichzeitig auf den demnächst anstehenden Geburtstag der Liebsten. Bis dahin ist der Schwur hoffentlich völlig vergessen. Obwohl: Es ist Fastenzeit! Na, schaun mer mal …

Verfressene Weihnachten, Teil 2

Wenn zwei Liebende mit erwachsenen Kindern zusammenfinden, akzeptieren deren Familien im besten Falle die Beziehung. Bei uns erleben wir eine Steigerung. Es ist schon wunderbar zu erleben, wie lieb sich unsere Kinder haben. Wie langjährige Geschwister gickeln sie rum. Sicherlich ist es auch die Ausnahme, wenn meine beiden darauf bestanden, Weihnachten zu Froschköniginnens Sippe mitkommen zu dürfen. Trotz widrigster Logistik (2 Autos im Schneechaos quer durch Deutschland) hatten wir also zu zweiten Mal ein inniges Familienfest. Schön entspannt mit mitternächtlichem Glühweingenuss am zweiten Feiertag und einer perfekten Gans mit perfekten Semmelknödeln, Blaukraut und Ziegenkäsemousse am „dritten“. Dazu viel Spaß mit dem kleinen Spanier, der die vielfältige Aufmerksamkeit und Liebe genauso genoss wie die Kinder.

Jetzt entspannen wir weiter und genießen eiskalte Spaziergängen mit dem Wenigen und kuschelige Zweisamkeit mit Plätzchenresten. Die Kulinarik wird auch dabei nicht zu kurz kommen. Schließlich müssen wir uns für ein zurückhaltendes neue Jahr, was das betrifft, wappnen.