Qype: Restaurant Yumeya in Frankfurt am Main

Frankfurt am MainEssen & TrinkenRestaurantJapanisch & Sushi

Schon lange wollten wir Ramen probieren, die japanische Nudelsuppe. Das Yumeya im Frankfurter Westend war uns aufgefallen und die Bewertungen bei qype gaben den Ausschlag: die Liebste hatte eingeladen, nix wie hin. Man kommt sich ja immer etwas blöd vor, wenn man ein neues Restaurant besucht, wo Sachen serviert werden, die man nicht kennt. Aber was soll schon schief gehen in einem Laden, der von vielen Japanern frequentiert wird. Da guckt man eben beim Nachbarn ab, wie der es schafft, Nudelsuppe mit Stäbchen zu essen.

Dumm nur, wenn man etwas später kommt und alle anscheinend schon gegessen haben. Da saßen wir nun vor den riesigen Schüsseln, die Stäbchen in der Hand, ratlos. Gut, es war ein Löffel dabei, aber eher in den Ausmaßen einer Schöpfkelle. Der Mega-Nudelberg in der verführerisch duftenden Suppe würde davon abrutschen. Egal, probieren wir’s. Hier nun ein wichtiger Hinweis für Ramen-Anfänger: kein frisches Shirt anziehen oder ein Schlabberlätzchen mitbringen!

Die Nudeln werden mit den Stäbchen beherzt gegriffen und ca. einen halben Meter nach oben gezogen, damit die losen Nudeln sich nach unten verabschieden können. Dann wird die Hand vorsichtig wieder abgesenkt, bis sie auf Mundhöhe ist. Man recke das Kinn weit nach vorne und halte seine Futterluke direkt über die Schüssel. So hat man eine reelle Chance, die obersten Nudeln mit der Zunge zu umfassen und in den Mund zu ziehen.

Sie wehren sich. Aber davon darf man sich nicht beeindrucken lassen. Nun werden die Nudeln mittels erzeugtem Unterdruck im Mund gezogen. Eventuell anhaftende Kimchi-Stücke landen, wenn man Glück hat mit in der Mundhöhle. Und auch etwas Suppe. Der Rest der köstlichen Flüssigkeit flieht die Nudeln entlang Richtung Schüssel. Nun kommt es darauf an, die schlangenartigen Zuckungen der Nudeln, erzeugt durch die Schlingbemühungen der Zunge mittels der Stäbchen in erträglicher Amplitude zu halten. Andernfalls ändern die Suppentropfen ihre Richtung und fliegen waagerecht zur Fallrichtung auf das frische T-Shirt.

Es ist alles nicht so schlimm wie es sich liest. Und eine Waschmaschine wird mit den Flecken spielend fertig. Nur der anschließende Clubbesuch muss wegen unpassender Kleidung diesmal ausfallen. Mit der Zeit (viel Zeit einplanen) kommt aber die Übung und man kann sich ganz dem köstlichen Geschmack widmen. Wir hatten das einfache Ramen mit Schweinefleisch, Kimchi und Ei, sowie das Chili-Ramen. Dazu noch ein paar Starters, die witzigerweise nicht – zum Start – zuerst, sondern zeitgleich mit dem Hauptgang kommen. Recht schnell übrigens. Das leckere Kirin-Bierchen war kaum angerührt, da wurde schon serviert. Klar: Ramen ist japanisches Fastfood. 

Damit hat es sich aber auch schon mit üblichem Fastfood. Alles war überaus lecker. Und so musste ich noch die Niku Gyoza, Teigröllchen mit Hackfleisch probieren. Und natürlich die ultimative Alternative zu Chips: Edamame, japanische grüne Bohnen, die man aus der gesalzenen Schote zuzzelt wie der Bayer seine Weißwurst.

Natürlich musste noch ein Dessert sein. Ziemlich anstrengend, denn alle Portionen sind reichlich und die Suppe allein nudelt einen schon ganz schön. Aber das rote Bohneneis und die Reisküchlein schrien förmlich nach Degustation. Das können wir uns aber demnächst sparen. Das Eis war nicht schlecht, wenig süß, aber im Geschmack nicht so der Knaller. Und auch die Reiskuchen fanden mit ihrer gummiartigen Teighülle keinen Gefallen.

Mach aber nix. Der Rest war einfach klasse, genau wie das schlichte und doch atmposphärische Ambiente und der extrem freundliche Service. Das Ganze zu – für’s Frankfurter Westend – zivilen Preisen. Für knapp 50 Euro inkl. Getränken waren wir pappsatt und glücklich.
Mein Beitrag zu Restaurant Yumeya – Ich bin kritzlibaer – auf Qype

Sommerabend

bei Anita und Gerd. Endlich haben wir meine Schwäger in spe mal besucht. Alles hat gepasst. Das Wetter, das Essen, der Wein – und nicht zuletzt die Gastgeber. Wir haben uns wie zuhause gefühlt. Einziger Wermutstropfen: Poco musste in Gießen bleiben, denn die beiden vierbeinigen Schnurrhaarträger hätten was dagegen gehabt. Dafür dürfen sie auch nicht zu uns – ätsch!

  

Landaufenthalt

Heute haben wir Biggi begraben. Sie hatte sich immer einen schönen Sommer gewünscht. Heute war er da. Brütend heiß zwar, aber auf dem Friedhof in Buch unter den Bäumen erträglich. Ihre engsten Freunde haben Biggi verabschiedet wie sie es sich gewünscht hat: Keine Trauerkleidung und mit viel Musik. Sie hatte mich gebeten, die Trauerrede zu halten. Sie zu schreiben viel mir leicht, sie zu halten sehr schwer. Ich hätte auch ein Buch schreiben können. So viel Schönes haben wir mit ihr in den fast acht Jahren, die wir uns kannten, erlebt. Da ist es nicht leicht, sich zu beschränken. Und beim Ablesen kommen die Erinnerungen hoch und es wird bewusst, wie sehr sie uns fehlen wird. Trösten wir uns mit dem Gedanken, dass ihr Kampf vorüber ist und sie einen wunderschönen Landaufenthalt genießt.

