Verfressene Weihnachten, Teil 2

Wenn zwei Liebende mit erwachsenen Kindern zusammenfinden, akzeptieren deren Familien im besten Falle die Beziehung. Bei uns erleben wir eine Steigerung. Es ist schon wunderbar zu erleben, wie lieb sich unsere Kinder haben. Wie langjährige Geschwister gickeln sie rum. Sicherlich ist es auch die Ausnahme, wenn meine beiden darauf bestanden, Weihnachten zu Froschköniginnens Sippe mitkommen zu dürfen. Trotz widrigster Logistik (2 Autos im Schneechaos quer durch Deutschland) hatten wir also zu zweiten Mal ein inniges Familienfest. Schön entspannt mit mitternächtlichem Glühweingenuss am zweiten Feiertag und einer perfekten Gans mit perfekten Semmelknödeln, Blaukraut und Ziegenkäsemousse am „dritten“. Dazu viel Spaß mit dem kleinen Spanier, der die vielfältige Aufmerksamkeit und Liebe genauso genoss wie die Kinder.

Jetzt entspannen wir weiter und genießen eiskalte Spaziergängen mit dem Wenigen und kuschelige Zweisamkeit mit Plätzchenresten. Die Kulinarik wird auch dabei nicht zu kurz kommen. Schließlich müssen wir uns für ein zurückhaltendes neue Jahr, was das betrifft, wappnen.

Verfressene Weihnachten

Wie immer: Ein Fest der Sinne. Anders kenne ich es nicht (gottseidank – so vielen Anderen geht es nicht so). Dieses Jahr fördern die Kontraste die starken Eindrücke: Draussen bitter kalt, aber wunderschön, so lange man nicht fahren muss. Drinnen warm und kuschelig. Alle Lieben versammelt um brechend volle Tische. Immer wieder muss ich daran denken, wie dankbar und demütig ich sein muss, das so erleben zu dürfen.

Neben der Freude um das glückliche Zusammensein bleiben die kulinarischen und visuellen Eindrücke. Weihnachten war schon immer geprägt von Schlemmerei, dicht an der Grenze zu purer Völlerei. Aber diesmal haben wir eine gutes Maß gefunden. Eingestimmt Heiligabend mit Jakobsmuschelravioli und in Parmaschinken gebratenen Jakobsmuscheln an Safransauce war der richtige Appetit vorhanden auf kreative Plätzchen und ein tolles Weihnachtsmenü am ersten Feiertag im Frankenberger Raabennest: Apfel-Zwiebel-Sorbet auf mariniertem Lolle Rosso, in Whisky gebeizter Frischlingsrücken mit Pfefferkruste (mit Niedertemperatur stundenlang geschmort), dazu Rotkraiut mit Pflaumenmus und Schwarzen Johannisbeeren, abgeschlossen mit Ziegenfrischkäsemousse mit Erdbeer-Coulis. So ein Menü schmeckt lange nach. Muss es auch, denn bald ist wieder Askese angesagt.

Mittwochabend-Eiszeit-Blues

Töchterlein war der Meinung, Weihnachten ohne Stoppok sei einfach kein Weihnachten. Und so hatte sie mich ins KFZ nach Marburg eingeladen. Im Prinzip ne gute Idee. Nur nicht in dieser eisigen Zeit. Wo doch alle verfügbaren Parkplätze völlig zugeschneit sind. Und das Parkhaus vor dem KFZ nur bis 20 Uhr auf hat. Ein einziges, fast schneefreies Plätzchen erblickte der Raabenvater und parkte blöderweise dicht an einer Kreuzung und auch noch auf einem Zebrastreifen. Und so kam, was kommen musste: Ein Sattelschlepper hatte sich in die Marburger enge Innenstadt verirrt und kam nun nicht mehr um die Ecke, weil da ein kleiner, schwarzer Peugeot parkte! Der Fahrer rief die Polizei und diese ermittelte den Halter und rief bei ihm zuhause an, wo die Liebste sowieso schon um ihre verrückten Vögel wegen der Blitzeisgefahr bangte. Man kann sich den Schreck vorstellen, als sich der nette Polizist mit ”Polizei Marburg“ meldete! Sie gab den freundlichen Ordnungshütern den Tipp und die informierten die KFZ-Leute, die ihrerseits wieder Stoppok informierten. Und der mich.

