Groß geworden …

isser, der Bub! Zwei Jahre ist er nun bei uns und so sah er bei der Ankunft aus. Mittlerweile ist er gar nicht mehr so „poco“. Dafür umso mehr „loco“. Aber ein liebenswerter Spinner, der einfach nicht mehr weg zu denken ist. Immerhin beisst er nicht mehr alles und jedes kaputt sondern konzentriert sich auf einige wenige Dinge. So z.B. die Arretierungsknöpfe an seinem Hundegitter im Auto.

Nachdem nun einige abgebissen und die Stangen zerkaut waren, hatte ich mich entschlossen, für Ersatz zu sorgen. Da die Herstellerfirma, Kleinmetall in Erlensee, quasi um die Ecke lag, fuhr ich dort hin, um die Ersatzteile zu holen. Vorsorglich hatte ich mich mit genügend Euronen versorgt, da man ja weiß, wie man manchmal mit Ersatzteilen abgezockt wird. Um so erstaunlicher, als die nette Frau dort im Büro nach längerer Fahndung in der gesamten Produktion mit den gewünschten Teilen ankam und sie mir einfach so mitgab. Kostenlos! In dem Moment fand ich meine Wahl des teuersten Hundegitters auf dem Markt gar nicht mehr teuer. Also Leute: Wenn ihr schon Hunde aus Spanien holt, dann kauft das Zubehör wenigstens beim deutschen Qualitätshersteller.

Nun kann er also wieder beherzt zubeißen, der verrückte Spanier, der „Wenig“ heißt und für uns alles ist.

Morning Glory

Wenn die Liebste ganz früh aufsteht und Mann und Hund rausschmeisst, können diese Beiden was Schönes erleben. Dann ist die Sonne nämlich noch ganz jung am Himmel, keine Sau sonst unterwegs, es ist ganz still (die Vögel haben ihr Morgenkonzert schon beendet und sind auf Futtersuche oder Nachwuchsförderung oder beides). Die Luft ist klar und frisch. Was sich irgendwie auch sofort auf den verschlafenen Geist des Herrchens auswirkt. Laufe ich sonst mit verklebten Augen durch die Botanik und versuche, einen wachen Gedanken zu formulieren, sehe ich plötzlich die Natur mit ganz anderen Augen. Was es da alles gibt! Erstaunlich, wie viele Gräser da wachsen, was für eine Blütenvielfalt im Sonnenlicht protzt! Da möchte man sich einfach hineinsetzen und Teil des Arrangements werden. Nicht zurück an die Fron müssen. Nicht den ganzen Tag auf einen kalten Monitor glotzen müssen. Einfach sitzen bleiben. Bis es abends spät und die Liebste und der Magen ungeduldig wird. Ach, wär das schön!

TV geht vor die Hunde!

Der beste Freund des Menschen ist ein ziemlich nerviger TV-Genosse. Kann man sich mit seiner Liebsten noch auf’s Trefflichste über das Programm streiten diskutieren, interessiert das den Hund wenig bis gar nicht. Es sei denn, ein anderer Köter wäre auf dem Bildschirm zu sehen und – vor allem – zu hören. Dann ist plötzlich nichts spannender. Klar doch: Immerhin versucht da ganz offensichtlich ein Artgenosse in seinen ureigenen Hoheitsbereich einzudringen! Da gilt es, seine Muckis zu zeigen. Imponieren, was das Zeug hält. Mit anderen Worten: Bellen. Dumm nur, dass Frauchen und Herrchen dann den netten Herrn Rütter nicht mehr verstehen, der gerade erklärt, wie man seinem Schatz das Kläffen abgewöhnen kann. Und die lustigen Disney-Filme mit einem Bernhardiner namens Beethoven kann man sich auch schenken.

Irgendwann muss das Viech doch begreifen, dass die TV-Genossen nix tun!

Gone with the wind

Am Samstag gab es eine schöne Aktion von Campact: Mehr als 10.000 Luftballons stiegen neben dem Atomkraftwerk Grundremmingen auf. Und unsere waren dabei! Für jedes Familienmitglied einer.

Mit dieser Aktion machte Campact klar, dass die beiden Siedewasserreaktoren in Gundremmingen unbedingt auch auf die Abschalt-Liste der Regierung gehören und noch dieses Jahr stillgelegt werden müssen. Die Reaktoren ähneln auf frappierende Weise den Katastrophenmeilern von Fukushima: So werden die abgebrannten Brennelemente ebenfalls ungeschützt im „Dachstuhl“ des Reaktors gelagert. Nächsten Samstag wird dann die zweite Ballon-Wolke am AKW Unterweser nördlich von Bremen starten. Wenn die Regierung sich erdreistet, doch einen der acht, für drei Monate stillstehenden Reaktoren wieder ans Netz zu lassen, dann wird es wohl das AKW Unterweser sein.

