Irischer Schmuseabend

Vor 31 Jahren saß ich mit einer Clique in der Frankfurt-Höchster Jahrhunderhalle, damals die modernste Konzerthalle Frankfurts, ganz vorne in dem zur Hälfte ausverkauften Saal und lauschte total verliebt einem jungen Iren mit Namen Chris de Burgh. Nicht im Traum hätte ich mir vorgestellt, mich mit 60 Jahren, immer noch heftig und neu verliebt, schon wieder in der diesmal restlos ausverkauften Jahrhunderthalle von dem selben Schmusebarden verzaubern zu lassen. Schon lang wollte ich ihn wiederhören, aber nie hatte es geklappt mit guten Karten. Und die Liebste war genauso scharf drauf. Jetzt hatte es geklappt und wir hatten Spitzenplätze, dritte Reihe Mitte. Das Publikum war erstaunlich gemischt. Von der ganz alten Oma (die damals unsre Mutter hätte sein können), über die gesetzten 68er und die aktuelle Juppi-Generation bis hin zu den Enkeln, die mit Opa da waren. Selten, dass ein Musiker so ein großes Publikum faszinieren kann.

Am Anfang ärgere ich mich, da der Warming Act, der Leadgitarrist von CdB, Neil Taylor, schon spielt. Schade, da wir wegen der Platzkarten erst in den letzten Minuten ankamen. Von dem hätte ich gerne mehr gehört. Die Bühne ist ganz reduziert gestyled. An Klippen erinnernde Paneele schirmen die Percussion und das Keyboard ab. Im Hintergrund eine Wand aus Multimedia-Streifen. Mehr nicht. Und das ist gut so. Und die Lichtdesigner können daraus trotzdem eine mitreißende Show zaubern (HR1 präsentiert den Auftritt und berichtet hier).

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Chris de Burgh ist einer der Bühnentiere, denen die Musik und der Kontakt zum Publikum ganz wichtig sind. Und so arbeiten sie sich redlich ab, ohne dass es nach Arbeit aussieht. Immerhin ist er auch schon weit über Sechzig. Aber da hüpft ein junger Sänger und Gitarrist auf der Bühne rum und weiß, wie man die Leute von den Stühlen reißt. Und je mehr die abgehen, deste mehr blüht er auf. Und mutig ist er: geht von der Bühne und schlüpft zwischen seine Fans, umringt von (tränen)feuchten Damen und (angst)schweißgetränkten Bodyguards. Läuft durch das ganze Parkett, besingt seine Lady in Red und knutsch jede rotgekleidete Lady im Publikum ab. Wenn ich das gewusst hätte, wär‘ ich auch im kleinen Roten erschienen. Irgendwann fliegen ein paar Slips auf die Bühne. Von dem Fanclub in der ersten Reihen links können sie aber nicht stammen, die hätten nicht gepasst 😉

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Aber Chris ist nicht nur ein Schmuser. Rockige Klänge liegen ihm genauso, aber immer harmonisch mit eingängigen Melodien, fetzige Ohrwürmer mit Tiefgang. Denn immer hat er auch was zu sagen mit seinen Liedern. Dann kommt ein Medley mit Songs anderer Komponisten wie den Beatles. Spätestens jetzt hält es keinen mehr auf den Sitzen. Jetzt wird die dritte Reihe zum schlechten Platz, wenn man nicht auch aufsteht. Wie sollte man aber auch im Sitzen mit abrocken. Die Liebste ist seelig und tanzt begeistert. 2,5 Stunden gibt Chris und seine spielfreudige Band alles. Die Leute spüren, dass er richtig gut abgeliefert hat und akzeptieren, dass über die geplanten Zugaben nichts mehr geht. Ein Fan reicht ihm ein hübsch verpackte Flasche Feierabend-Stout. Prost, Chris, hast es dir reichlich verdient. Könnt ich jetzt auch gebrauchen. Aber es wird nur noch zu einem kurzen Zwischenstopp bei McD reichen.

Es ist schön, in einem Haufen glücklich schwatzender Menschen aus dem Saal zu gehen und in die strahlenden Augen seiner Liebsten zu sehen. Sehen wir uns in weiteren 30 Jahren wieder, Chris? Mindestens zwei Verliebte warten darauf …

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Qype: Almas Restaurant & Lounge in Frankfurt am Main

Frankfurt am MainEssen und TrinkenRestaurantTuerkisches Restaurant

Ein Gutschein hatte uns her gelockt. Und wie bei eigentlich allen anderen Gutscheinen bisher, war das hier auch ein Volltreffer! Nahe an Frankfurts Amüsierviertel in Sachsenhausen gelegen muss man hier ab einer gewissen Uhrzeit mit viel Trubel und wenig Parkplatz (Parkhaus aber in der Nähe) rechnen. Besonders Freitags, wenn es auch mal türkische Musik (bei uns ein sehr angenehmer Gitarrenspieler) und Bauchtanz gibt. Also hatten wir schon um 19 Uhr gebucht und konnten uns eines der schönsten Plätzchen in dem lounge-igen Lokal, direkt am Fenster, aussuchen.

Wie hier schon öfter erwähnt, wird man am Eingang freundlich begrüßt und kann einer Köchin dabei zuschauen, wie sie die Teigfladen formt, aus denen die leckeren Brote gemacht werden, die hier zu allem serviert werden. Der Service ist sehr aufmerksam und bringt uns die Karte, obwohl wir ja ein festes Menü gebucht hatten. Die Karte ist ähnlich wie bei Asiaten auf den ersten Blick umfangreich, bis man merkt, dass die einzelnen Sparten Huhn, Rind, Lamm, Fisch und Vegetarisches alle mit ähnlichen Zutaten angeboten werden. Trotzdem ist es ein Angebot wie aus Tausend und einer Nacht. Die orientalischen Gerichte will man gleich nacheinander „abarbeiten“, so toll hört sich das an.

Wir bekommen die Getränke sehr schnell (Ginger Ale mit Eis und Orangenviertel, sehr schön!) und dann kommt auch schon der erste Gang, gefüllte Fladenbrote mit Käse und Hackfleischfüllung. Wunderbar zart und würzig. Das fängt gut an. Dann kommt die Vorspeisenplatte aus lecker angerichteten verschiedenen Musgerichten wie Humus und ähnlichen. Eine besser als die andere, teilweise scharf bis höllisch scharf. Dazu Hühnchen im Sesammantel, Börek mit Käse und gefüllte Weinblätter, garantiert nicht aus der Dose, so gut wie die schmecken. Als Hauptgang hatten wir gefüllte Teigtaschen mit Lammhack und einen Hühnchenspieß bestellt. Die leichten, fluffigen Teigtaschen in einer wunderbaren Melange aus Linsen und Joghurtsauce, der Hühnerspieß (schon vom Spieß gelöst) mit zartestem, marinierten Hühnerfilet in einer pikanten Sauce, leicht süß abgerundet mit Berberitzen. Dazu lockerkörniger Reis nach iranischer Art. Jetzt beginnt der Hosengurt zu spannen. Aber es soll noch ein süßer Traum folgen: Geschmolzener Mozzarella mit Pistazien und Schokosauce, warm und unglaublich süß. Spätestens jetzt beschließt du, für ewig hier drin zu bleiben. Die Sitze sind angenehm und der türkische Rosé eine Wucht!