„Hey Stoppok, das war ja mal wieder ein grandioser Gig, den ihr Zwei da gestern im KFZ hingelegt habt. Wie man nach so einer langen Tour noch so gut drauf sein kann, das ist schon fast unverschämt! Nur eines nehm‘ ich dir persönlich übel: Nachdem du mich so lieb darüber informiert hast, dass mein Auto gerade abgeschleppt wird, hast du nicht auf mich gewartet. Hatte dich doch extra drum gebeten. Und auf Reggie haste doch auch gewartet, als dem eine Saite gerissen war. Na ja, Schwamm drüber. Is ja Weihnachten. Feiert schön (aber immer schön Villeroy & Boch im Auge behalten, gelle)!“

So war denn der Abend rundum gelungen. Zweieinhalb ehrliche Bluesstunden, ein bisschen Nervenkitzel mit Spurt zum Auto, reichlich Regen. Was kann es schöneres vor dem Fest geben? Danke, Masja für die tolle Einladung, danke, Stoppok und Worthy für Eure geile Mucke und danke, liebste Froschkönigin für deine unendliche Geduld mit Deinem schräg-lichen Vogel!

Italienische Weihnachten

Der Termin war lange gebucht. Meine Kollegen, ihre Partner und wir freuten uns schon drauf: Das jährliche Weihnachtsessen der Firma. Die Frage war nur, ob wir überhaupt heil nach Walldorf ins La Fattoria kommen würden. Denn diesmal machte der Winter seinem Namen alle Ehre und schickte all den Schnee, der die vergangenen 10 Jahre nicht gefallen war offenbar ins Rhein-Main-Gebiet. Mit Ausnahme von Samstag, den 18. Die Liebste erbot sich und ihre Suzie, ihren Wolpertingerprinzen zu fahren, auf dass dieser ein wenig dem Wein zusprechen konnte. So begann der Abend schon mal ganz nett zu werden.

Am festlich geschmückten Tisch warteten schon meine lieben Kollegen und ihre Angetrauten in bester Laune. Die Stimmung war ganz offensichtlich besser als die Lage, das lässt ja hoffen. Im Gegensatz zu den letzten Jahren hatten wir keine Experimente mehr eingehen wollen und waren in „unseren“ Italiener eingekehrt, einer der besten im Rhein-Main-Gebiet. Alle waren gespannt, ob das sorgfältig ausgewählte Menü halten würde, was wir erwarteten. Die Weinwahl fiel mir nicht leicht, da die Auswahl groß, meine Kenntnisse allerdings dürftig waren. Mutig setzte ich auf einen Vernaccia di San Gimignano zu den Vorspeisen und einen Brunello di Montepulciano zum Hauptgang. Und gewann. Und dann wurde aufgetischt:

Thunfischtatar auf Safranrisotto

Entenravioli in Paprikasauce

Gegrillter Steinbeißerspieß mit Parmaschinken

Lammrücken mit Olivenkruste

Ziegenkäsemousse auf Himbeercoulis und Himbeeren

Jedes Gericht war grandios. Der Höhepunkt kam aber zum Schluss: Die Mousse war zum Reinlegen! Gemeinsam hatten wir dann den Koch gefesselt und gekitzelt, bis er das Rezept rausgerückt hat. Dreimal darf man nun raten, was es bei uns Weihnachten zum Dessert gibt. Die Ziegenfrischkäsevorräte im Main-Kinzig-Kreis sind schon geplündert.