Auf einer Internet-Karte könnt ihr in den nächsten Tagen verfolgen, an welchen Orten die am letzten und am kommenden Samstag gestarteten Ballons gefunden werden. Damit wird deutlich, wohin eine radioaktive Wolke am jeweiligen Tag getrieben wäre.

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Ich bin so wild nach deinem Erdbeer-Ohr!

„Zwei Erdbeer’n im Haar und an der Hüfte Bananen
Trägt Karin seit heut zu einem Kokosnußkleid
Ja sicher noch dieses Jahr, das kann man heute schon ahnen
Trägt die modische Welt, das was Karin gefällt“

Die neueste Version von France Galls Schlager aus den 6oern zeigt, wo’s lang geht: Schluss mit langweiligem Ohrgehänge! Jetzt gibt’s jeden Tag einen Ohr-gasmus! Oder auch zwei. Guckt ihr hier: www.ohr-gasmus.de


Osterschlemmerei

Überschattet von einem tragischen Todesfall haben wir diese sonnigen Osterfeiertage verhalten genossen. Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Wenn auch der Leib gerade noch so zusammenhält, hatte die Seele zumindest Linderung dringend nötig.

Zusammen mit dem Brüderchen habe ich diesmal ein griechisches Osterlamm zelebriert. Zwei Tage hat es in Buttermilch gebadet, gespickt mit Oregano, Thymian und Knoblauch, gesäuert mit Zitronenscheiben. Die einzig wahre Methode ist das Niedrigtemperaturgaren: Scharf anbraten und anschließend bei 80 Grad ganz langsam fünf bis sechs Stunden schmoren lassen. Das Ergebnis ist ein wunderbar saftiger Braten, den man auf der Zunge zerdrücken kann. Durchdrungen von mediterranen Aromen. Begleitet haben diese griechische Spezialität ein grobes Bulgur mit geschmelzten Tomaten und Petersilie. Und ein herrlich frischer Salat mit Chicorèe und Fenchel. Dazu ein Kaiserstühler Burgunder. Vorneweg eine witzige Vorspeise, die so richtig den Gaumen kitzelt: Cannelloni aus mariniertem Rettich, gefüllt mit Tatar von geräucherten Forellen auf einem Salat mit einer Campari-Himbeeressig-Birnensaft-Vinaigrette, getoppt mit Forellenkaviar. Da schießt einem das Wasser in den Gaumen und verlangt nach mehr. Nach viel mehr! Drum schloss dieses fantastische Menü ein fruchtiges Dessert ab: Basilikum-Orangen-Pannacotta mit Erdbeer-Balsamico-Mus und frischen Erdbeeren.

Endstation Pasta

„Der Mensch fliegt auf den Mond, aber einen gescheiten Dosenöffner hat er noch nicht erfunden.“

Arthur werkelt in seiner Küche rum und philosophiert über das Leben und die Küche. „Endstation Pasta“ heißt das Stück für eine Person. Und die spielt Markus Karger vom Theater ohne doppelten Boden (TheodoBo). Die Rolle ist ihm auf seinen gewaltigen Leib geschrieben: Arthur ist ein introvertierter, gescheiterter Haarwasserverkäufer. Er wartet auf seine Freundin und kocht ihr Spaghetti Bolognese. Zunächst doziert er über die korrekte Zubereitung und bereitet das Gericht tatsächlich vor den Zuschauern zu. Er weiß viel über die richtigen Zutaten zu berichten. Was er halt so von seiner Mutter und den Fernsehköchen gelernt hat. Dabei kommt er ins Schwärmen: Er erzählt von seiner Karriere im Haarwassergeschäft, triftet aber bald ab in Träumereien von Verkaufserfolgen und Heldentaten, in denen er der Damenwelt imponiert. Er verwandelt sich in einen eloquenten Franzosen, charmiert mit einer jungen Frau und rettet schließlich eine Angebetete aus einem abstürzenden Flugzeug über dem Dschungel, reitet mit ihr auf Kamelen durch Timbuktu und verjagt dort erfolgreich mit giftigen Pfeilen bewaffnete Einwohner in ihr Tipi. Der schüchterne Koch Arthur verwandelt sich in einem fort zu allen möglichen Figuren. Äußerst agil tobt er über die Bühne und tänzelt zu eigenen Gesängen wie eine Elfe. Der Höhepunkt ist für mich die Auferstehung von Marlon Brando als „Der Pate“, der den verwirrten Haarwasserverkäufer zu Drogengeschäften verführt und ihn mit seiner 14-jährigen Tochter verkuppeln will.