Ein Wort noch zur Toilette, deren Waschraum sich Männlein und Weiblein teilen dürfen, mit einem riesigen Spiegel als Trennwand dicht über den Waschbecken (mit Erfrischungshandtüchern, Parfümflakons usw.). Sehr originell, super sauber, vorbildlich!

Ein tolles Menü und türkische Gastfreundschaft haben wir genossen. Wir kommen wieder!

Mein Beitrag zu Almas Restaurant & Lounge – Ich bin kritzlibaer – auf Qype

60 tut gar nicht weh!

Also sechzig bin ich ja schon länger. Genauer im sechzigsten Lebensjahr. Und das war auszuhalten. Mit Höhen und Tiefen, wie jedes Jahr. Warum also hab ich mir im Angesicht des sechzigsten Geburtstags so in die Hose gemacht?! Vielleicht ist Männern das so angeboren. Sie neigen ja eh dazu, alles etwas zu dramatisieren. Was solls: es hat gar nicht weh getan und war doch sehr schön.

Wenn alle Kinder (und Ahmad) da sind ist es immer schön. Schön kuschelig in der Dreizimmerwohnung. Da gibt es kaum Fluchtraum und trotzdem geht man sich nicht auf den Senkel. Es begann schon am Donnerstag in der Nacht, da die Liebste nicht an sich halten konnte und mir zu Mitternacht ihr Geschenk präsentierte. Schon länger von geträumt und als ferner Luxus verworfen: Handgemachte Schuhe! Wow! Jetzt heißt es Abschied nehmen von meinen geliebten LandsEnd Tretern, zumindest zu den festlichen Anlässen. Vorher gilt es allerdings, ein paar Vorbereitungen zu treffen. Mit einer Art Gips-Socke werden die Füße abgeformt und dem Schuster zugeschickt. Das hörte sich kompliziert an und die Liebste hoffte auf Hilfe durch meine Kids.

Aber erst mal sollte ich der Welt schönste Geburtstagstorte bekommen. Ich war schnell mit dem Hund Gassi und Brötchen holen, als die Liebste mich telefonisch bat, mich zu melden, wenn ich auf den Parkplatz fuhr. Das tat ich dann auch wie geheißen. Worauf die Liebste hektisch wurde und mich bat, noch 5 Minuten zu warten. Also legte ich mich im Auto zurück, hörte ein bisschen Hörbuch, bis das Telefon klingelte: „Ja, du stehst ja gar nicht vor der Tür! Komm sofort hoch und spute dich!“. Ich also meine sechziger Knochen in den zweiten Stock gewuchtet, wo mich die Liebste völlig verzweifelt und hektisch erwartete. Aus dem abgedunkelten Wohnzimmer drangen malerische Rauchwölkchen und es roch verkokelt. Auf dem Geburtstags-Frühstückstisch stand ein Pflaumenkuchen in hellen Flammen! Sechzig Kerzen waren größtenteils schon bis auf die Streusel runter- und in den Kuchen eingebrannt. Erstaunlich, wie gut Pflaumenkuchen brennen kann. Ich hab dann souverän Luft geholt und alle Flammen mit einem Mal ausgeblasen. Merke: Wer 60 Kerzen anzünden will. sollte die Brenndauer beachten. Spätestens nachdem die 20. Kerze endlich rennt, sind dieversten schon wieder runtergebrannt. Also Finger weg von solch kindischen Geburtstagsspäßchen bei älteren Menschen! Anschließend hatte ich dann viel Spaß beim Sezieren des Kuchens. 60 Wachsklumpen wollten aus dem Teig gepult werden. Letztendlich klappte die OP und wir konnten den unvergleichlichen Pflaumengeschmack genießen, mit einem Hauch Parafin. Nicht schlecht.

 Meine Kids kamen dann am Freitag Nachmittag und präsentierten erstmal mit großen Bohei ihr Geschenk. Das Zimmer wurde verdunkelt und auf allen Vieren schoben sie mit viel Gebrumm etwas Beleuchtetes in den Raum. Als das Licht wieder an ging, präsentierte sich mir ein dreieckiges, dreirädriges Gestell aus japanischen Essstäbchen mit riesigem Scheinwerfer vorne, einer Batterie hinten und einem Foto von mir in Rocker-Montur. Wie immer bei meinen Kids ein geniales Symbol für ein Geschenk. Mir schwante gleich etwas! Schon immer wollte ich mal ein Trike fahren. Und da ich für mein Leben gerne Sushi esse, haben die Beiden mich (und die Liebste) zu einer Trike-Rundfahrt durch den Vogelsberg eingeladen, mit anschließendem Sushiessen in Gießens bester Sushi-Bar. Das wird ein Spaß! Ich kann es kaum erwarten. Passt auch gut zur Midlifecrises eines Sechzigjährigen. Jetzt muss ich die Liebste nur noch dazu kriegen im knappen Ledercorselette hinter mir Platz zu nehmen. Und dann rocken wir den Vogelsberg!

Amira war noch unterwegs und so beschlossen wir, ohne sie in ein Lokal zu fahren und uns dort mit ihr zu treffen. Eigentlich wollte ich zu einem Mongolen. Aber die Liebste hatte so lange insistiert, bis ich uns bei einem hessischen Lokal angemeldet hatte, dem Kaufmanns in Gelnhausen-Meerholz. Mir war nach was Exotischem, nicht nach biederer hessischer Küche, aber es klang nicht so schlecht. Und mit sechzig kann man ja mal was wagen. Und die Wahl war erstklassig. Die Stimmung war ausgelassen, dem Anlass mehr als angemessen und hoch zufrieden machten wir uns auf den Heimweg, um dort noch gebührend weiter zu feiern. Denn da gab es ja noch Amiras und Thomas Geschenk: Ein wunderschönes Schlabberlätzchen für kleckernde Hessen, samt ein paar Fläschchen Rabenwein. Da kann jetzt ruhig ein leichter Alterstremor zuschlagen: Ich kleckere nicht mehr – ich dekoriere!