Landaufenthalt 

Wir sind die Menschen auf den Wiesen
bald sind wir Menschen unter den Wiesen
und werden Wiesen und werden Wald
das wird ein lustiger Landaufenthalt.
Ernst Jandl

 

Musik: The Tiger Lillies – Starlit night –

Liebe Freunde von Biggi,

Wir nehmen heute Abschied von unserer Freundin Biggi, die uns heute vor vier Wochen, in den frühen Morgenstunden des 27. Juni verlassen hat. Sie hatte den Krebs, der sie vor nicht mal einem halben Jahr so plötzlich überfiel und der sie vom Tag der Diagnose bis zuletzt so sehr quälte, tapfer bis zuletzt bekämpft. Sie wollte nicht gehen, bevor sie nicht noch ganz wichtige Entscheidungen in ihrem Leben treffen konnte. Und sie hatte genaue Vorstellungen davon, wie wir sie verabschieden sollen. So wünschte sie sich, dass wir nicht in Schwarz gekleidet kämen.

(ich wende mich zur Urne): Nimms mir nicht übel, Biggi: Du weißt ich laufe gerne und oft in Schwarz rum. Und außerdem ist dieser Anzug anthrazit und das Hemd bunt. Du hast dich immer schick gemacht für mich, da wollte ich heute nicht in Jeans rumlaufen.

Biggi bat mich, die Trauerrede zu halten. Es fällt mir nicht leicht aber es hilft mir zu trauern und sie hat – hoffentlich – Spaß daran. Auch, wenn ich gar nichts über Biggis Jugend und Werdegang sagen kann. Viele von Euch kennen ihre verschiedenen Lebensabschnitte ohnehin besser als ich. Ich möchte statt dessen noch einmal ein Bild von Biggi zeichnen, wie ich sie kennen- und lieben gelernt habe und wie sie sicherlich den Meisten in Erinnerung bleiben wird. Und wir hören Musik, die Biggi mochte und vielleicht das Bild vervollständigt:

Als ich 2004 meine zweite Frau durch Krebs verlor, dachte ich, das Leben sei nun endgültig vorüber. Anfang 2005 hielt ich die Einsamkeit dann nicht mehr aus und suchte im Internet nach  Kontakt. Auf meine Anzeige meldete sich jemand mit dem Decknamen „Dackeldame“ aus Berlin. „Dackeldame“ – das klang nach ältlicher, betulicher Oma in Lodenmantel und toupierten weißen Haaren beim Kaffekränzchen. Ich wagte es trotzdem zu antworten und Biggi zeigte mir in einer einzigen Mail, was eine Berliner Dackeldame in Wirklichkeit ist. Mit so viel Witz und Herz, soviel Verstand und Fröhlichkeit, dass ich sofort anbiss. Weitere Mails gab es dennoch nicht – sie rief nämlich gleich an und stundenlange Telefonate erfreuten in der Folge uns und die Telekom. In Zeiten ohne Flatrate, wohlgemerkt.

Biggi war so aufgedreht, sprühte vor Witz, dass ich öfter glaubte, einen Teenager am Hörer zu haben. Sie war sehr offen und trug, wie man so schön sagt, ihr Herz auf der Zunge. Sie hatte soo viel zu erzählen und wir hatten eine Menge Spaß aneinander. Trotzdem war ich noch nicht bereit für eine neue Beziehung und drückte mich um jede Verabredung, die sie mit Vehemenz immer wieder einforderte. Biggi konnte sehr energisch sein. Und sie wusste, was sie wollte. Und wie sie es bekommen kann.

Hinter meinem Rücken bandelte sie mit meiner Tochter an und heckte einen Plan aus. An meinem Geburtstag rief mich meine Tochter in das benachbarte Haus. Dort sei ein Päckchen abgegeben worden, dass zu groß sei für sie, es mir zu bringen. Und als ich das riesige Paket öffnete, kamen zuerst rote Herz-Luftballons heraus geschwebt und danach entstieg Biggi persönlich. Dieses freche, fröhliche Grinsen werde ich nie vergessen. Sie hatte meine Barrieren mit ihrer offenen, herzlichen Art einfach überrannt. Gegenwehr zwecklos.

Wie es ihr Nickname schon androhte: Biggi war nicht ohne Dackel zu haben. Pauli war ihr Ein- und Alles! Dabei war Pauli durch seine zahlreichen Behinderungen nicht einfach. Hier offenbarte sich ganz deutlich, warum Biggi so ein großes Herz hatte: Es musste viel Platz für all die Viecher auf dieser Welt haben.

Ob Hund oder Katz, Waschbär oder Spinne, jedes Tier hatte in Biggi seinen Beschützer, bereit, sie mit allen Zähnen und Klauen zu verteidigen. Mir war schnell klar: Ich war hier nur Nummer zwei. Oder noch weiter hinten, gleich nach all den Plüschtieren. Selbst im Krankenhaus hat sie sich von einem riesigen Zoo begleiten und beschützen lassen. Pauli bestimmte ihren Tagesablauf und somit auch meinen. Ich habe mich dem ergeben, was mir leicht fiel, angesichts der Freude, die Biggi an Pauli hatte.