Markus Karger ist Arthur © TheodoBo

Das Stück von Jean-Michel Räber unter der Regie von Monika Fingerhut ist eine bunte Revue durch Kochtopf, Film und Leben. Und Markus Karger scheint der Einzige zu sein, der das spielen kann. Toll auch die Kulturwerkstatt Wölfersheim, in deren wunderbarem, kleinen Theater das aufgeführt wurde. Masja hatte meiner Liebsten (und somit mir, danke Töchterlein!) den Abend (inkl. italienischem Essen) zum Geburtstag geschenkt und voll in’s Schwarze getroffen. Die Liebste bekannte freimütig, noch nie im Leben Fan von irgendwas gewesen zu sein. Bis auf den heutigen Abend. Nun ist sie Markus Karger verfallen. Und ich bin wahrscheinlich nur noch 2. Besetzung. Ich werde ihr einen Starschnitt von Markus ins Schlafzimmer hängen.

Markus Karger kocht und schwadroniert

Schlaraffenland, Filiale Frankfurt am Main

So fängt ein Wahlsonntag gut an: Die Liebste hatte den engsten Familien-Clan zu einem Nachgeburtstags-Brunch ins Frankfurter Sümela II geladen. Etwas früh für die Raaben-Sippe, die ja kaum sonntags aus den Federn kommt. Aber die Qype-Bewertungen dieses neuen Lokals der türkischen Sümela-Gastronomie-Dynastie wässerten schon mal den Mund und so waren wir voller Vorfreude aufgebrochen, standen um Halb Elf vor der Tür. Und wurden wahrlich nicht enttäuscht.

Das Sümela II liegt verkehrstechnisch günstig nahe der Börse im Zentrum Frankfurts, direkt gegenüber einem Parkhaus. Schon mal gut, dass man sich da nicht so mit der Hinlauferei verausgabt, wenn gleich dies auch wertvolle Kalorien frei gemacht hätte. Der Eintritt ins Lokal ist wie ein Übergang in ein anderes Land. Sehr edel und geschmackvoll orientalisch eingerichtet. Nicht der weit verbreitete Türkenkitsch. Der Empfang ist äußerst herzlich, der Service sehr freundlich ohne aufdringlich zu sein. Jeder Wunsch wird uns von den Lippen abgelesen und sofort erfüllt. Eine Klavierspielerein begleitet uns dezent mit angenehmer, orientalisch angehauchter Barmusik. Wir sitzen auf bequem gepolstertem Gestühl mit hoher Lehne. Das Lokal ist nicht sehr groß, sieht eng aus und doch geht es nicht eng zu. Wohlfühlen vom ersten Moment an. Die Liebste strahlt. Alles ist ganz nach ihrem Geschmack.

Dann das Buffet: Etwas unglücklich in U-Form vor der Theke platziert (nur was für schlanke Schlemmer). Man weiß gar nicht, wo zuerst anfangen. Schier unermessliche Vielfalt an Speisen. Alles, was die türkische Küche ausmacht, wird hier in einer hervorragender Qualität angeboten. Nichts ist überwürzt oder schwimmt in Öl. Knackig das Gemüse. Kalte Vorspeisen in allen möglichen Variationen, Salate ohne Ende, warme Speisen, die auf der Zunge zergehen, vegetarisch oder mit Lamm, Hack, Kalb, Huhn. Und dann die Süßspeisen. Mag ich sonst eigentlich nicht so sehr, da mir meist zu süß. Hier aber richtig angenehm, zusammen mit einem türkischen Mokka genossen. Zwischendurch einen Raki, stilgerecht mit Wasser und Eis extra gereicht. Das Schlaraffenland muss türkisch sein und hat hier eine Filiale eröffnet. Wir kämpfen tapfer, aber aussichtslos. Etliches blieb unversucht. Um 14 Uhr ging gar nichts mehr rein.

Das Ganze zu einem erstaunlich moderaten Preis. Getränke außer Tee gehen extra, was OK ist, wenn man diese Vielfalt und Qualität, die nette Athmosphäre und den unschlagbaren Service bedenkt. Früher sind wir bei Kindergeburtstagen gerne zum McDonalds gegangen. Da hatten die Kleinen ihren Spaß und die Kosten waren übersichtlich. Kein Dreck zuhause, kein Kochen, kein Geschirrspülen. Herrlich entspanntes Feiern. Und heute? Jetzt gehen wir wohl öfter ins Sümela II (und bestimmt auch mal ins Sümela I, das aber keinen Brunch bietet). Da haben die Großen ihren Spaß und wir keinen Stress!