Samstag hat Masja mir dann meine Füße abgeformt. Selten haben wir so gelacht. Ich habe das gefilmt und ich denke, das muss auf Youtube! Zum Abschluss des Geburtstagsfestes wollte ich noch ein kleines Highlight draufsetzen. In den Achziger Jahren hatte ein Film Furore gemacht, den ich so gerne mochte und schon etliche Male gesehen hatte. La cage aux folles – ein Käfig voller Narren gibt es nun auch im Frankfurter Volkstheater in hessischer Mundart. Diese turbulente, quietschbunte, verrückte Komödie um eine schwules Pärchen aus einem Kabarettbesitzer und dessen geliebtem Showstar, deren Sohn eine Tochter aus erzkonservativer Familie heiraten will, wäre bestimmt ein Knaller. Und so war es dann auch. Anfangs waren wir alle ein bisschen verstört. Ich, weil es auf der Bühne doch etwas steifer rüberkommt als im Film, die Kids weil sie das erste Mal in einem solchen Theaterstück waren. Dann aber erlagen wir dem Charme des Hauptdarstellers Thomas Bäppler-Wolf, der die Tunte Albert hinreißend komisch und anrührend spielt, und seiner spielfreudigen Truppe. Irgendwie passte auch das angeranzte Ambiente des Theaters dazu, das leider in diesem Jahr schließen muss.

Ein gelungener Abend fand einen traditionellen Abschluss bei McDonalds. Schließlich sind wir schon immer mit den Kids nach einem Kinobesuch dort noch eingekehrt. Ein paar Mal im Jahr muss das einfach sein. Kontrastprogramm zu Kaufmanns. Damit wir nicht verlernen, was richtig gut ist. Nach langer Nacht haben sich alle dann am Sonntag Morgen tatsächlich reichlich früh aus dem Bett geschält, um auf dem Flohmarkt noch das eine oder andere Schnäppchen zu machen. Anschließend eine zünftige Weißwurschtbrotzeit (wenn auch erst um 13 Uhr). Ein rundum schönes Geburtstagswochenende! Jetzt will ich doch 70 werden. Und mit euch allen eine Steigerung zum 60. erfahren. Ganz schön unverschämt, gell. Ja, so bin ich. Kriege nie genug. Von euch sowieso nicht. Danke, Ihr Lieben!!!

Restaurant Kaufmann’s in Gelnhausen

Escht hessisch‘ Sternekisch – un wenn’s nach mir ging: 10 Sternscher!

Wir waren aufgrund der Berichte in qype hier und können alles nur bestätigen. Die Webseite kann leider so gar nicht rüberbringen, was dieses Gasthaus wirklich bietet. Und das ist es im wahrsten Sinne des Wortes: ein gastfreundliches Haus.

Das geht schon beim Betreten der urigen Gaststube los, denn man wird herzlich mit Handschlag begrüßt, als wäre man ein lange vermisster Stammgast. Und dann das Ambiente – die Gudd Stubb, wie der Hesse sagt. Da hängt Warhols Marylin Monroe (jaaa, gut, nicht echt!) neben einem Rehbockgeweih, eine mit qietschbuntem Kunstleder bezogene Polsterbank wie aus einer 50er Jahre Eisdiele neben einer stilgerecht passenden Stehlampe. In der Ecke eine uralte Pfaff-Nähmaschine, alte Urkunden, mit Zeugs vollgestopfte Regale, bequeme Stühle, rustikale Tische, witzige, stimmige Beleuchtung – kurzum, der Gast wird auch optisch nicht gelangweilt.

Wir waren Freitag abends da, mit Reservierung gerade noch 6 Plätze erhascht. Trotz Fullhouse eine angenehme Atmosphäre. Die Leute sind fröhlich ohne zu lärmen, einfach entspannt. Ein gut Teil dazu trägt die Service Mann- und Frauschaft bei. Alle supernett und zuvorkommend (und, nebenbei, auch optisch eine Freude, das Auge isst ja mit). Wieder bestätigt sich das Gefühl, mehr als willkommen zu sein. Auf dem Tisch ein handbemalter Teller mit unserem Namen und einem Willkommensgruß. Ruckzuck wird die Getränkebestellung aufgenommen und im Nu kommen perfekt gezapfte Biere wie durch ein Wunder.

Die übersichtliche Karte zeugt davon, nur das anbieten zu wollen, was richtig gut ist. Alles ist mit hessischen Zutaten gekocht und entsprechend hessisch wird es auch beschrieben. Ich mag es sehr, wenn man als unerfahrener Gast die Gelegenheit bekommt, sich mit gemischten Platten einen Überblick über die Künste des Koches zu verschaffen. Also nahmen wir „Von allem ein Bisschen“ als Vorspeise. Für je zwei Leute eine riesige Platte mit Carpaccio vom Presskopf mit Apfelwein-Vinaigrette, Handkäse mit Musik, Wurstsalat und gemischter Salat, dazu frisches Brot (damit es nicht so schnell kalt wird in Butterbrottüten, die man auch herrlich knallen lassen kann. In diesen Zeiten ein nicht immer fröhlich aufgenommener Scherz, ich weiß. Aber ich war an diesem Tag sechzig geworden, fühle mich aber noch wie sechs. Und ich entschuldige mich auch dafür).

VonallemDas Konzept der Platte war stimmig und die Zutaten lecker, trotzdem hatte ich etwas zu bemängeln: Im Gegensatz zu Rindercarpaccio sollte man die Presskopfscheiben dicker aufschneiden, damit sie besser mit der Apfelweinvinaigrette harmonieren. Mir kam der Presskopfgeschmack etwas zu kurz, was schade war, denn die Wurst war sehr gut. Das winzige Stückchen perfekt gereifter Handkäse war für zwei Leute ein bisschen mickrig, der Wurstsalat dagegen ziemlich reichlich.

IMG_2487Dann gab es den Hessenteller. Und das war der Knaller: Ein würziges Vogelsberger Kartoffelwürstchen auf Sauerkraut, ein Tröpfchen warmer Kochkäse, ein Schweineschnitzel mit Preiselbeeren und sagenhaft würzig-schlotzigen Bratkartoffeln und der Star vom Kaufmanns: ein Handkäseknödel mit Grüner Soße. Der Knödel war der Hit, da muss man erst mal drauf kommen, in einem zarten Kartoffelknödel ein Stück Handkäse verlaufen zu lassen, einfach himmlisch! Und dann diese cremige Soße! Trotzdem gibt’s auch hier e bissi was zu meckern: Das Schnitzelsche war überflüssig. Erstens mag ich kein Schweineschnitzel (langweilig) und zweitens ist das nix typisch hessisches. Da hätte ich mir was anderes gewünscht. Egal, der Teller war klasse und wir proppenvoll. Zwei von uns hatten übrigens das Knofi-Rumpsteak. Und sie waren ebenso begeistert: würzig und superzart auf den Punkt gebraten.