Unseren Hund Poco hat sie auch geliebt wie ihren eigenen. Sie erklärte sich umgehend zur Patentante und Poco wurde von seiner Tante mit Liebe und allerlei Spielzeug überhäuft. Gerne hätte Biggi nach Paulis Tod noch einmal einen Hund gehabt, aber, als hätte sie es geahnt, wollte sie ein Tier nicht alleine lassen, wenn sie sich nicht mehr hätte kümmern können. Und so fand sie lieber eine liebe Pflegemutter für die verwilderte Katze, um die sie sich in Oranienburg gekümmert hatte.

Biggi war kein Kind von Traurigkeit. Wenn es was zu feiern gab, war sie dabei. Die Leidenschaft für gutes Essen und Trinken war eine unserer Gemeinsamkeiten. Wir erkundeten so manche exotischen Lokale und Gerichte, es durfte ruhig ordentlich scharf sein, dagegen gabs ja ein Bierchen oder zwei. Und bei einem Fest in Oranienburg trank sie mich unter den Tisch. Wir schickten uns gegenseitig neue kulinarische Entdeckungen und tauschten Geheimtipp-Adressen aus. So gerne wäre sie mit uns noch einmal zum türkischen Fisch-Restaurant Balikci Ergun in Tiergarten gegangen, den wir ihr mal empfohlen hatten und der ihren Besuch daraufhin bis heute sicher nicht vergessen hat.

Musik: Elton John ­– Candle in the Wind –

Biggi war leidenschaftlicher Fan von Elton John. Ich durfte sie einmal erleben, als sie in Hamburg in der ersten Reihe mit einem riesigen Blumenstrauss ihrem Elton huldigte und ganz aus dem Häuschen war. Sie wünschte sich für heute ein Lied von Elton. Der Klassiker „Candle in the Wind, ursprünglich Marylyn Monroe gewidmet, zu Lady Di passte er aber auch gut und er passt ganz bestimmt zu Biggi, die die Fröhlichkeit von Marylin und die Herzlichkeit von Diana in sich vereinte. Ihr Musikgeschmack hatte eine große Bandbreite und neuen Tönen war sie immer aufgeschlossen. So begeisterte sie sich unter vielen Anderen für den Ruhrpottrocker Stoppok oder die eigenartigen Tiger Lillies, deren „Starlit Night“ wir ganz am Anfang hörten. Lady GaGa hatte Biggi in einem Konzert erlebt und war genauso begeistert wie die meist viel jüngeren Fans um sie herum. Von Lady GaGa hat sich Biggi die Liveversion „Hair“ aus der LP „Tribute to Jamie“ gewünscht.

Musik: Lady GaGa  – Hair –

Ein bisschen gaga war auch ihr Spaß an verrückten Spielzeugen. Heute hängt in unserem Wohnzimmer eine Kuckucksuhr von ihr, bei der zur vollen Stunde ein Schaf heraus blökt. Von so etwas konnte sie nicht genug bekommen. Überhaupt begeisterte sie Technik. Andere hätten Spaß in Sexshops, sie genieße den Gang durch Baumärkte, sagte sie einmal. Sie hatte keine Berührungsängste mit der neuen Internetwelt, surfte fröhlich drauf los und fand dort Dinge schneller als so mancher Profi. Zuletzt war sie in facebook aktiv und, da das kostenlos ist (und wenn es niemand löscht), wird ihre Seite wohl auf ewig von ihr erzählen, besser als jeder stumme, steinerne Grabstein.

Biggi zeigte mir ihr Berlin und die Ossis. Mangels Verwandtschaft in der DDR hatte ich keinen rechten Bezug dazu gehabt und vieles kam mir nun fast exotisch vor. Biggi hatte mir nicht nur den Kopf verdreht, sie hat ihn mir altem Wessi auch öfter mal gewaschen und mein Bild vom Osten gerade gerückt. Trotzdem blieb ich für sie manchmal der doofe Wessi und sie für mich die doofe Ossi. Mit ganz heftigem Augenzwinkern. Auch als unsere Beziehung über eine liebevolle Affäre nicht hinaus ging. Im Gegenteil, nun hatte ich eine große Schwester im Osten, in der Hauptstadt, mit der ich alles besprechen konnte. Sie war mein Hauptstadtzwerg, ein Titel, den sie sich selber verliehen hatte. Sie wollte sich immer kleiner machen als sie war.

Als ich mich neu verliebte und diese Beziehung ernsthaft wurde, zeigte sich Biggis verletzliche Seite. Sie hatte furchtbare Angst, Eifersüchteleien könnten unsere Freundschaft beenden. Dabei, und das betonte sie immer wieder, gäbe sie doch nun wirklich keinen Anlass für Eifersucht. Biggi war einfach eine Seele von Mensch. Ohne falsche Gedanken. Und der Gedanke, andere könnten ihr Schlechtes zutrauen, hat sie regelrecht krank gemacht. Gottseidank freundete sie sich mit meiner Liebsten an und wir haben zusammen viele schöne Stunden verbracht.

Biggi war einfach unglaublich lieb. Und sie wollte geliebt werden. Die Suche nach Liebe trieb sie an. Dabei verteilte sie ihre Liebe mit vollem Herzen. Auch da war Gegenwehr zwecklos und manchmal konnte sie es auch übertreiben. Als wir uns einen Hund zulegten, schenkte sie uns nicht nur ein Körbchen, sondern gleich zwei (samt einer gefühlten Tonne Leckerlis und Spielzeug) und dieser Geschenkestrom sollte nicht abreißen. Oder als ich sie bat, mir aus Chrimmitschau einen Ring dieser köstlichen Blutwurst zu schicken, kamen gleich fünf Ringe an (plus etlicher anderer Leckereien).