Frauenklischees oder die ungeschminkte Wahrheit?

„Ja früher! Früher war des noch eifach! Da war en Mann all des, was e Fraa net war! De Mann war stark, die Fraa schwächlich! Der Mann hat sich rasiert, die Fraa net! Die Fraa hat Kinner gekrieht, de Mann net! Un heut? Die Fraa krieht kei Kinner mehr, rasiert sich die Baa und is mitem Schlappschwanz verheirat! Da stimmt doch gar nix mie!”

Miss Vulkania der Herzen © TheodoBo

Urrsella Kraft aus Stockheim, die „Miss Vulkania der Herzen“ (Stockheim liegt am Fuß des erloschenen Vulkans Vogelsberg) zieht vom Leder, schwadroniert, wie ihr Wetterauer Schlappmaul gewachsen ist. Sie weiß Bescheid über die Rolle der Frau. Schließlich ist sie mit ihrem Ernst genug gestraft. Es ist ihr voller Ernst mit ihrer Meinung. Und wenn sie ihren Göttergatten so beim Saufen beobachtet, bekommt die Redewendung vom vollen Ernst eine ganz neue Bedeutung für sie. Ihre Fülle stört sie nicht die Bohne. Im Gegenteil: Fast schon grazil tänzelt sie über die Bühne, erzählt von ihren Erlebnissen bei den Landfrauen und dem Singkreis der Volkshochschule. Sie singt ihre liebsten Schlager und als sie das Publikum bittet, einen Finger zu heben, erkennt sie ganz viele Freiwillige für eine gemeinsame Aufführung des alten Schlagers vom Sonnenuntergang auf Capri. Im VHS-Kurs „Musizieren ohne Instrumente“ hat sie gelernt, wie man Mandolinen täuschend echt simuliert und übt dies mit dem Publikum ein. Frau Kraft singt aus vollen Kräften und dirigiert die Mandolinenschaar. Und die Leute kriegen vor Lachen kaum noch einen Ton raus.

Markus Karger ist Frau Kraft, wie sie (be)leibt und lebt. Eines von vielen herrlichen Frauenklischees, die das „Theater ohne doppelten Boden – Theodobo“ am Samstag zu besten gab. „Frauenklischees und Weibsbilder – Der alltägliche Wahnsinn von, mit und über Frauen“ heißt das Stück von Markus Karger. An seiner Seite Sylvia Oster, die die anderen Klischeeweiber gibt: Karrierefrau oder „Perlhuhn“. Sie zeigt uns Entspannungstechniken, die sie auf feministischen Seminaren gelernt hat: Wie man durch das dritte Auge ein- und durch die Füße wieder ausatmet. Ganz wie aus dem richtigen Leben: zum Brüllen komisch! Präsentiert von Gerd Ungermann, dem dritten in Theodobo-Bunde

Vor der Vorstellung im intimen Cafe im ehemaligen Pferdestall des Büdinger Schlosses zieht Sylvia Oster von Tisch zu Tisch. Sie ist Tilly, die Beauftragte der Verschönerungskommission der EU und möchte das Publikum ganz individuell bei der Bewältigung der dringlichsten körperlichen Probleme beraten. In der Liebsten und mir findet sie dankbare Opfer Objekte: Sie empfiehlt uns ein Vollbad in ihrer innovativen Lotion und zeigt uns eine Flasche Geschirrspüler mit neuer „Fettlöseformel“. Sehr witzig, Frau Tilly, sehr witzig!

An mir hat sie natürlich ein hervorragendes Opfer gefunden: Gleich zur ersten Nummer bittet sie mich, eine Hand zu erheben und nimmt dies als Meldung eines Freiwilligen, ihr auf die Bühne zu folgen. Dort setzt sie mich auf einen Stuhl, wickelt mich mit Noppenfolie ein und drückt mir ein Schild in die Hand: Adonis 3000. Die Frau hat Geschmack! Dann liest sie aus der Gebrauchsanleitung ihrer neuen Errungenschaft, dem Adonis 3000, vor. Wie unkompliziert und einfach er in der Haltung sei, wenn man nur ein paar Dinge beachten würde. In vielem konnte ich sie da nur bestätigen. Nur in einem nicht: dass ich IHR Adonis 3000 bin, sondern schon längst der geliebten Froschkönigin gehöre und lediglich für die Show ausgeliehen war.

Der Abend war einfach köstlich. Ein schönes Beispiel, wie man auch mit kleinem Budget und minimalem Aufwand den Leuten einen tollen Abend bereiten kann. TheodoBo, wir sehen uns bald wieder!

Markus Karger, Sylvia Oster und Gerd Ungermann sind TheodoBo