IMG_2501Alles gut und Schluss? Natürlich noch nicht. Nach einem knackigen Apfelbrand wollten wir noch ein Dessert probieren. Was nicht auf der Karte stand, uns aber empfohlen wurde, war ein Eis von grüner Soße! Wahnsinn, ein Eis aus meiner und Goethes Leib- und Magensoße! Das mussten wir probieren. Das war ja so was von lecker! Wie ein Tusch zum Schluss eines tollen Abends. Dass man uns beim Hinausgehen noch eine persönliche Führung durch den Biergarten und die Wurstlounge spendiert hat, passte ins Gesamtbild. Unnötig zu erwähnen, dass wir auch mit Handschlag verabschiedet wurden. So geht Gastlichkeit! Da kann sich so mancher jammernder Gastronom eine Scheibe abschneiden.

Mein Beitrag zu Restaurant Kaufmann’s – Ich bin kritzlibaer – auf Qype

Altes Weinkellerchen in Gelnhausen

GelnhausenEssen und TrinkenRestaurant

Auf der Suche nach einen richtig guten Restaurant in Gelnhausen sind wir Empfehlungen gefolgt und im Alten Weinkellerchen gelandet. Auf der Internetseite präsentiert sich das Restaurant ja vollmundig als gehobene Küche mit „Sternekoch“, was zwar noch keinen Stern verheißt, aber doch hoffen lässt. Das Ambiente ist einfach zauberhaft und passt wundervoll zur schönen Altstadt. Besonders abends, wenn alles stimmungsvoll beleuchtet ist und über allem die angestrahlte Marienkirche schwebt, fühlt man sich in einem anderen, vergangenen Jahrhundert.

Natürlich muss man diese Historismus mögen. Wer es lieber kühl durchgestyled liebt, ist im Alten Weinkellerchen am falschen Platz. Über enge Treppen geht es ins Untergeschoss des angegliederten Hotels in einen großen Gewölbekeller. Dunkle Wände, passende Dekorationen, ein bisschen viel Plastikefeu und viel schummriges Licht geben eine warme Athmosphäre. Die Tische sind alle festlich eingedeckt und die Gläser funkeln im Kerzenschein. 

Nur wenige Plätze waren besetzt. Da kann ich nur lächeln, wenn der Service einen zwar freundlich reserviert begrüßt, aber nach der Verrneinung der Frage nach Reservierung, fast schon entsetzt die Augen hochzieht und so tut, als müsse man nun alle Gäste etwas enger beieinander setzen, damit die Neuangekommenen auch noch ein Plätzchen bekommen. Ich erlebe das öfter. Wirkt aber wirklich lächerlich angesichts leerer Gasträume abends um 20 Uhr. 

Man nimmt uns die Mäntel ab und wegen der fehlenden Reservierung werden wir zur Strafe eine weitere Treppe nach unten gewiesen in ein kleineres Gewölbe – auch hier nur ein Pärchen an einem Tisch – und bekommen ein Zweiertischchen in der Ecke zugewiesen. Der Platz ist schön, man hat viel zu gucken. Der Tisch liebevoll eingedeckt, vorösterlich mit kleinem Nest voller Wachteleier. Wir sitzen unter einem kleinen Butzenfenster und es zieht etwas, Ich fühle am Fenster, da ist aber kein Lufthauch, im Gegenteil, das Fenster ist sogar angenehm warm. Aber die Wände aus Bruchstein haben Kälte gespeichert. Von zwei Seiten strahlen sie kühle Luft ab. Jetzt hätte ich gerne meinen Mantel wieder.

Der Service ist freundlich, bringt sofort den Gruß aus der Küche inform von frischem Weiß- und Körnerbrot, sowie kräftig angemachtem Kräuterquark. Er reicht die Menü- und Weinkarte, empfiehlt ausführlich und begeistert das Tagesmenü. Ich bin genauso begeistert und wähle den Pot au Feu von Edelfischen mit Flusskrebs, eine Fischvariation vom Lachs, Wolfbarsch und einem halben Hummer, danach die Sinfonie aus der Hauspatisserie von cremig bis fruchtig. Die Liebste eine schwäbische Maultaschensuppe, die Fischvariationen in Champagnersauce und Crepés mit frischen saisonalen Früchten und Eis.

Die Suppen kommen in großen, tiefen Tellern recht schnell, sind gut temperiert und schmecken hervorragend. Das Po au Feu wird von einem knallroten Flußkrebs bewacht. Viel Fisch ist allerdings nicht drin, dafür reichlich Salicornes. Die Maultaschensuppe glänzt dunkel und bedeckt die zahlreichen Maultaschenscheiben gerade so. Die Portionen sind also recht ordentlich. Die Stimmung steigt.

Das Timing ist perfekt, auf den Hauptgang müssen wir nicht lange warten. Die Teller sind groß und üppig belegt, in dieser Preisklasse oft nicht der Fall. Und auch die Optik stimmt. Wunderschön angerichtet ohne Dekorationsschnickschnack. Der Hummer macht natürlich was her auf dem Teller. Er war schon ausgelöst, die große Schere lag separat, schon geöffnet und das Fleisch lugte verführerisch daraus hervor. In der Mitte des Tellers ein riesiger Haufen dünner, flacher Bucantini, vermischt mit kleinen Gemüsestückchen. Darum sind drei Fischstücke ge- und mit Salicornes belegt. Der Anblick machte mächtig Appetit. Aber die Vorfreude wurde bald getrübt. Die Gabel blieb in den Nudeln stecken, sie klebten aneinander und ware viel zu weich. Die hätte man gleich nach dem Kochen mit dem Gemüse mischen sollen. So hatte es den Eindruck, dass sie schon etwas länger lagen und zusammenkleben konnten. Auch die Temperatur stimmte nicht. Alles bestenfalls lauwarm. Und obendrein lasch gewürzt, ein wenig mehr Salz hätte es schon sein können. Nächster Bissen: der Fisch. Er war noch ziemlich glasig für meinen Geschmack, hart an der Grenze zum Rohen. Und der erste Bissen steckte voller Gräten; hier lag ein schlecht filetiertes Stück. Die beiden anderen Fischteile waren zwar grätenfrei, aber genauso glasig.

Dann der Hummer. Das Schwanzstück widersetzte sich schon dem Fischbesteck. So einen zähen Hummer habe ich noch nie auf dem Teller gehabt! Natürlich hatte ich bei dem Preis keinen fangfrischen Hummer erwartet. Aber der Koch sollte schon wissen, wie man gefrorenen Hummer fachgerecht auftaut und verarbeitet. Dieser hier war ganz offensichtlich zu schnell aufgetaut und dann noch länger gekocht worden, als ihm gut tat. Lediglich das Scherenfleisch war einigermaßen weich.