Was immer man von Biggi wollte, sie gab reichlich und mit wahrem Feuereifer. Als ich sie einmal darauf ansprach, dass es auch anstrengend sein könne oder gar nerve, von Liebe überhäuft zu werden, war sie sehr verletzt. Es bedurfte langer Gespräche, ihr klarzumachen, dass meine Kritik nicht böse gemeint war. Ich wollte sie vor Enttäuschungen schützen, denn manchmal wurde ihre Liebe gar nicht erwidert und sie fühlte sich ausgenutzt. Ich musste ihr versprechen, nie wieder über zuviele Liebesgaben von ihr zu meckern.

Wer viel gibt, sollte auch viel bekommen. Erfolg bei der Suche nach der großen Liebe war ihr leider nicht mehr vergönnt. Viele Enttäuschungen hatten sie vorsichtig und verletzlich gemacht. Zu oft war Biggi betrogen worden. Dabei ging sie unbefangen und offen auf andere Menschen zu. Ich werde nie die Szene vergessen, als wir uns spontan entschlossen, zu einem Konzert zu fahren. Es war ausverkauft und so standen wir in einer Reihe von vielleicht fünfzig Leuten, die auf eine zurückgegebene Karte hofften. Nach 5 Minuten kannte Biggi jeden Wartenden beim Vornamen, von einigen den Kosenamen und die Beziehungen der Leute untereinander. Einer wurde von seiner Liebsten Hase genannt. Er war vor uns in der Reihe dran und als er zur Kasse gehen durfte, rief Biggi ihm hinterher: „Und für uns beede ooch noch zwee Karten, mein Hase!“.

Biggi konnte mit jedem, zu jeder Zeit und zu jedem Anlass: Samstag morgens war in ihrer Datsche in Oranienburg die Wasserpumpe ausgefallen und sie verzweifelte zunächst, denn ein schwüles Wochenende ohne Wasser wäre fatal gewesen. Ich kam mir nutzlos vor weil ich mit meinen zwei linken Händen keine Hilfe war. Biggi griff zum Telefon und ich durfte ein Schauspiel erleben, wie es die größten Komiker mit ihren Telefonspäßen nicht besser hinbekommen hätten. Natürlich war keiner der angerufenen Handwerker begeistert, am Sonnabend da raus zu kommen. Biggi ließ aber nicht locker. Mit ihrem umwerfenden Charme und ihrer direkten Art schaffte sie es dann doch, einen Meister weich zu quatschen und zu uns zu zitieren. Der hatte binnen weniger Minuten einen Spitznamen, wurde natürlich geduzt und hatte mit Biggi mindestens ebenso viel Spaß wie mit der fürstlichen Bezahlung.

Und natürlich war sie es, die uns beiden bei der Quizshow von Jörg Pilawa anmeldete. Ich hätte mich nie getraut. Souverän hat sie bei den Castings die Leute unterhalten und bei der Aufzeichnung der Sendung derart mit Jörg Pilawa geschäkert, dass diese Szenen später rausgeschnitten und leider nicht gesendet wurden.

Musik: Stoppok – Tanz –

Vor ein paar Wochen, zu Pfingsten, klagte sie, sie sei so einsam in ihrem Krankenbett, sie hätte uns so gerne bei sich. Als es ihr zunehmend schlechter ging, wurde ihr Wunsch, uns noch einmal zu sehen, immer dringender. Und so machten wir uns auf, mit bangem Herzen, was uns wohl erwarten würde. Aber wir hatten Glück. Es empfing uns eine fidele Biggi, die in ihrem Bett lag wie eine Kaiserin auf dem Tron inmitten ihrer Lieblingstiere und versorgt mit allen technischen Annehmlichkeiten und modernsten Kommunikationsmitteln. Sie war guten Mutes, ohne den Ernst der Situation zu leugnen. Wir lachten genauso viel wie wir weinten an diesem Nachmittag. Fröhlich erzählte sie von ihrer letzten, folgereichen Entscheidung, die sie noch ein bisschen weiter am Leben erhalten würde. Sie orderte entschlossen ein paar Leckereien und wollte am folgenden Tag noch einmal Party mit uns machen, mit einem guten Schuss Amarula auf Eis. Als wir sie an diesem Sonntag verließen, hatte sie UNS Mut gemacht und wir verabschiedeten uns leichteren Herzens, in der Hoffnung, dies sei nicht der letzte Besuch gewesen.

Und bald danach kam der Punkt, vor dem ich mich so gefürchtet hatte: Es kam keine launische SMS mehr, sie konnte nicht mal mehr mit mir telefonieren. Das hat uns so sehr gefehlt
und wir beschlossen abends, sie am Wochende erneut zu besuchen. In dieser Nacht ist sie gestorben.

Heute begraben wir eine kleine Frau – ihr großes Herz wird immer in uns weiterleben.

(Währen des Auszugs) Musik: Nick Cave and The Bad Seeds – Death is not the end

 Am Grab:

Biggi, du ruhst nun, wie du es dir gewünscht hast. Unter einer schönen Wiese, unter einem schattigen Baum. Ernst Jandl, der östereichische Dichter und Dadaist hat ein Gedicht geschrieben, das die Hoffnung auf ein unbeschwertes Weiterleben in sich trägt und wunderbar hier her passt:

Sommerlied

wir sind die menschen auf den wiesen 
bald sind wir die menschen unter den wiesen
 
und werden wiesen, und werden wald
 
das wird ein heiterer landaufenthalt.