Der Abend war wunderbar. Ein tolles Essen, herrlicher Wein, liebe Kollegen, gute Gespräche. Was will man mehr? Heimgefahrenwerden! Weil eines der zahlreichen Weinchen nicht so gut war. Die Liebste mit ihren neuen Schneemann-Ohrringen erledigte das souverän. Nicht mal der einsetzende Schneefall ließ sie die Contenance verlieren. Sicher hat sie uns ins Bettchen gebracht. Jetzt freuen wir uns auf ganz entspannte Feiertage mit viel Genuß bei den Lieben. Sofern der Winter mal ne Pause einlegt.

Zauberhafter Abend

Lange war nicht klar, ob wir die Bahn würden bemühen müssen, uns nach Fulda direkt vor die Esperanto-Halle zu bringen. Schließlich waren erneute Schneefälle und Glatteis angesagt. Aber der Tag hatte wunderschön begonnen. Gleißende Sonne, klirrend kalte Luft, trockene Straßen. Beste Voraussetzungen der teuren Bahn zu entgehen. Nur geparkt haben wir auf einem ihrer Parkplätze, kostenlos natürlich ;-).

Hans Klok, der holländische Magier, war mit seiner Weihnachtsshow in Fulda. Meine Liebste hatte mir den Abend zu unserem Fünfjährigen geschenkt. Obwohl wir fast eine Stunde zu früh kamen, war das Foyer schon proppevoll. Die meisten hatten wohl Schneechaos eingeplant. Also flanierten wir durch die Massen. Wir beiden sind ja nun mal zwei richtige Augensterne, die Liebste mit ihrem feuerroten Köpfchen, den strahlenden Augen und den witzigen Schneemann-Ohrhängern und ihr bebarteter Bodyguard. Wir werden ungeniert betrachtet. Nichts ist schöner als zurück zu gaffen. Und über Leute zu lästern. So fängt der Abend gut an.

Die besten Plätze waren schon vergeben, trotzdem war die Bühne nicht allzu weit entfernt für Hans Kloks furiose Magic-Show. Der Meister begrüßt das Publikum, das er in zwei Kategorien aufteilt: diejenigen, die fasziniert die Show betrachten wollen (offenbar die Minderheit, dem Klatschen nach zu urteilen) und dem Rest, der nur wissen will, wie er das macht. Frenetischer Beifall scheint ihm Recht zu geben. „The fastest Magician ever“ nennt er sich und er macht diesem Namen alle Ehre: Die Effekte und Tricks kommen fast im Sekundentakt, unterstützt durch wirbelnde Tänzerinnen. Die Tricks sind zwar fast immer die gleichen: Er lässt seine sexy Assistentinnen schweben, irgendwie verschwinden, zersägt oder durchsticht sie und wechselt mit ihnen seinen Platz. Das alles hat man schon hundert Mal gesehen. Aber nirgendwo so spektakulär wie bei Hans Klok. Dazwischen poetische Reminiszenzen an längst verstorbene Groß-Magier wie den großen Houdini z.B.. Und einen sehr komischen Pausenclown-Magier. Zweieinhalb unterhaltsame Stunden grandioser Magie.

Nun sollte planmäßig ein indisches Mahl den Abend beschließen. Es war aber schon viertel vor elf und vermutlich hatte das von der Liebsten ausgesuchte Lokal schon geschlossen. Bevor wir uns einem Fastfood ergeben hätten, wollten wir aber unser Glück versuchen und fuhren zum Phulkari in der Kurfürstenstraße 2. Noch war es erleuchtet, aber kein Gast mehr zu sehen. Auch an der Theke kein Mensch. Dafür Tellergeklapper aus der Küche. Wir machten uns bemerkbar und fragten den erscheinenden Chef, ob denn schon geschlossen sei. Ja, sagte der, eigentlich machten sie um 23 Uhr zu aber wir könnten gerne noch was bekommen. Die Küche war so offensichtlich mit Aufräumen beschäftigt, dass wir zunächst dankend ablehnten und uns zu Gehen wanden. Aber Gurinder Singh ließ jetzt nicht locker: Wir würden überhaupt keine Umstände machen. Auf unsere Frage, was denn noch zu Essen zu bekommen sei, strahlte er uns an: Was immer wir haben wollten, er würde es uns machen. Wir nahmen Platz, noch etwas unsicher, denn mit einer so freundlichen Reaktion hatten wir nicht gerechnet. In einem deutschen Lokal wären wir wahrscheinlich mit einem unwirschen Blick auf die Uhr schon längst hinaus befördert worden. Herr Singh zündete uns eine Kerze an und entschuldigte sich noch, dass er im restlichen Lokal schon mal das Licht ausmachen würde. Das solle auf gar keinen Fall eine Aufforderung sein, uns zu beeilen.