Die Enttäuschung setzte sich bei den Fischvariationen der Liebsten leider fort. Sie mag keinen rohen Fisch und hatte deshalb wenig Freude. Die gleichen weichen Nudeln, viel zu kalt, mit einem laschen Champagnersößchen, dem eine ordentliche Reduktion auch besser getan hätte. Schade.

Das Dessert hat uns allerdings wieder versöhnt! Meine Dessert-Variationen waren sehr lecker. Eis- und Cassata-Varianten, ein leckerer Fruchtjoghurt, frische Früchte – schön anzuschauen und erst recht zu essen. Das Gleiche bei den Cremes der Liebsten. Mit einem Kritikpunkt: Um diese Jahreszeit (März) schmecken Erdbeeren und Kürbis nach Wasser. Hier wären die üblichen Exoten besser gewesen. Schade, dass von der Ananas nur eine hauchdünne Scheibe, durch die man durchsehen konnte, dabei war.

Fazit: Schöner Abend mit Schwächen, aber durchaus Potential. Pro: Tolles Ambiente, freundlicher, schneller Service, gute Weinberatung, gutes Preis-Leistungsverhältnis: 3 Gangmenü 39 € (mit Hummer 49 €), große Portionen, lecker angerichtet. Kontra: nicht alles ist perfekt, Hauptgang stark verbesserungswürdig. Am Schlimmsten aber fand ich, dass wir beim Gehen nach unseren Mänteln fragten und die Frage mit einem wortlosen Fingerzeig zur Garderobe beantwortet wurde! Ich bin nicht behindert und kann meinen Mantel auch selber holen und alt genug zum Selberanziehen bin ich auch. Aber wenn ich ihn beim Ankommen schon abgenommen bekomme, erwarte ich auch, dass man ihn mir beim Abschied bringt. So viel Zeit und Aufmerksamkeit kann schon sein. Ich will ja vielleicht wiederkommen …

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Insektenkochen

Was blieb mir anderes übrig? Ich hatte den Mund vollgenommen angesichts der Dschungelcamp-Ekelproben und meine Kids hatten mir prompt einen Insekten-Kochkurs geschenkt. Also ging es im Schneetreiben auf nach Oberhausen. Mit 9 anderen, mehr oder weniger glücklich Beschenkten und unter Anleitung von Survival-Experte Dennis Besseler machten wir uns an die Arbeit.
Das Ergebnis war ein interessantes Menü, von dem keiner wirklich geglaubt hatte, dass es auch schmecken würde. Und wie es geschmeckt hat! Und ein herrlicher (sicher auch ein bisschen dekadenter) Spaß! Und endlich mal mit den Kids zusammen gekocht. Danke noch mal dafür!
Wer es auch mal erleben will: Bei http://www.insektenlutscher.de/ gibt’s den Kurs und manch andere „Leckerei“!

Hamburg kann man sich schenken!

… wenn man nach sieben Jahren immer noch verliebt ist. Ich hatte ihr Tarzan geschenkt und die Liebste mir ein abenteuerliches Wochenende in Hamburg. Passt! Und abenteuerlich wurde es dann auch angesichts der begrenzten Zeit. Was kann man in zwei Tagen in so einer tollen Stadt alles anstellen!?

Die Anreise am Allerheiligen-Donnerstag mit dem Auto dauert nun mal ihre Zeit, wenn alle Feiertagsbundesländler in den Norden wollen. Hetzen wollten wir nicht. Und so kamen wir spät abends hundemüde und ausgehungert bei Nieselregen in Hamburg-Norderstedt an. Das Hotel Schmöker Hof ist ein hübsches Tagungshotel etwas weiter draußen. Unser Zimmer riesig, das Bad fast gleich groß und durch die Spiegel noch größer wirkend. Gediegen und sauber, wenn auch mit durchgesessenen Sesseln. Vor dem alles entscheidenden Bettentest musste aber erst Mal der Hunger beseitigt werden. Etwas typisches sollte es schon sein. Fisch natürlich. Am liebsten Labskaus. So haben wir den Alt Hamburger Aalspeicher auserkoren. Nach gut 45 Minuten gegen 21 Uhr fast vor der Haustür an Hamburgs ältester Straße, der Deichstraße, einen Parkplatz gefunden und schnell in das Lokal rein.

Nett gemacht. Na klar, auf alt, aber stilvoll ohne zuviel Seemanns Kisch, gemütlich trotz des langgestreckten, engen Gastraums. Freundliche Begrüßung, flotte Bedienung und fantastisches Essen wie wir’s uns erhofft hatten. Labskaus für die Dame, Aal vom Grill für den Herren, davor Aal- und Pfeffersuppe. Was die Hamburger Pfeffersäcke eben so aßen. Hier hätten wir jetzt bis zum Morgen bei etlichen Körnern sitzen können. Aber wir hatten ja noch ne Dreiviertelstunde zurück ins Hotel.

Freitag stand Sightseeing und Museen auf dem Plan. Aber erst Mal ein ordentliches Frühstücksbuffet an einem lauschigen Erkerplätzchen mit etwas Sonnenschein vor den Fenstern und ganz viel in unseren Herzen. Ein gutes Frühstück und ein strahlendes Gegenüber vertreiben jedes miese Wetter. Nach der obligaten Dreiviertelstunde wollten wir zuerst ins Miniaturwunderland. Vor fünf Jahren waren wir schon fasziniert von der schier unendlichen Detailfülle und dem Witz der Anlage. Damals waren etliche Bauabschnitte in Planung. Die wollten wir nun sehen. Dummerweise dachten das Andere auch. Die Schlange war zwar kurz, durch die Zeittickets allerdings trügerisch, denn rein kam man erst nach eineinhalb Stunden. So beschlossen wir, das auf den Abend zu vertagen, wo der Laden bis 23 Uhr geöffnet ist.

In der Speicherstadt laden etliche andere Museen zum Eintritt und so gingen wir ums Eck ins Speicherstadtmuseeum. Hier wurde eindrucksvoll die Geschichte der Speicherstadt und ihrer Arbeiter gezeigt. Die Arbeitsbedingungen waren kaum vorstellbar hart. Gut zu verstehen, wie die Arbeitsweise das Tempo des gesamten Handels in Europa bestimmte. Denn über Hamburg flossen fast alle internationalen Güter ins Land.

Hauptware der Speicherstadt und Garant für den Reichtum der Handelsschiffer waren die Gewürze. Das Gewürzmuseeum versucht, die Geschichte rund um das würzige Gold anschaungsvoll zu präsentieren, scheitert aber an der Komplexität des Themas und der Besuchermassen. Alles ist ein bisschen versifft. Ich kann mir vorstellen, dass es zu Handelszeiten trotz vorsintflutlicher Bedingungen hier sauberer zuging.