Ich möchte noch Danke sagen all denen, die sich so rührend um Biggi gekümmert, ihr jeden Wunsch von den Lippen gelesen und so ihren Kampf unterstützt haben. Stellvertretend für alle die, die ich nicht mit Namen kenne, möchte ich ganz besonders Annett und ihrer Familie danken, die sich auch über die zahlreichen Besuche hinaus mit so viel Einsatz für Biggis Wohlergehen sorgten.

Musical-Highlight und Currywurst-Desaster

Licht und Schatten können so nahe beieinander liegen. Was hatten wir uns auf diesen Freitag gefreut! Ruhrpott intensiv mit Starlight Express! Seit 30 Jahren läuft dieses Musical und so lange schon wollte ich hin. Und die Liebste sammelt ja Musicals. Dieses fehlte noch in Ihrer Sammlung. Die Tickets lagen dann im März auf dem Geburtstagstisch und wir planten seitdem den Tag um das Musical herum. Ruhrpott extrem sollte es sein. Mit Bergarbeiter-Museeum und – natürlich – Currywurst.

Kommste inne Stadt, was macht dich da satt? Ne Currywurs! wusste schon Grönemeyer und angeblich soll der Song hier in Bochum an der besten Currywurstbude der Welt geschrieben worden sein. Zwei hervorragende Currywurstbuden nennt das Internet in Bochum. Da ist das Bratwursthaus im Bermudadreieck (ein Vergnügungskietz) und der Profi-Grill in Wattenscheid. Das erstere hat Grönis Hit hervorgebracht und wird wegen der gnadenlos guten Currywurst gelobt, das letztere hat als Besonderheit einen „Sternekoch“, wie man hört, der die Sterne satt hatte und was Bodenständiges machen wollte.

Sternekoch hört sich nach ganz besonders guter Wurst und raffinierter Soße an. Wir konnten es kaum abwarten und fuhren am Nachmittag hin, nachdem wir zuhause zu spät weggekommen waren und Dauerregen die Fahrt behindert hatte. Hunger lässt bekanntlich jede Kritikfähigkeit schrumpfen wie ein Nogger an der Sonne. Notfalls hätten wir Lederschuhe mit Soße gegessen, vorausgesetzt, es wäre genug Curry dran gewesen. Von Berichten waren wir vorgewarnt: Ein ganz typischer Imbiss in einer ganz typischen Rurpottstraße. Von außen in der Tat wenig einladend, eher die Inkarnation eines billigen, schnellen, fettreichen Essversprechens. Der Raum ist klein und durch die dunkle Einrichtung düster. Dafür strahlt die Theke mit der Grillzone dahinter grell wie eine Puffreklame. Hinter der Glasfront stapeln sich Frikadellen-Berge und gut halbmeterhoch panierte Schnitzel. Alle denkbaren Salate quetschen sich malerisch Schüssel an Schüssel. Die Tafel mit den Gerichten an der Wand ist entsprechend umfangreich.

 

2,20 soll die Currywurst kosten. Günstig, wie ich finde. Zahlen die Hessen doch in der Regel einen Euro mehr dafür. Doch für Ruhrpottverhältnisse sei das noch recht teuer, hatte ich gelesen. Da fragt man sich sofort, wie für das Geld noch Qualität auf den Teller kommen soll. Wir entschieden uns für eine doppelte Curry mit Kartoffelsalat und eine einfache Curry mit Pommes rot/weiss. Die freundliche Bedieniung bat uns an einen Tisch und es dauerte nicht lange, da standen die Teller vor uns. Anzuschauen ganz nett, mit einem Petersiliensträusschen (immerhin glatte Petersilie, ein Gruß vom Sternekoch?). Der Biss in ein Stück Currywurst mit Sauße ließ mich fast die Gabel aus der Hand fallen: Kaum Wurstgeschmack, versunken in einer süßen, pappigen Brühe. Wäre nicht etwas Curry darauf gestaubt gewesen, hätten wir gar keinen Curry geschmeckt. Einfach nur süßsalzig und ansonsten fade und ausdruckslos. Von Schärfe erst gar nicht zu reden. Wir schauten uns entsetzt an. DAS soll eine der besten Currywürste sein? Von einem Sternekoch? Schnell einen Bissen Kartoffelsalat genommen. Der war ordentlich. Bissfeste Kartoffelscheiben in cremiger, gut gewürzter Sauce mit frischen Schnittlauch. Das Ganze reichlich. Die Pommes der Liebsten waren auch OK. Nichts auszusetzen. Aber wir waren wegen der Wurst hier. Nicht mal Ruhrpottflair hat der laden verströmt. Kaum Kunden da. Und die haben keinen Dialekt gesprochen. Schade, das war also ein echter Reinfall. Hab dann noch mal gegoogelt: Da ist immer von Sternekoch die Rede, weil der Inhaber in auch vielen sternedekorierten Läden gekocht hat. Aber ob die Sterne auf sein Können zurück gehen mag ich nun doch bezweifeln. Von einem Sternekoch hätte ich einfach etwas Raffinesse erwartet und herausragende Geschmackserlebnisse.

Wurst mies, Wetter mies. Jetzt musste das Musical alles rausreißen. Und das tat es auch. Wir hatten im direkt nebenan gelegenen Ramada logiert und konnten so ganz entspannt die paar Meter zur Halle schlendern. Händchenhaltend und mit stolz geschwellten Brüsten waren wir uns der Blicke der anderen Besucher sicher. Nicht zuletzt wegen der Liebsten Ohrschmuck, einer bunt blinkenden LED in einer Silberdrahtkugel. Ich im Partnerlook mit blinkender LED als Ohrstecker. Als wir dann feststellen mussten, dass es heutzutage offenbar nicht mehr angesagt ist, sich zu besonderen Anlässen schick zu stylen, kamen wir uns ein wenig overdressed vor. Ausser uns vielleicht eine handvoll im kleinen Schwarzen. Der Rest in Jeans und Schlabber-T-Shirt. Hätte mich nicht gewundert, Bermudas mit weißbesockten Sandalen zu erblicken.