Was wir natürlich trotzdem taten. Schnell war aus der reichhaltigen Karte was Leckeres gewählt und es dauerte nicht lange, bis ein frischer Salat vor uns stand. Mit einem köstlichen Joghurt-Dressing, das uns geschmacklich schon mal auf Indien einstimmte. Dazu ein würziges indisches Bier. Dann kam eine riesige Platte mit duftendem Basmati, zartem Nan-Brot und zwei Schalen mit unseren Gerichten, einem Schweinefleisch-Vindaloo mit Ingwer und Safran und einem Lamm-Chili. Herr Sing hatte uns vorsichtshalber vorher gefragt, ob es denn auch richtig scharf sein dürfe. Bei mir durfte es das natürlich. Und es war einfach köstlich! So saßen wir beiden Verliebten bei einem außergewöhnlich guten, exklusiven, späten Candellight-Dinner, ließen die Show Revue passieren, die Curries uns die Zungen verwöhnen, den Bauch wärmen und die Magie war in uns. Der Koch bekam ein extra Trinkgeld, was ihn sichtlich freute, und der Patron noch einmal unseren Dank für diesen freundlichen Empfang und die tolle Bewirtung. Danke Hans, danke Gurinder, danke meine Liebste für diesen zauberhaften Abend!

© www.hansklok.com

Holdi ist die neue Lena!

Was Lena für Stephan Raab war, scheint Michael Holderbusch für Dieter Bohlen zu werden. Holdi ist aber auch einfach der Hammer! Die Reinkarnation von Cocker (der gute, alte ist schon lange tot!) und Janis Joplin. Er vereint alle Reibeisen-Gänsehaut-Stimmen in einer Person (man kann es förmlich sehen ;-)). Rod Steward steckt auch in ihm drin und Roger Chapman. Und eine ganze Portion Tom Waits. Aber es ist unser Hesse Holdi! Ein richtiger Typ. Dabei scheint er gar nicht so tumb zu sein, wie er von RTL vorgeführt wird. Youtube Videos mit der Band CrossRoads zeigen ihn ganz anders. Schon lange wollte ich mit der Liebsten mal zum Cocker. Ich denke, diesen Termin sparen wir uns auf für Holdi …

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Winterfreuden

… können ganz unterschiedlich sein: Der Spanier freut sich in seinem warmen Mäntelchen lauter Löcher in den Schnee, als sei er ein Husky. Die Liebste dagegen ist „not very amused“, ihre Suzi flott machen zu müssen.

Ich wiederum genieße den Spaß, den der Hund hat. Mit dem Fellgesicht in den Schnee zu gehen, ist wie mit einem Kind Schlitten zu fahren. Der Kleine hat einen Mordspaß, schnuffelt wie ein Schneepflug hinter den Mäusespuren her, dass die weiße Pracht nur so stiebt. Dann bleibt er steh’n und schaut nach seinem Herrchen, was der so treibt. Den treibt es eher nach Hause. Zu heißem Tee mit knackenden Kandis, einer fetten Scheibe Butterstollen und den lieb funkelnden Äuglein vom Frauchen. Dazu der knisternde Kamin von der CD und „Somewhere over the Rainbow“ von Israel Bruddah Iz Kamakawiwo“ole. Drinnen wie draußen ist es wunderschön. Man muss nur genau hinsehen. Wie immer im Leben.