Zwei Museen hintereinander machen nicht nur Füße platt. Dabei stand noch Einiges auf dem Plan. Z.B. die alte Gasse bei den Krameramtsstuben, die aber ein Reinfall war, weil von Tourinepp vollgestellt. Interessant aber die Wohnung der Kramerswitwe, die man dort besichtigen kann. Bescheidenes Leben auf zwei winzigen, niedrigen Zimmerchen, verbunden mit einer halsbrecherische Treppe und Blick aus dem Dachboden in die Gasse.

Nächster Programmpunkt Bonbonladen im Schanzenviertel. Die Süße wollte was Süßes. Der Laden ist eine echte Attraktion. Man schaut schwitzenden, muskelbepackten Kerlen zu,m wie sie riesige, heiße Zuckerplatten zu winzigen bunten Kunstwerken walken. Und dann wählt man aus dem schier unendlichen Angebot an Bobons in allen möglichen und unmöglichen Geschmacksrichtungen.

Jetzt waren die unter Extremitäten am Rande der Belastungsfähigkeit und Relaxen war angesagt. Zur Auswahl standen das Hotel Atlantic mit seinem berühmten Five-o-clock-Tea und das Chinesische Teehaus Yu Garden. Die Preise im Atlantic gaben den Ausschlag: ab zum Yu Garden, das in den Reiseführern für die Authentizität der Teequalitäten und -zeremonien gerühmt wird. Wir rechneten bei diesem Sauwetter mit vollem Haus und eilten über die verspielten Brückchen in das dem Original nachgebauten Teehaus, um noch einen Platz zu bekommen. Wir waren die einzigen Gäste, die der einzigen Bedienung den Nachmittag am Computer verdarben. Nach ausführlicher Lektüre der noch viel ausführlicheren Karte wählten wir sündhaft teure Teesorten angesichts des Hinweises, man könne ja fast unbegrenzt aufgießen. Die gerühmten Gebäckstückchen gab es leider gar nicht. Nur ein paar winzige Plätzchen (aber sehr lecker) und ein paar Erdnüsse im Teigmantel begleiteten den Tee. Der war dann die nächste Enttäuschung. Aroma nur zu erahnen. Vielleicht etwas für den geschulten Gaumen, nichts für den Meist-Kaffee-Trinker. Das war dann eine sehr entspannende, aber auch etwas langweilige Teatime. Da wäre im Atlantic mehr zu sehen gewesen. Na gut, das nächste Mal.

Auf dem Plan stand Abends noch ein Besuch der Ice-Bar und ein Snack in der IndoChine Lounge. Ich vermutete zu wenig Kalorien für so einen anstrengenden Tag und schlug noch einen Abstecher zu den Curry-Piraten vor. Wir schauen ja immer nach geilen Imbissbuden, wenn wir unterwegs sind und ärgern uns gerne über ganz mieses Fastfood. Hier allerdings sind wahre Könner am Werk. Im Gegensatz zu Bochums angeblicher Sterne-Imbissbude werkeln hier tatsächlich Spitzenköche und denken sich jede Woche eine besondere Wurstspezialität aus. Ich hab die herbstliche Hirschbratwurst auf Linsenvinaigrette mit Senfsabayon probiert und war hin und weg. Gut, etwas teurer als der übliche Wurstverschnitt (6,50 €), dafür aber hundert Mal besser. Dazu unglaubliche Fritten, außen kross und innen butterzart. Schade, dass wir hier nicht wohnen. Ich wüsste, wo wir wöchentlich einmal wären.

Zum Abschluss des Tages also noch ins IndoChine, einem Schickimicki-Club an der Außenalster. Auf trendy aber unbequemen Gestühl haben wir gebückt ein paar Indonesische Snacks probiert, die allerdings sehr gut waren und nach viel mehr schrieen. Nur hätte ich es auf dieser Couch nicht eine Minute länger ausgehalten und außerdem waren wir eingeladen, die IceBar zu besichtigen. Eine Bar ganz aus Eisblöcken gehauen. Hocker, Theke, Skulpturen, Gläser, alles aus Eis und quietschbunt beleuchtet. Man merkt, dass das ganze Unmengen an Strom kostet. Es werden nur kleine Gruppen hereingelassen, damit die nichts auftauen mit ihren Körpern und die Drinks gibt’s dann in gedämpftem Licht, vorher war kurz Lightshow angesagt. Nicht dass wir rausgeschmissen wurden, aber man war wohl schon froh, dass wir nicht länger bleiben wollten. Schon wegen der Kälte vermutlich. Der arme Barkeeper war aber ausgesucht freundlich und nett.

Und war da nicht noch was?! Ach ja, das Miniaturwunderland. Ganz in der Nähe. Nix wie hin und zügig ohne Wartezeit rein. Allerdings war unsere Aufnahmekapazität so ziemlich erschöpft. So blieb nicht mehr viel Kraft, all die herrlichen kleinen Szenen zu entdecken, die die zweifelhafte Moral der Erbauer beleuchten. So viel uns auf, dass unglaublich viele Unfälle nachgestellt sind, Mordszenen und die Arbeit der Gesetzeshüter, Unzucht hinter etlichen Büschen, Sex und Crime scheint in den Köpfen der Modellierer eine beherrschende Rolle zu spielen. Aber um diese Zeit ist das gar nicht so falsch und so begab ich mich auf die Suche nach den eindeutigen Stellen. Zu mehr als der Rückfahrt direkt ins bestens gepolsterte Hotelbett war dann nicht mehr genug Power da. Nicht mal um einige Szenen aus dem Miniaturland nachzustellen…

Samstag war Besichtigung und Kultur angesagt. 13:30 Uhr sollte die Bustour zum Containerhafen losgehen. Nach einem ausgiebigen Frühstück waren wir eine Stunde zu früh am Startpunkt, was den Vorteil der hektikfreien Parkplatzsuche mit sich brachte. In der Eiseskälte nahmen wir Zuflucht im Cafe gegenüber und harrten auf den Bus. Die Besichtigung des Containerhafens ist aus ziemlich unerfindlichen Gründen (es wurde zwar mehrfach erklärt, aber nicht plausibel) nur mit Persionalausweis oder Pass möglich. Überall wird darauf hingewiesen und der Busfahrer kontrolliert wie ein Zollbeamter. Und tatsächlich gint es immer wieder Leute, die den Perso vergessen haben. Davon profitiert dann das nahe Cafe, das keinen Zoll erhebt.