Beeindruckend dann der Saal mit den „Gleisen“, die tatsächlich durch die Zuschauerränge führen. Wir hatten zwei Spitzenplätze ganz vorne in der Mitte. Die Akteure donnerten rasant auf uns los, um nur wenige Zentimeter davor nach rechts oder links abzubiegen. Grandios auch die Kostüme und die Bühnentechnik. Laserlichteffekte und eine riesige Brücke wurden gekonnt bewegt und gaben der Szene immer neue Perspektiven. Kleiner Wermutstropfen war die Akkustik. Die hätte ich mir in einem extra dafür gebauten Raum glasklar vorgestellt. Aber der Ton war matschig und die Texte kaum zu verstehen. Das habe ich woanders schon besser erlebt. Beim König der Löwen in Hamburg z.B. Aber was solls, auf den Text kommt es eh nicht an. Immer die gleiche Geschichte vom vorgeblichen Looser, der im Kampf gegen seinen coolen Widersacher seine Liebste erobert. Die Musik war auch nicht meine. Rockig stampfend, aber doch irgendwie nervig, wenn auch passend zum Thema Lokomotiven. UNd ganz grausam die deutschen Texte, die irgendwie zur Melodie passen musste. Auch das war in Hamburg besser. Trotzdem: Ein toller Abend. Nicht zuletzt auch durch ein tolles Liebespaar in der ersten Reihe.

Nach der Show meldete sich der Hunger und erinnert an die zweite Currywurstbude. Das Wetter war noch schlechter geworden. Es regnete Bindfäden. Trotzdem kein Parkplatz rund ums Bermudadreieck zu finden. Nach zig Umrundungen dann doch noch ne Lücke. Erstaunlich voll im Kietz. Die Leute quetschten sich unter Sonnenschirmen und versuchten nicht nass zu werden. Mitten drin dann das Bratwursthäuschen. Merkwürdigerweise ziemlich leer, im Gegensatz zu den umliegenden Etablissements. Sollte das ein Hinweis auf die Qualität sein? Schnell weiter zum eigentlich geplanten Spanier? Nein, jetzt waren wir schon mal da und wollten es wissen. Diesmal ging ich es vorsichtiger an: Nur eine Currywurst. Die Liebste wieder mit Pommes und Mayo. Mit tonnenweise Pommes und tonnenweise Mayo. Irgendwo, tief darunter, musste die Wurst sein. Bei mir war das einfacher: es gibt nur ein halbes Brötchen zur Wurst! Ein erster Biss mit Sauce lässt mich hoffen. Die Sauce ist würzig und ausrechend scharf. Schön sämig. Die Wurst dagegen eine große Enttäuschung. Nix besonderes. Kriegste bei tausend anderen ebenso. Und dafür nun nach Bochum gekommen?! Ich wollte es jetzt wissen und orderte noch ne Chiliwurst, in der Hoffnung, es sei auch eine andere Wurst. Denkste, lediglich die Sauce einen Hauch schärfer. Naja, auch da kenne ich bessere Adressen. Weit bessere.

Vielleicht hätten wir Bochum noch ne Chance gegeben, wenn wir genug Zeit gehabt hätten. Leider mussten wir weiter nach Berlin. Vorher hatten wir das überteuerte Hotelfrühstück boykottiert und uns in der Nähe eine Bäckerei mit Frühstückseckchen gesucht. Und da blitzte dann die charmante Seite es Ruhrgebietes durch. Nette Menschen mit lustigen Dialekt, tolles Gebäck und samtig Frikadellen. Bochum, wir kommen wieder! Aber nie wieder Currywurst!

 

Schwarzsehen

… und -Hören kommt teuer zu stehen! Der alte GEZ-Spruch fiel mir gestern wieder ein angesichts der Eintrittspreise für das Magische Theater der Steinauer Marionettenbühne „Die Holzköppe„. Freitags gab es eine zweistündige Vorstellung für 12 Euro (Erwachsene). Samstag und Sonntag dann die Hälfte der Show für 10 Euro. Hallo!? Wenn ich in der Schule aufgepasst habe, müssten dann aber höchstens 6 Euro fällig gewesen sein. Ganz schön happich!

© Die Holzköppe

Na gut, dafür war es eine nette Stunde (plus Pause) im Trockenen. Draussen schüttete es aus Eimern und wir kamen klatschnass direkt vom Gassigehen. Da ist man dann schon froh, irgendwo sitzen zu können, wo es nicht regnet. Die Aufführung in dem schönen, altehrwürdigen Marionettentheater war etwas bemüht. Man sah den Akteuren an (auch wenn man sie direkt nicht sehen konnte), dass sie das nicht ständig machen. So holperte die Geschichte vom Engländer in Paris etwas schulaufführungsmäßig dahin. Highlight vor der Pause war ein Ballett französischer Lebensmittel. Baguette, Brot, Salami und Käse gaben ein hinreißendes Quartett klassischer Chansons, frech vermischt mit Hardrock von AC/DC. In der zweiten Hälfte, die deutlich flotter war, brillierte neben einem Magier und seinen Häschen eine sexy Striptease-Tänzerin aus dem Moulin Rouge. Witzig, wie erotisch es sein kann, wenn man nur die leuchtenden Klamotten wegfliegen sieht und sich den Rest denken muss. Das müssen wir zuhause auch mal ausprobieren …

Gänsehaut

Eine Folklegende zwei Meter vor uns. An evening with Joan Baez. Die Frau ist in den letzten 50 Jahren nicht eine Sekunde älter geworden (fast wie bei uns!). Nur schöner. Ihre Stimme und die ganze siebzigjährige Frau. In sexy hautengen Jeans. Und dann die ganzen alten Hits. Fehlte nur das Lagerfeuer. Dafür hatte sie ein riesiges Sofa auf der Bühne. Ihre Bigband (1 Percussionist und ein Banjo/Gitarre/Geige/Klavier-Allrounder) und sie ruhten sich gelassen darauf aus, wenn sie nicht gerade dran waren. Dazwischen präsentierte Joan ganz mutig und souverän als sogenannten Supporting Act eine neue Jahrhundertstimme: Marianne Aya Omac, die unglaubliche Geräusche aus ihren Lippen kommen lassen kann. Dagegen kackt Joan natürlich ab. Ihre Stimme ist aber reifer geworden, in den Höhen nicht mehr so kieksig. Dem Publikum wars nur recht. So manchem standen die Tränen in den Augen. Zum Schluss standing ovations. Wow! Was für ein schöner Abend!

Das iPhone ist natürlich nicht die richtige Kamera für sowas

Geocaching zu zweieinhalb

Nasskalter Sonntag. Der Hund muss raus. Nicht gerade inspirierend. Gut, dass ich ein neues Hobby (oder zumindest könnte es eines werden) gefunden habe: Geocaching. Schnitzeljagd 2.0 sozusagen. Mit Grips und iPhone nach versteckten „Schätzen“ suchen. Das macht Spaß. Besonders wenn die Liebste sich auch ein bisschen erwärmen kann und wir zu zweieinhalb losziehen. Erst ausführlich Gassi mit dem wilden Spanier (der mittlerweile ganz brav ohne Leine mit uns läuft), dann Schatzsuche mitten in der City von BSS. Außer den Koordinaten hatten wir einen Hinweis: drei mal drei. Die Liebste (und Klügere) konnte ihn umsetzen und machte mich auf eine Baumreihe von drei mal drei jungen Erlen aufmerksam. Der alte Pfadfinder in mir entdeckte dann den gut als Lüftungsschlitz getarnten „Cache“, die Schatzkiste. Was wohl andere Kurstadtbesucher gedacht haben mögen, als sie den alten Knacker ein Plastikdöschen ausbuddeln sahen? Wie er was auf einen darin befindlichen Zettel kritzelte und das Ding dann wieder in dem Lüftungsschlitz verbarg. Drogendealer oder Spion oder gar beides! Anschließend lud mich die liebste Klügste noch in ein Kurcafé ein:

Gut versteckt rechts neben dem Eingang der Spassart-Therme (oder von innen, von der Wandelhalle aus) findet man dieses winzige, schnuckelige Café. Schon der Anblick ist eine Augenweide. Neben leckeren Kuchen, Tee-und Kaffeespezialitäten gibt es tausend kleine Modeaccessoires und nette Mitbringsel zu besichtigen und zu kaufen. Man sitzt innen wunderbar bequem in Ledersesseln und außen auf nicht minder bequemen Korbstühlen an kleinen Tischchen. Der Service ist flott und freundlich, die Preise gar nicht kurstadtneppisch. Unser Highlight heute waren die Karamelwaffeln mit Eis und Roter Grütze. Schon so lecker anzuschauen, dass man sich gar nicht mehr zu probieren wagt, was schade wäre. Denn die knusprige, frische Waffel mit den vielen kleinen Obststückchen drauf, die große Eiskugel und die verführerische Grütze sind ein süßer Traum. Dazu hatte ich eine Pepperoni-Chili-Chocolade. Herrlich schokoladig mit knackiger Schärfe im Abgang. Nach dem kalten Aprilspaziergang genau das Richtige.
(Mein Beitrag zu Tee und Kaffee Bistro – Ich bin kritzlibaer – auf Qype)


Angeln gehen

Während Herrchen und Frauchen gegen die Pfunde kämpfen, scheint der kleine Spanier nichts zuzulegen, obwohl er kein Kostverächter ist. Seit er regelmäßig mit uns zusammen am Tisch sitzt und seinen Anteil an der Beute bekommt, machen wir uns allerdings Sorgen, dass er nicht bald wie die Leberwurst aussieht, die er morgens immer aufs Toastbrot geschmiert bekommt. Da ist also Sport angesagt. Der Angelsport schien uns da am besten geeignet. Ist er doch auch für das Herrchen altersgerecht belastend. Die Hundeindustrie hat den Trend erkannt und bietet entsprechendes Sportgerät an. Die Benutzung erfordert auch kein größeres Training und so kann der Spaß sogleich beginnen …