Zuerst ging es über die Kohlbrandbrücke in den kleinen Containerhafen, der noch mit diesen riesigen Containerliftern arbeitet, die von Hand gefahren werden, aber schon komplett computerisiert überwacht werden. Durch schier unendliche Wälder von geparkten Liftern (dem Handel geht es schlecht) und gestapelten Containern geht es zu den Schiffen am Kai. Wir sind beeindruckt von den Dimensionen und dem reibungslosen Tanz des Ausladens und Stapelns. Noch ahnen wir ja nicht, dass das nur ein kleiner Vorgeschmack auf die wahren Giganten ist. Die sehen wir dann nach einer kurzen Pause in der Seemanns-Mission, die der Entleerung der Blasen und der Befüllung der Spendenkasse dient. Unheimlich fahren Laster ohne Fahrer direkt auf Kollisionskurs aufeinander zu, um kurz vor der Katastrofe abzubiegen. Befüllt werden sie von hochhaushohen Kränen, die vor noch größeren Schiffen wie von Geisterhand gesteuert agieren. Kaum ein Mensch ist zu sehen. Direkt vor der Wand eines der größten Containerschiffe der Welt wird es dunkel. Wir sehen den Himmel nicht mehr vor lauter Stahl. Wirklich beeindruckend. Auf der Rückfahrt ist es ganz still im Buss. Man lauscht den kabarettreifen Erklärungen des sehr engagierten und allwissenden Reiseführers und versucht irgendwie die Eindrücke zu verarbeiten.

Jetzt hatten wir noch eine gute Stunde frei bevor es in das Theater Neue Flora ging, zum Dinner und zum Musical Tarzan. Stage Entertainment bietet passend zu den Aufführungen ein dreigängiges Dinner an, das man bequem vor der Show genießen kann. Ich hatte das spontan gebucht, ohne, wie ich das sonst so mache, in Qype etwas über die Qualität des Restaurants in Erfahrung zu bringen. Es erschien mir einfach bequem und stressfrei, ohne lange Sucherei nach einem Lokal, vorher etwas zu essen. Nun saßen wir im Cafe und ich googelte nach dem Tarzan-Restaurant, dem Cardozas. Die Liebste hatte vorher schon geschaut und war vom anisgebeizten Lachs „not very amused“, weil sie kein Anis mag. Und jetzt las ich noch vernichtende Kritiken über den Laden. Wars das dann mit einem schönen Abend? Mir kann so etwas ganz schön die Laune verhageln.

Egal. Augen zu und durch. Natürlich hat es was, direkt von der Tiefgarage ins Restaurant und von da ins Theater zu gelangen. Besonders beim dauernden Nieselregen, der pünktlich nach der Bustour wieder eingesetzt hatte. Der erste Eindruck vom Lokal war dann schon mal ernüchternd. Der Charme einer Bahnhofs- oder Basketballhalle konnten auch die festlich elegant eingedeckten Tische nicht überdecken: einfach zu riesig um gemütlich zu essen. Dass wir fast die Einzigen waren, verstärkte den Eindruck noch. Wenn es hier voll wird, dürfte der Lärmpegel erheblich sein. So saßen wir etwas verloren an einem Fenstertisch. Die Bedienung war sehr freundlich und aufmerksam, die Getränke kamen flott, ebenso ein kleiner Küchengruß, frisches Weißbrot mit einem schön abgeschmeckten Kräuterquark und einer leckeren Tomatenmarmelade. Dann kam ebenso ohne große Wartezeit der anisgebeizte Lachs (gar nicht so schlimm mit dem Anis, fand die Liebste) mit provencalischen Blüten und Dijonsenfsauce auf Linsengemüse und Feldsalat. Der Lachs zart und saftig, das Linsengemüse so wie ich es mag: mit Biss und nicht zerkocht, sehr fein gewürzt. Dem Feldsalat hätten allerdings ein paar Tropfen Vinaigrette gut zu Gesicht gestanden. Die nette Kellnerin meinte auf meine Beschwerde hin, dass hätte sie dem Koch auch schon gesagt, der sei aber der Meinung, dass gehöre so. Als Hauptgang hatte die Liebste gegrillten Zander mit gebratenen Coppa-Scheiben auf Champagnerkraut. Perfekt gegarter Fisch, dazu kleine gebackene Kartöffelchen in der Schale. Ich bekam das Steak mit Herbsttrompetenkruste. Zwar ohne Nachfrage nach dem Gargrad, aber dennoch rosa wie ich es mag und wunderbar zart, auf einer dichten Rotweinsauce mit Rosinen. Dazu zartgegarten Rosenkohl und ein cremiges Kartoffelgratin wie es sein soll, mit krosser Kruste. Als Dessert kam ein Hamburger Bratapfelflan mit gerösteten Mandeln, Zwetschgenröster und Wallnusseis. Abgesehen vom viel zu kalten, harten Eis ein passender Abschluss eines sehr guten Menüs. Das ganze für 31 Euro. Das geht so in Ordnung. Ich hoffe, das nun weitere Gäste den hervorragenden Standard des Cardozas bestätigen.

All so gestärkt und eingestimmt ging es dann gemächlich eine Treppe höher ins Theater. Wie schon in Bochum beim Starlight Express bemerkt, machen sich die Leute nicht mehr so fein, wenn sie ausgehen. Das ist schade, denn irgendwie gibt es dem Ganzen noch einen extra Kick. So liefen hier nur zwei junge Besucherinnen in Affenkostümen rum. Die Servicekräfte hätte man auch irgendwie in passende Klamotten stecken können. Das macht Disney in seinen Parks besser. Der Theatersaal dann schön hörsalmäßig gestuft. da hätte es vielleicht nicht unbedingt einen Platz in der 2. Reihe bedurft (was sich später auch bestätigte). Die Bühne raffiniert verhangen mit halbdurchsichtiger Gaze, auf der ein Segelschiff zu sehen ist. Die Schiff bewegt sich wie in rollender See durch ein leichtes Gebläse. Dazu enervierende Trommelklänge und die Vorgeschichte als Auszug aus dem Logbuch auf Seitenwänden eingeblendet. Jetzt steigt die Stimmung.

Als es losgeht, merken wir, dass es ein paar Reihen weiter hinten zwar genauso teuer, dafür mehr los ist: Eine Affenhorde schwingt sich von ganz hinten und von den Seiten auf die Bühne. Das ist ein zentraler dramaturgischer Trick, der sich durch das ganze Musical durchzieht. Immer wieder schwingen Protagonisten über die Köpfe des Publikums. Wir verdrehen die Hälse. Aber vor uns ist auch genug los. Die Bühne ist ganz einfach gehalten mit ihren Lianenwänden und doch lässt sie Einges zu. So ist die Eingangssequenz schlichtweg genial: Man blickt von oben auf die gestrandeten Eltern von Tarzan, die gehen über den Sand ins Landesinnere und die Szenerie kippt in die Waagerechte. Richtig geil gemacht.