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Frankfurter Botschaft

Die Liebste hatte bei Groupon zugeschlagen und ein 5-Gänge-Menü in der Frankfurter Botschaft für zwei Personen ergattert. Für heute Abend, Dienstag, hatten wir reserviert und machten uns auf in die kleine Großstadt Frankfurt. Es begann weniger prickelnd mit der Suche nach einem Parkplatz. Der aufgeschickte Westhafen mit seinen Glaspalästen und Appartement-Häusern im Wasser beeindruckt mit toller Architektur, enttäuscht den parkwilligen Automobilisten aber auf’s Tiefste. Mir ist schleierhaft, warum man städteplanerisch zwar die Menschen wieder in die City locken will, aber den Autofahrer konsequent vor der Tür lässt. Kein Parkhaus weit und breit und nur Anwohner-Plätze ringsum. Ein verzweifelter Anruf in der Botschaft wurde mit dem Tipp belohnt, im nahen IBIS-Hotel zu parken. Kurz davor fanden wir dann doch noch eine Lücke.
Die Lage der Frankfurter Botschaft ist schon toll. Vor dem neuen Westhafen-Wahrzeichen, dem “Gerippten” Sony-Hochhaus, nah am Main gelegen, hat man von hier einen wunderschönen Blick auf den Fluss. Was besonders am Abend sehr stimmungsvoll sein kann. Die Einrichtung ist stylish – und daher unbequem. Mit winzigen 50 × 50 cm messenden Tischlein werden möglichst viele Umsatz-Plätze geschaffen. Für schlanke Schickimickistangen aus den umliegenden Agenturen sicher ausreichend. Für unsere Schlemmerleiber leider beklemmend eng. Gerade mal 40 cm zum Nachbartischlein lassen mehr oder weniger nette Gespräche der Nachbarn zum Teil der eigenen Konversation werden. Der vorhandene Platz ist schick gedeckt mit Schottgläsern, Stoffserviette und komplettem Besteck. Kommt nun noch ein Teller dazu, fehlt der Platz für die eigenen Hände. Mit Brotkörbchen, Butterschälchen und Brottellerchen, einer Flasche Wasser und einem Teelicht kommt Beklemmung auf. Jetzt bloß keine Speise mehr, sonst müssten wir von den Knien essen!
Der Service ist sehr freundlich, zuvorkommend und frech: Auf meinen Wunsch nach dem reservierten Tisch kommt prompt die Gegenfrage: “Auch mit Stühlen?” Ich mag das. Es lockert die leicht steife, elitäre Athmosphäre und macht Laune. Kaum sitzen wir, läuft ein präzises Service-Uhrwerk ab. Getränke kommen umgehend, kurz danach Brot und (sehr dezent) gesalzene Butter. Ich werde allerdings nie verstehen, warum die Bütterchen immer tiefgefroren an den Tisch kommen müssen. Auch hier atomisiere ich das frische und sehr leckere Vollkornbrot mit den eisharten Butterkugeln.
Wir wählen unter zwei Hauptspeisen logischerweise jeder eine andere und freuen uns somit auf ein Aus-5-mach-6-Gänge-Menü. Es beginnt mit Büffelmozzarella und Olivetti-Tomate an Basilikum-Zitronen-Sorbet dazu Kamilleblüten-Karamell und Senf-Vinaigrette. Der Büffel war mir etwas zu fest, ich mag ihn cremiger, und den Tomaten fehlte das Aroma (warum kaufen die nicht bei ALDI die holländischen Cocktailtomaten, die sind richtig gut!?), aber das Sorbet war der Hammer! Genauso wie das Karamell und die Vinaigrette. Ein durchaus gelungener Einstieg also. Recht zügig danach ging es weiter mit einer Velouté von der Canellini-Bohnen mit Zitronen-Petersilienschaum in einer witzigen Suppenschale, die zwar das Auslecken verhindert aber das Auskratzen bis auf den letzten Tropfen hervorragend ermöglichte. Das Schäumchen ein Träumchen. Kurzes Päuschen und dann ein Rosenblütensorbet mit Chili und Kardamom. Eine überraschende arabische Note nach dem mediterranen Einstieg. Ich bin nicht so der Fan von rosenblütenschwangeren arabischen Desserts, aber hier passte es wunderbar, vorallem mit dem anregenden Chili. Der trockene Riesling von Markus Schneider dazu ein tolles Gespann. Kaum waren diese Aromen verklungen kamen die Hauptspeisen: geräucherte Barbarie Entenbrust mit Apfel-Calvados-Jus, Dörraprikosen, Kartoffelquader und gebratenem Radicchio, sowie Thunfisch in Piment d’Espelette mit Spinatpolenta und confierten Silberzwiebeln. Die Ente wunderbar rauchig und zart, das Jus samtig-fruchtig. Der Fisch auf den Punkt, fest im Biss; die Polenta überraschend (so kannte ich Spinat noch nicht) und die Zwiebelchen reinste Geschmacksperlen. Gottseidank war noch genug Brot übrig um damit die riesigen langen Teller blitzeblank zu putzen. Dazu gab es eine erstaunlichen Rosé, auch von Markus Schneider, dunkel wie ein echter Roter, aber trotz Vollmundigkeit federleicht und herrlich fruchtig. Ich mag die langen Kunstpausen zwischen den Gängen nicht. Angenehm, dass es hier in der Botschaft nur so flutscht, ohne den Eindruck zu erwecken, man wolle uns schnell wieder los werden. Das Dessert kam also verzögerungsfrei: Nuss Nougat-Crème Brulée mit Bergpfeffer und Clementinen-Granité. Eine Brulée auf “Schokopudding” hatte ich auch noch nicht, wunderbar! Dazu das frische Granité, eine Erd- und eine Kapstachelbeere, verbunden mit einem Schokostick passten herrlich dazu.
Alles in allem ein zauberhaftes Menü. Die Portionen übrigens recht großzügig für diese Klasse. Der Preis, regulär 115 Euro ohne Wein wäre mehr als angemessen gewesen. Dazu der aufmerksame, freundliche Service. Was will man mehr! Im Sommer locken auch bequemer aussehendes Gestühl und ein Strand. Jetzt frag ich mich nur noch, warum das Ganze Frankfurter Botschaft heißt. Ein so benanntes Lokal würde ich eher in Berlin oder München verorten. Dazu mit Frankfurter Küche. Aber hier, vor Ort, mediterran, mitten in Frankfurt? Was ist die Botschaft? Egal – wir kommen wieder.