Die Story ist bekannt anrührend. Dazu die Musik von Phil Collins. da kann eigentlich nix schief gehen. Nun mag ich Collins gar nicht und er schafft es meiner Meinung nach auch nicht, richtige Musical-Ohrwürmer zu kreieren wie das Elton John und Tim Rice beim König der Löwen gelungen ist. Dazu komt, dass die deutsche Sprache leider ziemlich unmelodiös ist und sich mancher Reim doch arg in die Melodie quält. Das macht aber dem Musical keinenAbbruch. Die Spieler sind fantastisch und geben alles. Der erste DSDS Gewinner Alexander Klaws als Tarzan hat merklich abgenommen und man nimmt ihm den drahtigen Urwaldbewohner voll ab. Schön auch Jane und ihr Vater und Tarzans Mutter und Affenfreund. Ein toller Abend, der nicht zu Ende zu gehen scheint. Immer wieder wirbeln die Schauspieler durch die Luft, fantastische Schmetterlinge schweben über den Besuchern und exotische Riesenblumen entfalten ein uriges Urwaldfeeling.

Das war der Höhepunkt eines anstrengenden aber wunderschönen Hamburg-Wochenendes. Der Sonntag war von der Heimreise geprägt. Leider wieder in zahlreiche Staus. Fazit: Wir kommen wieder! Schließlich werden noch etliche Jahrestage unserer Liebe zu feiern sein. Und das Miniaturwunderland baut immer noch aus. Und es wird neue Musicals geben und neue Bratwürste bei den Currypiraten.

 

Herz Sieben ist Trumpf!

… oder auch Sieben auf einen Streich! „Sieben!“, sagt der Maurer und erwartet feinen Sand. Und der steckt bekanntlich bei so manchen Beziehungen sprichwörtlich im siebten Jahr im Getriebe. Komisch: bei uns war das bisher nicht so. Na gut, von feinem Knirschen hin und wider mal abgesehen. Ab das ist ja noch im Normbereich. Denn Reibung erzeugt bekanntlich auch Wärme. Herzenswärme bei uns. Denn wir sind ganz unterschiedliche Menschen mit ganz ähnlichen Vorlieben. Genau das ist die Mischung, die es spannend hält. Gut für Beton, würde der Maurer da sagen. Und genau so fest soll es die nächsten siebenundsiebzig Jahre halten! Feiern werden wir das erst Mal Anfang November in Hamburg bei einem abenteuerlichen Wochenende mit heißen und eiskalten Genüssen. Mmmmh, ich freu mich drauf (auf den Norden und die kommenden Jahre mit Dir, meine liebste Geliebteste)!

Was für eine Schweinerei!

Sehen die nicht aus wie gemalt!?

Gerade haben wir es schriftlich bekommen: Schwäbisch-Hällische-Eichelschweinkoteletts entsprechen nicht der EU-Verordnung und sind minderwertiges Fleisch. Da passt es doch wunderbar, dass wir erst vor ein paar Tagen das Glück hatten, von der Sinsheimer Metzgerei Ohr ein paar dieser sagenhaften Koteletts zu ergattern. Zweimal haben wir schon damit gekocht und sind nun süchtig nach diesem grandiosen Schweinefleisch.

So mancher wird sich mit Grausen abwenden und der EU recht geben. Denn mittlerweile bekommt man ja fast nur noch Turboschweine, denen sämtliches Fett, und somit auch Geschmack, weggezüchtet wurden. Dabei kann man das Fett ja wegschneiden, wenn es in der Pfanne seine Schuldigkeit getan hat. Denn ohne diesen Geschmacksträger fehlt einfach was, das Fleisch ist fade. Darüber hinaus ist langsam gewachsenes Fleisch, wie von den Schwäbisch-Hällischen oder auch den Bunten Bentheimer Schweinen ohne große Wassereinlagerungen, die Koteletts in der Pfanne schrumpeln lassen wie Pimmel im kalten Wasser. Von den fehlenden Antibiotika ganz zu schweigen. Artgerechte Haltung und Fütterung ohne Tiermehl sind weitere Argumente für diese wunderbaren Tiere.

Wer dieses Fleisch probiert hat, wird sich fragen, ob die EU-Prüfer diese Koteletts jemals in der Pfanne, geschweige denn auf der Zunge hatten! Überhaupt, wovon ernähren sich diese Typen? Von genormten Kartoffelchips? Dabei ist der Unterschied augenfällig. Und man kann ihn schmecken. Ich hoffe, dass vielleicht doch einer der Prüfer vom verpönten Fleisch genascht hat, dabei mehrfach gekommen und anschließend zu einer Domina gegangen ist, um sich dafür verhauen zu lassen. Hoffentlich hat es ordentlich weh getan!

Wir lassen uns jedenfalls nicht gängeln und werden diese Köstlichkeit weiter genießen. So ein Schwein macht glücklich. Daher kommt vermutlich auch der Begriff „Glücksschwein“. Steigern lässt sich das nur noch durch gemeinsames Schwelgen in versauten Genüssen. Da geht die Liebe buchstäblich durch den Magen …

Kotelett vom Schwäbisch-Hällischen Eichelschwein mit meditteranem Kartoffelstampf, glasierten Karotten und Blaubeer-Chutney

 

Kinzigtal total!

Am zweiten Sonntag im September wird seit Jahren die Bundesstraße im Kinzigtal, von der Quelle der Kinzig bis zur Mündung in Hanau, für Autos gesperrt. Eine Riesenfete für Radler und Skater steigt statt dessen auf dem Asphalt. Und endlich habe ich es geschaft einmal mitzufahren! Im Spaß hatte ich die Kids dazu eingeladen und die sagten leider sofort zu. Wollten sie doch schon lange mit mir eine Radtour machen. Da konnte das Väterchen ja keinen Rückzieher mehr machen. Zumal die Liebste ständig stichelte und fest damit rechnete, dass ich meinen Hintern niemals auf’s Rad schwingen würde. Zum Glück habe ich ein seniorengerechtes Radl mit jeder Menge Gänge und bin medikamentös gut eingestellt. Und so hab ich es tatsächlich geschafft, mit etlichen Päuschen, bis nach Steinau zu fahren, der Heimatstadt meines Vaters. Der hätte bestimmt gestaunt, hätte er seinen unsportlichen Erstgeborenen sehen können. So glotzten die anderen. Kein Wunder bei diesem attraktiven Team: eine wohlgewachsene Tochter, ein cooler Sohn und ihr fitter, fetter Vadder. Ein Bild für die Götter. Fehlte eigentlich nur die Liebste. Aber eine musste sich ja um das Hundevieh kümmern, der zwar bestimmt seinen Spaß gehabt, aber auch die Radler reihenweise von ihren Stahlrössern gefegt hätte.